Markus Comploj: “Die Realitäten auf allen Ebenen dürfen nicht verkannt werden”

Die VN fragen den Unternehmer und Sprecher der Vorarlberger Industrie, Markus Comploj: Drei Fragen, drei Antworten ob Industrie- und Wirtschaftspolitik die richtigen Maßnahmen setzt.
Sind die Maßnahmen der Bundes- wie auch die Vorarlberger Landesregierung geeignet, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bekommen?
Die Maßnahmen setzen grundsätzlich an den richtigen Hebeln an – etwa durch Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung und Fachkräftesicherung. Entscheidend wird jedoch sein, wie schnell und unbürokratisch die Umsetzung erfolgt und eine Budgetkonsolidierung erfolgen kann. Nur so schaffen sie tatsächlich Vertrauen, fördern Innovation und bringen die notwendige Dynamik in die Wirtschaft zurück.
Ein Aufschwung der Industrie ist noch nicht absehbar. Was muss aus Ihrer Meinung nach auf der EU-Ebene jetzt passieren?
Das europäische CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM) gehört überarbeitet, da betroffene Unternehmen aktuell so nicht kostendeckend produzieren können. Es braucht eine CO2-Kostenentlastung für Exporte von CBAM-Waren bzw. daraus hergestellten Gütern sowie eine Verlängerung der kostenlosen Zuteilung von Zertifikaten für das europäische Emissionshandelssystem ETS. Wir sind sonst nicht mehr wettbewerbsfähig.
Werfen wir einen Blick auf die kommenden KV-Verhandlungen. Wie sehen Sie diesen entgegen?
Ich sehe den kommenden Kollektivvertragsverhandlungen mit dem klaren Ziel entgegen, Lösungen mit Augenmaß zu finden. Nach den zuletzt stark gestiegenen Löhnen braucht es heuer eine ausgewogene Linie. Die Realitäten auf allen Ebenen dürfen nicht verkannt werden. Wir liegen bei der Erhöhung von Löhnen und Gehältern im europäischen Spitzenfeld – beim Wirtschaftswachstum ganz hinten.