So wirkt sich der Konflikt im Iran auf den Heizöl-Preis aus

Markt / 23.06.2025 • 06:00 Uhr
So wirkt sich der Konflikt im Iran auf den Heizöl-Preis aus
Zwar kauft Europa kein Heizöl aus dem Iran – dennoch hat der Konflikt mit Israel auch Auswirkungen auf die Vorarlberger Kunden. Canva, AFP

Wer im Mai sein Heizöl einkaufte, hatte Glück. Noch sehen die Händler für die heimischen Endkunden nicht schwarz.

Darum geht’s:

  • Heizölpreise sind an Börsenpreise gebunden, beeinflusst durch Spekulation.
  • Kein Mangel an Heizöl, aber Preisveränderungen zu erwarten.
  • Straße von Hormus könnte Ölpreise signifikant verteuern.

Schwarzach “Wer vor 14 Tagen sein Heizöl einkaufte, hatte Glück”, räumt Peter Aberer ein. “Da lag der Preis noch stabil auf einem vernünftigen Niveau”, erklärt der geschäftsführende Eigentümer des Energiehändlers ESW Reiner Logistik GmbH und Obmann der Fachgruppe Energiehandel in der WK Vorarlberg. Im Mai waren die Aussichten noch gut: Der Rohölpreis für die Marke Brent lag gut zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau, was sich auch bei Treibstoffen wie auch Heizöl bemerkbar machte. Mit einem Preisanstieg war nicht zu rechnen. Doch dann flog die israelische Luftwaffe ihre Angriffe gegen den Iran.

So wirkt sich der Konflikt im Iran auf den Heizöl-Preis aus
Peter Aberer rät zum Heizölkauf. Mangel ist keiner zu erwarten, doch noch ist es günstiger als vor einem Jahr. WKV/Frederick Sams

Da Energieträger von Diesel bis Heizöl an Börsenpreise gebunden sind, spielen die Erwartungen der Anleger beinahe die größte Rolle. Dies zeigt sich auch beim Zollstreit mit den USA. “Dieser hat die Rohölpreise etwa nach unten getrieben”, erklärt Aberer – und dies wirkte inflationshemmend. Da Treibstoffe günstiger wurden, minderte dies die Preissteigerungen in anderen Bereichen. Letztlich lag die Inflation damit jüngst bei drei Prozent, dank des günstigen Treibstoffs. Dabei wären im Mai sogar noch günstigere Preise an den Zapfsäulen möglich gewesen, klagten ÖAMTC und das Institut für Höhere Studien.

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“Wir müssen damit leben, dass Öl ein Objekt der Spekulation ist”, fasst Aberer zusammen. Die Börse reagiert auf jeden Angriff wie auch auf eine Deeskalation. So lag etwa Diesel im Mai bei 1,473 Euro pro Liter in Österreich. Direkt nach dem Angriff ging er dann vielerorts auf über 1,6 Euro pro Liter, am Freitag lag er in Vorarlberg im Median noch bei 1,579 Euro. Dennoch liegt der Preis noch unter dem Niveau vom Frühjahr 2024. “Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte nun einkaufen. Dann hat man einen ruhigen Sommer”, rät Aberer. Einen Mangel gäbe es nicht einmal, wenn die Straße von Hormus blockiert wäre – der Preis wäre jedoch eine andere Frage.

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Eine Meerenge als Preistreiber

Die Straße von Hormus ist eine Meerenge zwischen dem Iran und den VAE. Durch dieses Nadelöhr fließen etwa 20 Prozent der weltweiten Ölexporte – und könnten vom Iran aus bedroht werden. Mahdi Ghodsi vom Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) rechnet gegenüber der APA bei einer kurzfristigen Blockade von wenigen Tagen mit einem Anstieg der Marktpreise für Öl von etwa 20 bis 50 Prozent. Gelänge es dem Iran, die Straße länger zu blockieren, wären noch stärkere Preisanstiege denkbar. Angesichts der dann drohenden gravierenden Konsequenzen für die Weltwirtschaft hätte der Iran nicht nur Reaktionen von den USA und Israel zu erwarten, sondern auch von den eigenen Partnern wie China, das große Mengen iranischen Öls bezieht.

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Mit dem Szenario einer länger anhaltenden Schließung der Straße von Hormus hat sich auch Oxford Economics befasst. Laut einer neuen Simulationsrechnung des britischen Research-Hauses könnte der Ölpreis dabei auf bis zu 130 Dollar emporschnellen. Auf diesem Niveau war er direkt nach dem Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 und würde derzeit beinahe einer Verdopplung des Ölpreises entsprechen. Für Österreich würde dies bedeuten, dass die Inflationsrate bis Ende 2025 auf bis zu fünf Prozent steigt, schätzt Wifo-Ökonom Josef Baumgartner auf Grundlage der Simulation gegenüber der APA.

Heizöl gilt einerseits als Brennstoff, andererseits als Mineralölprodukt.
Heizöl, hier ein Archivbild aus dem Herbst 2023, ist Spekulationen unterworfen. VN/Rauch