Stark gewachsen, neuen Eigentümer und ein “Bonus für die engagierten Mitarbeiter”

Vergangene Woche wurde bekannt, dass das Schlinser Traditionsunternehmen Erne Fittings einen neuen Eigentümer bekommt. Der chinesische Konzern Jiuli bekommt ein Unternehmen auf Wachstumskurs, wie die Bilanz 2024 zeigt.
Schlins Die Firma Erne wurde im Jahr 1920 von Josef Erne als Kupferschmiede gegründet. Er und seine Mitarbeiter machten einen guten Job – das Unternehmen wuchs trotz schwieriger Zeiten, 1957 wurde die erste Produktionshalle der Firma in Schlins eröffnet, mit Innovationen war man auch international in einer anspruchsvollen Branche erfolgreich. Freilich in einer Branche, die Höhen und Tiefen hat. Das und Managementfehler sorgten dafür, dass das inzwischen stark gewachsene Familienunternehmen, zu dem auch die Elb-Form in Vandans gehörte, im Oktober 2016 mit dem österreichischen Investor und Industriellen Stephan Zöchling und dem Bauindustriellen Hans-Peter Haselsteiner neue Eigentümer erhielt.
Nach dem Verzicht der Hausbanken auf Forderungen in Millionenhöhe und einer Kapitalerhöhung um zehn Millionen Euro waren die folgenden Jahre dennoch nicht einfach. Nach mehreren Wechseln im Management übernahmen 2020 die beiden Vorarlberger Manager Matthias Kaufmann (CEO) und Bernd Klemisch (CFO) die Führung bei Erne Fittings (ELB-Form wurde ausgelagert und ist inzwischen Teil der Remus-Gruppe) und schafften die Trendwende.

Das Unternehmen konnte in den vergangenen Jahren den Schuldenberg beträchtlich reduzieren, wie die Bilanz 2024 zeigt, die am Freitag vom Aufsichtsrat abgesegnet wurde. Die Zahlen dürften auch den neuen Eigentümer beeindruckt haben. Wie die VN berichteten, hat am 13. Juni 2025 die chinesische Jiuli Group, ein weltweit führender Hersteller von Edelstahlrohren, 100 Prozent der Anteile an der Erne Group GmbH übernommen. “Mit Jiuli gewinnt Erne einen starken strategischen Partner mit globaler Reichweite. Damit ist nicht nur die Rohstoffversorgung langfristig gesichert, sondern auch der Zugang zu neuen Märkten”, wischt CEO Kaufmann im Gespräch mit den VN Bedenken über den Eintritt eines chinesischen Unternehmens vom Tisch: “Die Jiuli Group ist ein Familienunternehmen und in unserer Branche tätig – nicht einfach ein Investor, das war uns wichtig.”

Der konzernweite Umsatz der Erne Group stieg von 72,8 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 89,7 Mill. Euro 2024. Der Konzernjahresüberschuss erhöhte sich auf 6,2 Mill. Euro – eine fast vierfache Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (1,7 Mill. Euro). Der Weg zur Gesundung führte, um es salopp auszudrücken, über den Hausverstand. Das Management kündigte Beraterverträge, die Hunderttausende Euro verschlungen haben, und vertraute auf eigene Stärken. Die Mitarbeiter sind “voll mitgezogen”, so Klemisch. Man holte alle Kernkompetenzen wieder ins Unternehmen, die Entwicklung wurde gestärkt. Aufgrund der guten Zahlen und ihres großen Engagements werden die Mitarbeiter am Erfolg mitpartizipieren. “Wir werden heuer eine Prämie an unsere Mitarbeiter ausschütten”, so Kaufmann.
Investitionen in allen Werken
Besonders stolz ist man auf die Eigenentwicklung auch im Anlagebau, die die hohe Kompetenz der Mitarbeiter unterstreicht. Für 2025 erwartet die Erne Group trotz globaler Unsicherheiten eine stabile Entwicklung – im vergangenen Jahr waren es vor allem der Nahe Osten und die USA, wo man zulegen konnte. Europa schwächelte, doch auch hier eröffnen sich neue Möglichkeiten, so die Führungsspitze. Unter dem neuen Eigentümer wird weiter investiert. In Schlins wird ein neuer Trakt für Labor, Produktion und Entwicklung entstehen, und das Unternehmen wird seinen bisherigen Standort in der Ortsmitte räumen. Rund drei Millionen Euro sind dafür budgetiert, außerdem wird es Investitionen in Automatisierung sowie die nachhaltige Standortentwicklung in allen Werken in Österreich und Saudi-Arabien geben. Auch die Produktpalette soll erweitert werden.