Wie Phoenix aus der Asche: Nach Großbrand wurde Standort auch ökologisch aufgerüstet

Nach Großbrand am Silvester 2021 wurde der größte Industriepark Vorarlbergs auf neuesten Stand gebracht. Neue Infrastruktur mit ökologischem Schwerpunkt.
Rankweil In der Silvesternacht auf den Neujahrstag 2022 legte ein Flammeninferno gleich mehrere Produktionshallen beim Industriepark Kunert in Rankweil in Schutt und Asche. Dem Großeinsatz von 17 Feuerwehren folgte ein Schock für die Versicherungen. Gebäude- und Inventarschäden sowie die Betriebsunterbrechung schlugen mit immensen 43 Millionen Euro zu Buche. Die Brandursache lag nicht etwa in einem technischen Defekt. Denn es existiert Videomaterial, auf dem zwei junge Männer beim Hantieren mit Feuerwerksraketen zu sehen sind. Weil es zwar das Video gab, aber keine Beweise für das Abfeuern der Raketen, wurden sie lediglich ob der fahrlässigen Gefährdung einer Menschengruppe verurteilt – zu einer unbedingten Geldstrafe von insgesamt 2700 Euro.

Auf dem Schaden blieben das Unternehmen Kunert Industriepark GmbH beziehungsweise vielmehr ihre Versicherung sitzen. Doch nun – über vier Jahre später – ist der größte Industriepark Vorarlbergs mit 98.000 Quadratmetern Gewerbeflächen wie der sprichwörtliche Phönix aus der Asche in neuer Stärke auferstanden. Am Donnerstag präsentierte das Management die zwei neuen bzw. sanierten Hallen.
Ohne Bodenversiegelung
Obwohl eine der Hallen komplett neu ist, ist es gelungen, ohne weitere Bodenversiegelung mehr Raum zu schaffen, sind Geschäftsführerin Anna Reitbrugger und der technische Leiter, Harald Wohlgenannt, stolz auf die neue Infrastruktur, in welche die Eigentümer – Enkel des Unternehmensgründers Heinrich Kunert – 10,5 Millionen Euro investierten.

Die neuen Hallen, A und D, wurden auf Flächen des bestehenden Areals realisiert. Das Projekt zeigt, dass Industrieentwicklung auch ohne zusätzliche Flächenversiegelung gelingen kann. Auch bei der Energieversorgung setzt der Industriepark Maßstäbe: Eine 12.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 1,3 MWp versorgt jetzt das gesamte Areal mit zertifiziertem Ökostrom. Zur Beheizung und Kühlung der neu errichteten Halle D dient eine Grundwasserwärmepumpe, wodurch auf die Nutzung fossiler Brennstoffe verzichtet werde.

Für die Außengestaltung wurde ein Ökologiekonzept beauftragt und umgesetzt. “Zur Förderung der Biodiversität haben wir zum Beispiel eine Magerwiese umgesetzt. Weiters bieten wir natürliche Lebensräume für Eidechsen, unterschiedlichste Insektenarten und einheimische Pflanzen, sogar Biber gehören dazu”, berichtet Harald Wohlgenannt. Damit nicht genug: Auf dem riesigen Firmenareal erzeugen auch Bienen Honig und tun sich Ziegen an den Wiesen gütlich.
Politiker gratulieren
Soviel Engagement bekommt Lob. Die Rankweiler Bürgermeisterin Katharina Wöß-Krall hebt nicht nur hervor, dass mit dem Park auch Arbeitsplätze gesichert werden, sondern auch, dass “die Ressourcenschonung ein zentrales Element unserer Nachhaltigkeitsstrategie” ist. Und Wirtschaftslandesrat Marco Tittler freut sich ebenfalls, dass “Kunert als visionärer Traditionsbetrieb mit den neuen Hallen zur Standortattraktivität beiträgt. Dass hier bereits versiegelte Böden wieder nutzbar gemacht wurden, ist besonders vorbildlich”.
Derzeit sind in den insgesamt zwölf Hallen des Industrieparks rund 25 Unternehmen mit rund 300 Mitarbeitern vor Ort eingemietet. Die Firma Alvaris produziert Profilsysteme, Feinjersey ist als Textiler im Ursprungsbereich des Unternehmens tätig, König in der Motorenbranche und Invicon entwickelt und produziert Verbundwerkstoffe. Die Auslastung liegt bei fast 100 Prozent, derzeit stehen nur 2300 Quadratmeter für mögliche Mieter bereit. Die neuen Hallen sind übrigens schon vermietet.