Wo Firmlinge auf Führungskräfte treffen und Therapeuten auf Philosophen

Markt / 31.07.2025 • 15:23 Uhr
Wo Firmlinge auf Führungskräfte treffen und Therapeuten auf Philosophen

Bildungshaus St. Arbogast versteht sich als Ort für alle. Geschäftsführer Daniel Mutschlechner über niederschwellige Angebote und kritische Debatten.

Götzis In St. Arbogast ist vieles möglich. Da kann es schon vorkommen, dass man selbst gerade an einem Firmenseminar teilnimmt, während nebenan eine Gruppe Firmlinge mit Bischof Benno Elbs unterwegs ist – und der deutsche Ex-Bürgermeister Boris Palmer sich am Tresen einen Kaffee gönnt. “Wir sind ein Ort für alle”, betont Geschäftsführer Daniel Mutschlechner. Gleichzeitig ist ihm bewusst, dass manche Menschen eine gewisse Hemmschwelle haben, das Bildungshaus oberhalb von Götzis zu besuchen. Dabei muss man keineswegs Mitglied der katholischen Kirche sein, um an einem Kurs, Seminar oder Vortrag teilzunehmen. “Viele Menschen haben bestimmte Bilder im Kopf und ordnen uns einer esoterischen Ecke zu – aber das sind wir nicht”, sagt Mutschlechner.

Arbogast
Arbogast hat einen bunten Mix an Gästen. Aktuell sind rund 110 Psychotherapeuten aus ganz Europa bis nach China zu Gast, die sich in Gestaltungstherapie weiterbilden. Arbogast

Alle Lebensphasen

“Wir sehen den Menschen als Ganzes. Er kommt zu uns in verschiedenen Rollen und Lebensphasen: als Unternehmer mit seinem Team, als Vater mit seinen Kindern, als Sänger mit seinem Chor.” Natürlich spiele die Kirche eine Rolle – “aber sie gibt uns zugleich die Offenheit und Freiheit, das Programm nach unseren Vorstellungen zu gestalten”, betont der Geschäftsführer.

Arbogast
Arbogast-Geschäftsführer Daniel Mutschlechner ist stolz auf das, was in Arbogast tagtäglich passiert und welche Diskussionen angestoßen werden. vn

Offenheit im Programm

Diese Offenheit spiegelt sich auch im neuen Programm für die kommenden sechs Monate wider. Es deckt ein breites Spektrum an gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen – und ja, auch spirituellen – Themen ab. “Wir versuchen, viele gesellschaftliche Themen aufzugreifen und unterschiedliche Meinungen an einem physischen Ort zusammenzubringen. Da geht es um künstliche Intelligenz genauso wie um Geld oder Frieden”, erklärt Mutschlechner.

Arbogast
Arbogast versteht sich als Gesprächsort. vn

Insgesamt umfasst das Programm rund 100 Formate. Zum Thema Geld diskutieren etwa Marlene Engelhorn, die ihr Vermögen verteilen ließ, und der Vorarlberger Finanzexperte Michael Grahammer. Tiefe Einblicke geben auch renommierte Persönlichkeiten aus Psychologie und Neurologie. “Wir laden Menschen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum ein”, erklärt Stefanie Sturn, die Leiterin des Bildungsprogramms.

Arbogast
Arbogast-Bildungsprogrammleiterin Stefanie Sturn. arbogast

In die Offensive

Während viele andere Bildungshäuser ihr Programm einschränken oder ganz schließen, geht Arbogast bewusst in die Offensive. “Gerade in Zeiten globaler Herausforderungen und Krisen setzen wir auf Selbstverantwortung und innere Stabilität”, so Mutschlechner. Man sei stolz auf die Vielfalt an Perspektiven, die hier Raum findet. “Oft entstehen daraus sehr gewinnbringende Diskussionen.” Ein besonderer Fokus liegt auch auf Ferienangeboten für Kinder. “Diesmal haben wir viele MINT-Formate im Programm – etwa zu Themen wie Robotik oder 3D-Druck.” Genauso darf in Arbogast das Leben gefeiert werden – etwa wenn Genuss und Bildung miteinander verschmelzen.

Arbogast
Arbogast will zeigen, dass oftmals nicht alles schwarz oder weiß ist, sondern grau. vn

Ein stabiler Ort

Offenheit zeigt sich auch in der Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Das Bildungshaus will ein Ort sein, an dem kritisches und konstruktives Hinterfragen möglich ist – etwa im Rahmen der Vormittagsreihe “Arbogaster Fragen”. Hier können mit Militärkommandant Gunther Hessel oder Ex-Bundesminister Johannes Rauch Lebensfragen diskutiert werden. “Wir sind niederschwelliger, als viele denken. Man muss nicht gleich eine ganze Woche für ein spirituelles Seminar einplanen. Oft reicht ein einzelner Vormittag. Wir wollen ein stabiler Ort sein – eine Konstante, an der man seine eigene Wahrheit finden kann”, sagt Mutschlechner.

Arbogast
Arbogast ist auch für seine gute Küche bekannt. vn

20.000 Besucher

Jährlich besuchen rund 20.000 Menschen das Bildungshaus St. Arbogast. Neben den Eigenformaten kommt die Mehrheit im Rahmen von Seminaren, die von Unternehmen oder Institutionen organisiert werden. Das Ergebnis ist ein bunter Mix an Menschen – “so bunt wie das Leben”, sagt Mutschlechner.

VN-Kommentatoren im Gespräch

Ein neues Format in St. Arbogast dreht sich um Gesprächsabende mit VN-Kommentatoren. Dabei können Teilnehmer mit Medienmanager Christian Rainer (17. September), Historiker Harald Walser (26. November) sowie Musiker, Auto rund Filmemacher Reinhold Bilgeri (21. Jänner) offen diskutieren und ins Gespräch kommen.