Firmeninsolvenzen: Viele Gläubiger gehen leer aus

Markt / 08.07.2025 • 14:28 Uhr
Firmeninsolvenzen: Viele Gläubiger gehen leer aus
Die meisten Beschäftigten bei den Insolvenzen zählte die Palmers Textil Aktiengesellschaft (515). Der Wäschehändler musste im Februar Insolvenz anmelden. apa

Rückgang in Vorarlberg – ausgehend von hohem Niveau. Österreich steht vor drittem Rekordjahr.

Feldkirch Am Dienstag wurde über das Vermögen von Selma Kalkanli aus Dornbirn (Wichnerstraße 44/1), die im Bereich Güterbeförderung tätig ist, das Konkursverfahren am Landesgericht Feldkirch eröffnet. Betroffen sind fünf Dienstnehmer. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 9000 Euro. Masseverwalter ist Rechtsanwalt Lukas Pfefferkorn.

Mehr Anträge über Gläubiger

Solche Verfahren mit relativ niedrigen Schuldenbeträgen sind in Vorarlberg keine Seltenheit. Sie werden häufig nicht vom Unternehmer selbst beantragt, sondern von öffentlich-rechtlichen Gläubigern – etwa dem Finanzamt oder den Sozialversicherungsträgern. In vielen Fällen handelt es sich um coronabedingt gestundete Beiträge, deren Rückzahlung nun eingefordert wird. Im ersten Halbjahr 2025 wurden in Vorarlberg 17 Verfahren über Eigenantrag und 26 über Gläubigerantrag eröffnet.

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Im Gegensatz dazu gab es im ersten Halbjahr 2025 in Vorarlberg auch viele große Insolvenzfälle, wie die aktuelle Statistik des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) zeigt. Bei den Top 10 liegen die Verbindlichkeiten alle annähernd im Millionenbereich.

Die Zahl der Firmeninsolvenzen ging im Halbjahr auf insgesamt 77 zurück, das bedeutet einen Rückgang von 17,2 Prozent. Tatsächlich eröffnet wurden 45 Verfahren. Die AKV-Experten relativieren allerdings: “Vorarlberg konnte zwar einen deutlichen Rückgang verzeichnen, allerdings ausgehend von einem extrem hohen Wert im ersten Halbjahr 2024”, heißt es in der Analyse. “Insofern ist die Anzahl an Firmeninsolvenzen nach wie vor als sehr hoch einzustufen.”

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Besorgniserregend sei laut AKV auch der hohe Anteil an Verfahren, die ohne Quotenausschüttung enden. In fast 30 Prozent der Fälle gehen Gläubiger leer aus – ein überdurchschnittlicher Wert im österreichweiten Vergleich. Zählt man zusätzlich die 32 mangels Masse abgewiesenen Verfahren, ergibt sich ein noch trüberes Bild: In diesen Fällen fehlt es bereits an einem Aktivvermögen von mindestens 4000 Euro, das nötig wäre, um überhaupt ein Insolvenzverfahren einzuleiten.

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Drittes Rekordjahr in Folge?

Österreichweit zeigt sich, dass wohl das dritte Rekordpleitenjahr in Folge bevorsteht. Im ersten Halbjahr 2025 wurden 2173 Firmenpleiten registriert – ein Plus von 3,53 Prozent und ein historischer Höchstwert. Zusätzlich wurden 1540 Verfahren mangels Vermögen abgewiesen. Dabei waren die zehn nach Passiva größten insolventen Unternehmen allesamt in der Immobilienentwicklung tätig, neun davon sind der Signa-Unternehmensgruppe zuzuordnen. Allein im 1. Halbjahr 2025 wurden über das Vermögen von 94 Gesellschaften aus dem Signa-Konglomerat Insolvenzverfahren eröffnet. Die Gesamtverbindlichkeiten der eröffneten Firmeninsolvenzen betragen im 1. Halbjahr 2025 rund 7,82 Milliarden Euro.