Krisenstimmung? 803 Menschen im Land lassen sich davon nicht anstecken

Die neuesten Zahlen des Gründerservice der Wirtschaftskammer Vorarlberg zeigen: Die Lust am Unternehmertum bleibt in Vorarlberg ungebrochen. Deutlich mehr Neugründungen als im österreichischen Durchschnitt.
Feldkirch Die Voraussetzungen sind alles andere als optimal, glaubt man dem medialen Sperrfeuer der Interessenvertretungen. Natürlich haben sie damit recht – eine Firma zu führen, ist ob der bürokratischen Hürden nicht einfach. Doch wie die Zahlen zeigen, lassen sich davon viele Menschen in Vorarlberg nicht abschrecken. Denn im ersten Halbjahr 2025 wurden in Vorarlberg gleich 803 Unternehmen neu gegründet. Das entspricht einer Steigerung von 23,5 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode (650 Gründungen). Damit liegt Vorarlberg deutlich über dem Österreichschnitt von +9,5 Prozent. Österreichweit wurden 21.128 Neugründungen verzeichnet.

Das lässt auch den Präsidenten der WKV, Karlheinz Kopf, der schon, bevor er Präsident wurde, über viele Jahre die Interessen der Unternehmen im Nationalrat vertreten hat, jubilieren: “Diese Zahlen sind ein starkes Signal für den unternehmerischen Spirit in Vorarlberg. Genau dieser Unternehmergeist ist es, den wir jetzt brauchen, um unsere Position als Wirtschaftsstandort zu sichern.” Es gelte, diesen positiven Trend aktiv zu fördern. Denn auch wenn die Wirtschaft vor großen Herausforderungen stehe – gebe es zugleich außergewöhnliche Chancen, die es zu nutzen gelte. “Um die Gründungsdynamik langfristig auf hohem Niveau zu halten, braucht es gezielte Maßnahmen und neue Impulse. Ein zentraler Hebel ist der erleichterte Zugang zu Finanzierung – etwa durch die Einrichtung eines Dachfonds, der bislang ungenutztes privates Kapital mobilisiert.” Gleichzeitig müsse der Gründungsprozess vereinfacht und beschleunigt werden: Eine zentrale, digitale Plattform für alle Rechtsformen wäre ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Und noch einen Wunsch hat Kopf: “Zusätzlich fordern wir eine Erhöhung des Gewinnfreibetrags, um unsere Unternehmen spürbar und nachhaltig zu entlasten.”
Verantwortung übernehmen
Insbesondere die persönlichen Gründungsberatungen haben im Land merklich zugenommen – von 295 im 1. Halbjahr 2024 auf 357 im 1. Halbjahr 2025. “Der Gründerservice begleitet angehende Unternehmerinnen und Unternehmer mit einem breiten Spektrum an Beratungs- und Informationsangeboten, die laufend weiterentwickelt werden”, erklärt WKV-Gründerservice-Leiter Matthias Frieß.
Zu den drei Top-Motiven zählt bei den Gründerinnen und Gründern zuallererst der Wunsch nach einer flexiblen Zeit- und Lebensgestaltung (74,4 Prozent), gefolgt davon, mehr Verantwortung übernehmen zu wollen (71,8 Prozent), und dem Verlangen, die eigene Chefin bzw. der eigene Chef sein zu wollen (66,7 Prozent). Der bundesweite Frauenanteil bei Neugründungen liegt bei 45,4 Prozent. Das Durchschnittsalter der Gründerinnen und Gründer liegt bei 36,7 Jahren.
Handwerk an der Spitze
Nach Sparten betrachtet, wird vor allem im Gewerbe und Handwerk (39 Prozent) gegründet, dann im Handel (26,1 Prozent) und in Information und Consulting (20,5 Prozent). Die meisten Gründungen sind Einzelunternehmen (82,8 Prozent). Die GmbH ist mit 13,4 Prozent die zweitbeliebteste Rechtsform.