Fahrradhersteller treibt Sanierung voran: 21 Arbeitsplätze weg, neuer Fertigungsstandort

Markt / 27.10.2025 • 14:25 Uhr
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Im Werk in Rumänien erhält der Vorarlberger Fahrradhersteller eine eigene Fertigungsstrecke mit einer eigenen Qualitätskontrolle. FA

Der Vorarlberger Premium-Fahrradhersteller stellt sich im Zuge der Sanierung neu auf – ein Teil der Bikes wird in Zukunft in Rumänien hergestellt. Das kostet auch ein Fünftel der Arbeitsplätze im Land.

HarD, Temeswar Der internationale Fahrradmarkt, der noch im vergangenen Jahr stark zurückging, zieht wieder an, auch gibt es eine Rückkehr zur Saisonalität, d. h. Fahrräder werden wieder bevorzugt in den Monaten März, April und Mai gekauft. Das betrifft auch die Produktion, “denn viele Kunden wollen nicht wochenlang auf ihr Fahrrad warten, wenn sie sich zum Kauf entschlossen haben”.

Fahrradhersteller treibt Sanierung voran: 21 Arbeitsplätze weg, neuer Fertigungsstandort
Simplon-CEO Christoph Mannel: “Mit der Produktion in Rumänien können wir die Kundenwünsche schneller und in hoher Qualität abdecken.” VN/Paulitsch

Es klinge paradox, doch das sei auch einer der Gründe, die nun zu einem großen Einschnitt bei Simplon führen, sagt der Geschäftsführer des Unternehmens, Christoph Mannel, im Gespräch mit den VN. “Denn viele Menschen würden das Rad gerne gleich mitnehmen, haben keine weiteren individuellen Wünsche für ihr Bike. Damit kommen die neuen Eigentümer auch ihrer Strategie nach, das Angebot zu straffen.

Arbeitsplätze fallen weg

Am Montagnachmittag informierte Mannel, der seit acht Monaten das Unternehmen leitet, über die Änderungen, die am Standort Hard personelle Konsequenzen haben werden. “Wir werden Mitarbeiter abbauen müssen”, so Mannel. Vormittags wurden deshalb 21 von derzeit 150 Mitarbeitern (Vollzeit und Teilzeit) zur Kündigung angemeldet. Denn künftig wird ein Teil der Fahrräder in der westrumänischen Stadt Temeswar (rumänisch: Timișoara) zusammengebaut. “Wir haben versucht, diesen Bereich in Vorarlberg aufzubauen und zu halten”, so Mannel, doch es sei nicht möglich gewesen, die entsprechenden Mitarbeiter zu finden, “wir haben sogar in der Schweiz und Liechtenstein gesucht, wo Fahrradproduzenten ihre Produktion eingestellt haben”.

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Die individuell gefertigten Custom Bikes kommen auch weiterhin aus dem Stammsitz in Hard. VN/Paulitsch

Die Auslagerung sei schließlich die Alternative dazu gewesen. Gefertigt werde ab 2026 im rumänischen Werk des bayerischen Unternehmens IKO Sportartikel Handels GmbH, bekannt als Mutterunternehmen der Fahrradmarke Corratec. Neben Fahrrädern anderer bekannter Marken werden in dem Werk, das 2022 eröffnet wurde, auch die Kinderräder der Marke woom produziert. “Wir haben in Temeswar eine eigene Fertigungslinie und sind mit eigenen Fachleuten vor Ort”, informiert Mannel. Dass IKO seinen Hauptsitz in Rosenheim habe und dass es eine gute Flugverbindung Memmingen–Timișoara gebe, seien neben der modernen und hochwertigen Fertigung weitere Argumente für diese Lösung gewesen.

Topmodelle “made in Hard”

Aus Rumänien kommt in Zukunft die sogenannte “Core-Selection”, also Fahrräder, die nicht oder zumindest nicht ab Werk individuell konfiguriert werden oder im Fachhandel noch bestückt werden können – Fahrräder, die auch preislich günstiger sind und damit eine neue Käuferschicht erreichen. Aus Hard kommen weiterhin die konfigurierten Fahrräder, sogenannte Custom Bikes, so Mannel. Auch die Leuchtturmprojekte – sprich die Topmodelle – werden am Oberen Achdamm designt und gefertigt. Gerade habe man deshalb auch den Mietvertrag für das Betriebsgebäude und -gelände für fünf Jahre verlängert. “Das macht man nicht, wenn man nur ein Büro betreiben will”, unterstreicht der Manager. Der Vertrieb erfolge ebenfalls via Hard, “da werden die Fahrräder dann auch noch einmal auf ihre Qualität geprüft.”

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Viele Kunden wollen ihr Fahrrad schneller bekommen, als es für Simplon wegen der hohen Individualisierungsquote in Hard möglich ist. Für diese Anforderungen fertige man nun in Temeswar. FA

Das Unternehmen befinde sich weiterhin in einem “knallharten Sanierungsprozess”. Es gehe darum, die Kosten zu optimieren und die Marke breiter zu positionieren. Zur Optimierung der Kostenstruktur habe man deshalb auch das zweite Betriebsgebäude verkauft. “In der Vergangenheit hat man bei den Kosten das Augenmaß verloren”, stellt er fest, “jetzt besinnen wir uns zurück.” Um Wachstum zu schaffen, wurde heuer bereits die Zahl der gewerblichen Kunden, also der Händler, erhöht, auch im Außendienst habe man in den Kernmärkten aufgerüstet. Für Wachstum und damit Stabilisierung sei man also gut gerüstet.