Börsentipp: KI – Wiederholt sich die Geschichte?

Markt / 07.11.2025 • 10:20 Uhr
Volksbank Vorarlberg
Ralph Braun, Volksbank Vorarlberg.

Experte Ralph Braun (Volksbank Vorarlberg) über eine Technologie, die das Geschäftsmodell mehrerer Unternehmen obsolet machen könnte.

Dornbirn Die rasante Entwicklung generativer KI-Modelle wie ChatGPT hat eindrucksvoll gezeigt, wie Maschinen heute Sprache und Bilder auf einem Niveau erzeugen können, das menschlicher Kreativität nahekommt. Dies hat einen massiven Investitionsschub ausgelöst: Über 100 Milliarden US-Dollar flossen in den vergangenen Jahren in KI-Start-ups. Technologiekonzerne wie Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia und Meta investieren zweistellige Milliardenbeträge in Infrastruktur und Chips.

KI stellt eine existenzielle Bedrohung für das Geschäftsmodell von Big-Tech-Unternehmen dar: KI ist eine Technologie, die das aktuelle Geschäftsmodell mehrerer Unternehmen obsolet machen könnte. Daher investieren Big-Tech-Unternehmen nicht nur, weil sie eine Gewinnchance sehen, sondern weil das Überleben ihres Geschäfts davon abhängt. Die Angst, eine bahnbrechende Entwicklung zu verpassen (“FOMO”), treibt viele Investoren trotz hoher Bewertungen an.

Keine Blase in Sicht

Ein Blick in die Geschichte zeigt Parallelen: Im 19. Jahrhundert führte der Eisenbahnboom zu massiven Überinvestitionen und Spekulationen. Viele glaubten, jede neue Strecke bringe automatisch Gewinne. Die Folge waren Überkapazitäten, Insolvenzen und schließlich staatliche Eingriffe. Auch heute ist eine gewisse Euphorie spürbar, doch es gibt Unterschiede: Während damals oft auf Kredit spekuliert wurde, investieren heute etablierte, profitable Unternehmen aus eigenen Mitteln in die KI-Entwicklung. Obwohl der KI-Markt aktuell überhitzt erscheint, sehen wir keine klassische Blase. Vielmehr ist mit einer Konsolidierung zu rechnen: Viele kleinere Start-ups werden vom Markt verschwinden, während ein paar große Anbieter und Infrastrukturlieferanten ihre Position weiter stärken. Für Anleger bedeutet dies, Chancen und Risiken sorgfältig abzuwägen und nicht jedem Hype unreflektiert zu folgen.

Ralph Braun, ralph.braun@vvb.at, Private Banking Volksbank Vorarlberg e. Gen.