Diese Branche ist auf dem Holzweg – mit großem Erfolg

Während die Bauwirtschaft immer noch in den Seilen hängt, boomt der Holzbau – nicht nur in Vorarlberg. Der Holzbaupreis, der heute vergeben wird, feiert die Vielfalt der Möglichkeiten des Baustoffs Holz.
Schwarzenberg, Ludesch “Vorarlberg zählt heute bereits zu den europäischen Spitzenreitern im Holzbau. Damit das so bleibt, braucht es Engagement, Wissenstransfer und ein starkes Netzwerk”, skizziert Wolfgang Mair, Geschäftsführer der Vorarlberger Holzbaukunst, die Zukunft der Branche. Was es außerdem braucht – mehr Kapazitäten, mehr Mitarbeiter, denn für heuer sind in praktisch allen 141 Zimmererbetrieben, das sind immerhin 19 mehr als noch vor zehn Jahren, die Auftragsbücher voll. Auch die Zahl der Mitarbeiter ist in diesem Zeitraum in der Branche 27 Prozent gewachsen – von 674 auf 862 Mitarbeitende. Ausgebildet werden heuer 182 Lehrlinge, ebenfalls ein Rekordhoch. Und doch: Es gibt Luft nach oben.

Denn der Holzbau ist international im Aufwind. Kein Wunder – hat er doch alle Eigenschaften, die heute gefordert werden, so Mair: “Holzbau ist nachhaltig, regional, qualitätsvoll.” Doch der Vorarlberger Holzbau ist längst auch international. Gerade im Modulbau zählen einige Vorarlberger Unternehmen zu den Speerspitzen der Branche, wie große Projekte vor allem in Deutschland zeigen. Welche wichtige Rolle der Holzbau inzwischen einnimmt, zeigt auch die Tatsache, dass nicht nur in Vorarlberg alle großen Bauunternehmen einen eigenen Holzbau haben, sondern dass die großen Baukonzerne Gebäude in Holz anbieten. “Es ist Platz für beides”, sagt dazu Architekt Johannes Kaufmann im Gespräch mit den VN. Gerade wenn schnell gebaut werden soll, seien Holzmodule eine gute Lösung dank der seriellen Vorfertigung. Besonders in Deutschland können hier Vorarlberger Unternehmen reüssieren. Doch so einfach, wie es sich darstellt, sei es nicht: “Praktisch jedes deutsche Bundesland, ja sogar Kommunen, haben andere Vorschriften und Voraussetzungen”, so Kaufmann. Damit der Holzbau weiter wachsen kann, wäre, so der Architekt, eine europaweite Harmonisierung der Vorschriften unumgänglich.
Überregulierung kostet
Eine Überregulierung sieht er auch in Österreich. “Alleine die gesetzlichen Vorschriften verursachen bis zu zehn Prozent der Baukosten”, und er nennt den Schallschutz als Beispiel dafür. Es dürfe nicht noch mehr Vorschriften geben, ein Beispiel für pragmatische Lösungen sei die Schweiz, rät er zu einem Blick über die Grenze. Der Holzbau komme nämlich auch am Markt unter Druck, denn der Massivbau habe aufgrund der schwächelnden Nachfrage bei den Kosten stark nachgegeben. Kostete der Kubikmeter Beton noch vor Kurzem 240 Euro, so ist er jetzt auf 160 Euro gefallen.

Mit mehr Mitarbeitern in allen involvierten Bereichen – die Ausbildung in den Betrieben, an Hochschulen und HTL ist auf gutem Niveau – und den entsprechenden Strukturen dürften aber die Pläne der Vorarlberger Holzbaukunst, welche den Vorarlberger Holzbaupreis ins Leben gerufen hat, aufgehen. “Wir werden unsere Aktivitäten weiter ausbauen, um die Sichtbarkeit, Akzeptanz und Umsetzung von Holzbauprojekten in allen Maßstäben zu fördern”, sagt der Obmann der Vorarlberger Holzbaukunst, Werner Flatz.

Maßgeblich zur Förderung und Attraktivität beitragen werden jedenfalls wieder die Teilnehmer und Gewinner des Holzbaupreises, der heute, Freitag, verliehen. 140 Projekte wurden von der Fachjury beurteilt, erstmals ohne die Vorgabe fixer Kategorien, was den Juroren größere Flexibilität einräumt. Das begrüßt auch Architekt Kaufmann, der bei anderen Holzbaupreisen in der Jury sitzt. “Es gibt nur kluges Bauen oder unkluges Bauen. So werden die wirklich besten Projekte ins Scheinwerferlicht gestellt.” Die ganze Vielfalt des Holzbaus von der Sanierung bis zur Bestandserhaltung, vom Einfamilienhaus über den sozialen Wohnbau, den kommunalen Bau und den Gewerbebau findet man außerdem in der VN-Sonderpublikation, die am Samstag erscheint.