Ende der Rezession? “Die See bleibt rau und stürmisch”

Markt / 17.06.2025 • 12:03 Uhr
Eröffnung Güterbahnhof Wolfurt
Vorarlberg als “Exportweltmeister” war und ist von den Verwerfungen im Welthandel besonders betroffen. Die Warenexporte sind um rund 1,5 Prozent auf etwa 13 Milliarden Euro gesunken. VN

Der Vorstand für Firmenkunden und der Landesdirektor der größten Bank Österreichs im Bereich der Wirtschaft sehen die Talsohle in der Wirtschaftskrise erreicht: „Zuversicht steigt leicht“.

Schwarzach, Wien “Die See bleibt rau und stürmisch, wir brauchen starke Kapitäne”, sagt der Vorstand der Bank Austria, Dieter Hengl, mit Blick auf die anhaltende Rezession in Österreich. Doch er sieht auch eine leichte Beruhigung der stürmischen See. “Auch wenn das Umfeld herausfordernd bleibt, verzeichnet die österreichische Wirtschaft im ersten Quartal ein leichtes Wachstum.” Mit Zurücklehnen wird es aber nichts, denn die Krisen und Unwägbarkeiten werden nicht weniger, verweist Hengl auf die Zollproblematik mit den USA, den anhaltenden Ukraine-Krieg und die Konflikte im Nahen Osten.

Dieter Hengl Claus Jeschko
Bank Austria-Landesdirektor Claus Jeschko und Bank Austria-Vorstand Dieter Hengl sehen nach dem leichten Wachstum im ersten Quartal wieder etwasmehr Zuversicht bei den Unternehmen. VN/BR

Die Talsohle sei aber erreicht, “positiv unterstützen die Zinssenkungen”, für September erwarten er und die Ökonomen der Bank Austria eine letzte Zinssenkung der EZB auf dann 1,75 Prozent. Auch das deutsche 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturpaket werde zumindest mittelfristig auch für österreichische Unternehmen Aufträge bringen und schließlich habe auch die österreichische Regierung trotz des Milliarden-Sparpaketes einen Fokus auf die Wirtschaftspolitik gelegt. Positiv nimmt Hengl auch wahr, dass die Dreierkoalition arbeitet und nicht streitet.

“Zuversicht kehrt zurück”

“Die Zuversicht kehrt langsam zurück.” Dass sich die Unternehmen für die Zukunft rüsten, sei daran ersichtlich, dass sie Übernahmen von schwächeren Mitbewerbern realisieren. Investiert wird auch in Vorarlberg, berichtet Landesdirektor Claus Jeschko, obwohl Vorarlberg als starkes Exportland infolge der konjunkturellen Abschwächung in wichtigen Märkten stärker als andere Bundesländer getroffen wurde. Die Wirtschaftsleistung ging um rund 1,8 Prozent zurück und die Arbeitslosigkeit stieg auf 5,6 Prozent, während die Beschäftigung stagnierte. “Auch im Jahr 2025 wird die wirtschaftliche Lage in Vorarlberg angespannt bleiben. Für heuer rechnen die Ökonomen mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent. Der Arbeitsmarkt werde sich vermutlich erst ab Jahresbeginn 2026 wieder erholen. “2025 gilt noch Fahren auf Sicht”, so Jeschko.

KMU-Initiative

Als robuste Stütze der Industrie zeigte sich in Vorarlberg der Maschinenbau, während die Textilindustrie und die metallverarbeitende Industrie deutliche Produktionsrückgänge verzeichnen mussten, das spiegle sich auch in der Exportstatistik. Der Tourismus legte zwar zu, doch “trotz steigender Nächtigungszahlen sank dort die Wertschöpfung wegen hoher Kosten.” Nichtsdestotrotz baut die Bank Austria ihre Dienstleistungen aus und hat eine KMU-Wachstumsinitiative gestartet. Als Komplementärbank könne sie kleineren Unternehmen Finanzierungen bieten oder mit dem großen internationalen UniCredit-Netzwerk im Export unterstützen, zählt Firmenkunden-Vorstand Dieter Hengl nur einige der Dienstleistungen auf, die sie kleinen Unternehmen bieten könne. Mit Erfolg: Man habe seit Start dieser Initiative schon 400 neue Kunden gewonnen, auch in Vorarlberg seien das Interesse und die Kontakte mit den KMU als auch mit Freiberuflern hoch, so Jeschko.