“Liebt man, was man tut, ist Leistung etwas Positives”

Beim Tomorrow Mind Festival traf der Olympiasieger auf den Unternehmenschef. Sie zeigten, dass mentale Stärke und Leistungsfähigkeit keine Gegensätze sind.
Bregenz “Dein Geist ist deine größte Kraft” steht in großen Lettern auf der Bühne des Festspielhauses. Es ist wieder Zeit für das Tomorrow Mind Festival, das einmal im Jahr der Frage nachgeht, wie wir führen, arbeiten und wachsen wollen – und dabei körperlich wie mental gesund bleiben. Rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartete auch heuer wieder ein vielfältiges Programm: Zukunftsforscher, Neurowissenschafter, Ärzte, Spitzensportler und Unternehmenslenker standen auf der Bühne.
Eine Bühne für die Leistung
Im Mittelpunkt standen Themen von Künstlicher Intelligenz bis zur Gedankenwelt, der Gesundheit – und High Performance. Ein Begriff, der für viele negativ besetzt ist. Für Verena Eugster und Patricia Zupan-Eugster (w3 create), die die Veranstaltung organisieren, bedeutet Leistung jedoch auch etwas Positives und Notwendiges – Grund genug, diesem Thema eine Bühne zu geben.

Einer, der weiß, was Leistungsbereitschaft heißt, ist Aksel Lund Svindal. Der zweifache Olympiasieger und fünffache Weltmeister sieht viele Parallelen zwischen Spitzensport und Wirtschaft. “Im Sport lernt man zu arbeiten. Ich habe beinhart trainiert – das klingt für viele negativ. Aber im Sport gibt es keine Magie. Wenn man gewinnen will, muss man viel dafür tun. Liebt man, was man tut, wird Leistung etwas Positives”, so Svindal.

Ein Erfolgsfaktor für ihn: Teamfähigkeit. “Sich gegenseitig zu unterstützen, Feedback zu geben – das ist enorm wichtig. Im Spitzensport ist man nur die zwei Minuten auf der Strecke allein. Wer zusammenarbeitet, profitiert gemeinsam”, sagt der heutige Investor und Trainer von Lindsey Vonn.
Nach seinem schweren Sturz in Beaver Creek 2007 fand Svindal auch dank seiner Begeisterung für Daten wieder zurück in die Spur. “Ich habe mir ausgerechnet, dass jener Streckenabschnitt, an dem ich gestürzt bin, maximal zehn Prozent des gesamten Rennens ausmacht. Also habe ich auf 90 Prozent Vollgas gegeben – und nur in diesem Teil etwas ruhiger gemacht. Ein Problem wirkt nie so groß, wenn man es in kleinere Teile zerlegt”, betont der Norweger.

“Effizient Dinge hinbekommen”
Auch Philipp Lehner, CEO von Alpla, sieht in Leistung nichts Negatives. “High Performance bedeutet für mich, effizient und effektiv Dinge hinzubekommen”, sagt er. Dafür brauche es drei Faktoren: einen klaren Zeitplan, Wiederholung und Kontrolle. Lehners Tag ist in 15-Minuten-Abschnitte eingeteilt. “Zeitmanagement ist enorm wichtig – wir wollen für unsere Kunden verlässlich sein und gesunde Mitarbeiter haben. Jede Stunde eines Tages haben wir nur einmal zur Verfügung, also sollten wir sie gezielt nutzen.”

Wiederholungen helfen indes dabei, Routinen zu entwickeln: “Statt in Hektik zu verfallen, lernt man so, was funktioniert.” Leistung sei für ihn das Fundament eines erfüllten Arbeitslebens. “Wer früh damit in Berührung kommt, kann später auf seine Erfahrung bauen – und hat es insgesamt einfacher.”
Mentale Hygiene
Genauso wichtig ist für ihn die mentale Hygiene. “Ich plane gerne viel, aber ich brauche auch Abstand – etwa bei einer Skitour oder einer Motorradfahrt.” Menschen, so Lehner, erkrankten meist nicht daran, dass sie zu viel arbeiten, sondern daran, dass sie unstrukturiert arbeiten und ihr Geist nicht zur Ruhe kommt. Auch Svindal hat für sich einen Weg gefunden, abzuschalten: “Es ist nach wie vor der Sport.”