Wie Einkaufen vor Ort Freude macht

Kosten und Onlineshops: Handel vor Herausforderungen. Aber innovative Konzepte wie das „Aquarium“ zeigen, wie Geschäfte Zukunft haben können.
Lochau Seit Juni gibt es das Aquarium in Lochau – ein Konzept, das frischen Wind in den stationären Handel bringt. Partnerbetriebe aus Handel, Gastronomie, Kunst und Kultur mieten sich mit ihren Produkten für jeweils vier Monate ein. Das Angebot reicht von Mode, Kosmetik und Büchern bis zu Lebensmitteln wie Sushi, Brot und Fleisch, Wein, Tennisschlägern oder Möbeln – von internationalen wie auch Vorarlberger Marken. Sagmeister stellt den Raum zur Verfügung und das Verkaufspersonal.

Begegnung und Überraschung
Die Modeunternehmer Clemens und Caroline Sagmeister haben damit einen Ort geschaffen, der anders ist, inspirieren soll – und zugleich ein Ausrufezeichen für den stationären Handel setzt. “Wir vereinen Produkte, die denselben hohen Anspruch an Qualität haben. Und wir überraschen unsere Kunden. Sie sollen freudvoll einkaufen, sich wohlfühlen, anderen Menschen begegnen. Es ist quasi das uralte Prinzip eines Marktplatzes.”

Das bestätigt auch Rainer Trefelik, Bundesobmann des österreichischen Handels und selbst Modeunternehmer in Wien (Popp & Kretschmer). “Es braucht Emotionalität und eine kuratierte Auswahl an Produkten. In China etwa ist der Onlinehandel zwar riesig, aber die stationären Shops sind alle erlebnisgetrieben.”

Dass der Onlinehandel eine mächtige Konkurrenz bleibt, ist unbestritten. Positiv wertet Trefelik, dass die EU die Zollbefreiung für Pakete unter 150 Euro aus Drittstaaten abschaffen und eine Bearbeitungsgebühr pro Paket einführen will. “Das ist grundsätzlich zu begrüßen – aber 2028 ist eindeutig zu spät. Die EU ist viel zu langsam.”

Immerhin verzeichnete der heimische Handel im ersten Halbjahr 2025 erstmals seit vier Jahren wieder ein reales Umsatzwachstum. “Das ist eine gute Nachricht”, sagt Trefelik. “Auch wenn die August-Zahlen uns das wieder etwas vernebelt haben. Wir brauchen dringend eine positive Grundstimmung.”

Zurückhaltende Kauflaune
Denn die Kauflaune bleibe zurückhaltend – trotz höherer Einkommen durch die Kollektivvertrags-Erhöhungen der letzten Jahre. Und dann sei da noch die “Kampagne” der Politik gegen den Lebensmittelhandel, wie es Trefelik nennt. Das Sozialministerium hat die Supermarktketten Spar, Billa, Hofer und Lidl wegen angeblich irreführender Rabattwerbung geklagt. “Das ist ein Ablenkungsmanöver der Politik. Natürlich spüren die Menschen die Teuerung im Supermarkt, aber man darf die Wertschöpfungskette nicht ausblenden. Wir haben eine Marge von ein bis eineinhalb Prozent – das ist Fakt. Dennoch werden wir vor den Karren gespannt”, ärgert sich Trefelik.

Dass der oberösterreichische Lebensmittelhändler Unimarkt alle 90 Standorte schließt, sei ein deutliches Warnsignal, sagt Carina Pollhammer, Sprecherin des Vorarlberger Handels und Geschäftsführerin von Spar Vorarlberg.

Corona als “game-changer”
Corona habe das Einkaufsverhalten vieler Menschen verändert, sagt Trefelik. “Aber wir haben auch gesehen, wie dankbar die Kunden waren, als wir wieder aufsperren durften. Sie wollen den persönlichen Kontakt – und genau darauf müssen wir aufbauen.”