Brenner-Basistunnel erreicht historischen Meilenstein

Der längste Eisenbahntunnel der Welt nimmt Gestalt an – für Baukonzern Porr ein Prestigeprojekt.
Schwarzach, Brenner Beim Brenner-Basistunnel folgt am Donnerstag ein historischer Meilenstein: Der Durchbruch des Erkundungsstollens schafft die erste grenzüberschreitende unterirdische Verbindung zwischen Österreich und Italien.
Mit bis zu 250 km/h
Der Tunnel wird nach seiner Fertigstellung die “längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt” sein und soll das seit Jahrzehnten drängende Transitproblem lösen. Güterzüge werden mit bis zu 160 km/h und Personenzüge mit bis zu 250 km/h durch den Tunnel fahren können.

90 Prozent ausgebrochen
Der Tunnel verläuft dabei auf 55 Kilometern Länge zwischen Innsbruck und Franzensfeste in Südtirol. Samt weiterer Tunnelbauwerke wie etwa dem parallel zu den Hauptröhren verlaufenden Erkundungsstollen sollen schlussendlich 230 Tunnelkilometer entstehen. 90 Prozent der Gesamtlänge wurden bereits ausgebrochen. Die Kosten werden mit 10,5 Milliarden Euro angegeben.
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Die Inbetriebnahme ist 2032 geplant. “Das ist realistisch”, sagt Karl-Heinz Strauss, Chef von Österreichs zweitgrößtem Baukonzern Porr, im VN-Gespräch. Sein Unternehmen, das in Vorarlberg mit Nägele Hoch- und Tiefbau in Sulz vertreten ist, arbeitet am Megaprojekt mit. 2023 erhielt man im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft den Zuschlag für das größte Baulos.

Logistisch sei das Projekt enorm herausfordernd, erklärt Strauss. Dessen Dimension wird auch durch die Menge an herausgebrochenem Gestein mit 21,5 Millionen Kubikmetern verdeutlicht. Dieses wird an fünf Deponien eingebaut. Die Deponie Padastertal in Tirol ist dabei aktuell Europas größte Erdaushubdeponie.
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Luegbrücke wird saniert
Ebenfalls am Brenner realisiert Porr derzeit die Sanierung der Luegbrücke. “Sie ist ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie man komplizierte Infrastruktur ohne Sperrung realisiert”, sagt Strauss. “Natürlich gibt es Staus, aber wenn man bedenkt, in was für einer außergewöhnlichen Lage gebaut wird, ist das schon eine ingenieurtechnische Meisterleistung, die hier passiert.”

Insgesamt läuft es für die Porr AG sehr gut. Gerade auch, weil man europaweit große Neuaufträge gewinnen konnte, darunter die 32,6 Kilometer lange Eisenbahnstrecke Craiova–Caransebeș in Rumänien (425 Millionen Euro) sowie Polens längsten Eisenbahntunnel (400 Millionen Euro). Der gesamte Auftragsbestand des Konzerns liegt bei 9421 Milliarden Euro – ein neuer Rekordwert.
“Uns geht es gut”, resümiert der CEO. “Heuer werden wir ein noch besseres Ergebnis als 2024 schreiben.” Nur im Wohnbereich hinke die Nachfrage hinterher. “Wir haben keine Baukrise, sondern nur eine Wohnbaukrise.” Zu unterschiedlich sei die Wohnbauförderung in den Bundesländern, zu langsam die Verfahren. “Es braucht steuerliche Anreize und schnellere Bewilligungen.”
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Industriebau läuft gut
Im Industriebau zeigt sich das Bild positiver. “Es gibt Firmen, die trotzdem investieren und sich nicht abschrecken lassen”, betont Strauss. Auch ÖBB und Asfinag halten an ihren Vorhaben fest. Hoffnung setzt man zudem auf das deutsche Infrastrukturprogramm in Höhe von 500 Milliarden Euro – wenngleich dessen Umsetzung noch Jahre dauern dürfte. Problematisch seien dort vor allem “antiquierte Ausschreibungsmodelle mit bis zu 30 Teilausschreibungen für ein Gesamtprojekt”.

Industrie und Breitband
Für Vorarlberg sprechen Michael Pichler (Tiefbau) und Christof Hilber (Hochbau) von positiven Impulsen, insbesondere durch Aufträge von Industrieunternehmen. Auch beim Glasfaserausbau ist man aktiv – während Gemeinden eher zurückhaltend agieren. Aktuell ist man etwa bei Rondo mit der Hallenerweiterung für Produktion und Lager betraut.