Auf solidem Holz gebaut: 140 Einreichungen für den Vorarlberger Holzbaupreis

Hohenems Was ein Leuchtturm ist und was nicht – darüber gehen die Meinungen auseinander. Das neue Hohenemser Rathaus ragt jedenfalls schon aufgrund seiner Höhe von 22,30 Meter über die Altstadt hinaus, doch auch die Tatsache, dass dafür der Baustoff Holz gewählt wurde, macht es besonders. Das Rathaus war deshalb der logische Ort, um auf den nahenden Vorarlberger Holzbaupreis aufmerksam zu machen, der nächsten Freitag verliehen wird.
“Verankerte Baukultur”
Ob das Rathaus Hohenems Chancen auf den Preis hat? Der Obmann der Vorarlberger Holzbaukunst, Werner Flatz, kann es nicht sagen. Er kenne die Entscheidungen der Jury nicht, sagt er. Er weiß nur, dass diesmal nicht Preise in verschiedenen Kategorien vergeben werden, sondern erstmals darauf verzichtet wird, “um der Jury größere Flexibilität in der Bewertung einzuräumen”, wie der Geschäftsführer der Vorarlberger Holzbaukunst, Wolfgang Mair, erklärt. Die Jury wiederum hebt Haltung und Qualität hervor: “Bauen mit Holz ist in Vorarlberg weit mehr als ein aktueller Trend – es ist Ausdruck einer gelebten, tief verankerten Baukultur, die sich in beeindruckender Vielfalt und Qualität zeigt.” Rund 140 Einreichungen wurden von den Jurorinnen und Juroren heuer diskutiert und bewertet.
Starkes Wachstum
Das Erfolgsmodell Vorarlberger Holzbau lässt sich auch anhand von Zahlen festmachen: Im Jahr 2023 hat der Vorarlberger Holzbau einen Gesamtumsatz von 182 Millionen Euro gemacht – “das entspricht einem Zuwachs von 79 Prozent gegenüber 2013”, stellt Obmann Flatz eine Zehnjahresrechnung auf. Selbst inflationsbereinigt betrage das Plus 69 Prozent. Auch Nachhaltigkeit und Klimawandel machen sich in den Zahlen bemerkbar. Deutlich gestiegen ist der Anteil des Holzbaus am gesamten Hochbau-Umsatz auf bereits rund 20 Prozent. “Damit ist Holz im regionalen Bauwesen nicht mehr Randerscheinung, sondern zentrales Zukunftsthema”, stellt der Obmann des Interessenverbandes selbstbewusst fest. Gewachsen ist auch die Anzahl der Betriebe, der Mitarbeiter und der Lehrlinge: “Damit bleibt der Holzbau zukunftsfähig.”
Kooperation bringt Innovation
Manfred Miglar, Vorstand der Raiffeisen Landesbank, die seit den Anfängen des Holzbaupreises und der Holzbaukunst mit an Bord ist, ist vom Netzwerk begeistert, das nicht nur aus den Zimmerern, sondern aus Unternehmen, Architekten, Planern und weiteren Partnern besteht, die “dank Kooperation Innovation und Initiativen realisieren” und damit Vorarlberg auch international zum Hotspot der Branche gemacht hat.
Dass der Holzbau weiter wächst, liegt auch für den Hohenemser Bürgermeister Dieter Egger, der übrigens auch privat sein Holzhaus schätzt, auf der Hand. Regionale Wertschöpfung, Handwerk, Klimaschutz waren für die Stadt Hohenems Gründe, um das neue Rathaus in Holz zu realisieren. Es entspricht nicht nur den Anforderungen des Kommunalgebäudeausweises, sondern wurde auch nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip gebaut, ist komplett wiederverwertbar. Und “auf den Lebenszyklus umgelegt, wird es sich sehr schnell amortisieren”, so Egger. Und nach zwei Monaten im Vollbetrieb stellt er auch fest, dass sich Mitarbeiter und Bürger im neuen Rathaus wohlfühlen.