Weniger Pleiten als andere Bundesländer – aber mehr Fehler bei der Gründung

Im ersten Halbjahr gab es in Vorarlberg um über ein Drittel weniger Pleiten. Doch die, die es getroffen hat, waren nicht lange am Markt: Bei Gründer-Insolvenzen ist unser Bundesland nämlich Spitzenreiter.
Schwarzach, Wien Die guten Nachrichten zuerst: Die weltweit tätige Wirtschaftsauskunftei Dun & Bradstreet hat die Insolvenzen und die Neugründungen der DACH-Region unter die Lupe genommen und ist dabei ins Detail – sprich: in die Auswertung der Bundesländer – gegangen. Und in beiden Bereichen hat Vorarlberg erfreulich gut abgeschnitten: Obwohl die Zahl der Insolvenzen von protokollierten Unternehmen in Österreich im ersten Halbjahr 2025 erneut deutlich gestiegen ist – laut der aktuellen Analyse von Dun & Bradstreet waren es 1990 Unternehmenskonkurse (+13 Prozent gegenüber 2. Hj. 2024) – sind sie in Vorarlberg im Bundesländervergleich am stärksten zurückgegangen: um 38 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2024. Den höchsten relativen Zuwachs verzeichnet das Nachbarbundesland Tirol mit einem Plus von 49 Prozent.
Betroffene Branchen
Schaut man, welche Branchen in Österreich am stärksten betroffen waren, stehen allen voran Holdings und Investitionsgesellschaften, bei denen die Konkursfälle um ganze 133 Prozent zunahmen. Danach folgen die Immobilienmakler und -verwaltungen mit einem Plus von 50 Prozent, was auf die anhaltende Krise in der Branche zurückzuführen ist.

Ein günstiges Verhältnis zwischen Pleiten und Neugründungen sehen die Dun-&-Bradstreet-Analysten ebenfalls: In Vorarlberg sind nicht nur die Pleiten stark zurückgegangen, es wurden auch 16 Prozent mehr neue Unternehmen gegründet – am viertmeisten in Österreich, in Summe wurden 382 Firmen gegründet. Für diese heißt es allerdings, bedacht ans Werk zu gehen. Das zeigt eine ebenfalls aktuelle Auswertung des KSV 1870 zu den Gründen für Insolvenzen. Ein Drittel aller Insolvenzen in Vorarlberg ist demgemäß auf Gründungsfehler zurückzuführen – das ist um 50 Prozent höher als im Österreich-Durchschnitt. Dafür schlägt sich Vorarlbergs Management besser – lediglich bei 17 Prozent gebe es operative Ursachen – österreichweit liegt dieser Wert bei über 42 Prozent.
Vorarlberg ist anders
Es zeigt sich in der KSV-1870-Analyse, dass fast 64 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen des Vorjahres in Österreich auf operative und strategische Ursachen sowie persönliches Verschulden des Managements bzw. der Eigentümerinnen und Eigentümer zurückzuführen sind. Aber eben nicht in Vorarlberg.
Gründungsfehler wie zu wenig Eigenkapital, fehlendes Know-how für Branche oder Betriebswirtschaft, Unerfahrenheit sowie Fehlen jedweder Eignung, ein Unternehmen zu gründen, finden sich mit 20 Prozent auf Platz zwei in Österreich. In Vorarlberg liege dieser Anteil bei 32 Prozent und damit deutlich höher. “Fehler bei der Gründung sind die wichtigste Ursache für Firmenpleiten in Vorarlberg”, bestätigt Markus Hinterberger vom Gläubigerschutzverband KSV1870.
Dafür sind lediglich 17 Prozent der Firmenpleiten in Vorarlberg auf Entscheidungen des Managements zurückzuführen. Im Österreich-Durchschnitt sind es über 42 Prozent. Allerdings liege Vorarlberg bei den strategischen Ursachen mit 25 Prozent wieder mehr als doppelt so hoch wie der Österreich-Durchschnitt, so Hinterberger.