“Wir geben keine Antworten, wir stellen Fragen”

Markt / 17.11.2025 • 15:01 Uhr
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Das Bundeslandteam der Vereinigung für Supervision und Coaching will mehr Informationen über ihre Tätigkeit und vor allem über den Nutzen davon geben. VN

Coaching, Supervision, Organisationsberatung – Fachleute sehen hohen Bedarf, orten aber auch ein gewisses Informationsdefizit über ihre Tätigkeit: Am Freitag wird der Europäische Tag für Supervision und Coaching begangen.

Lustenau Vor allem in Sozialberufen wird darauf seit Jahren nicht verzichtet – Supervision hilft den Mitarbeitern in diesen Berufen, zu reflektieren, aber auch nach vorne zu schauen, neue Perspektiven für Menschen und Teams zu schaffen. Supervision ist inzwischen auch schon in vielen Firmen angekommen. Das berichtet der Landesvorstand der Österreichischen Vereinigung für Supervision und Coaching (ÖVS) anlässlich des bevorstehenden Europäischen Tages für Supervision und Coaching. In Vorarlberg hat die Vereinigung 70 Mitglieder, österreichweit sind es 1425, die sich einem strengen Codex verpflichtet haben, der sie aber auch heraushebt aus der großen Zahl von Supervisoren und Coaches. “Wir haben strenge Standards, was die Ausbildung betrifft”, erklärt Elisabeth Sperandio vom Bundeslandteam. Die Mitglieder müssen eine vom ÖVS zertifizierte Ausbildung nachweisen und können sich darauf nicht ausruhen. “Alle drei Jahre werden sie erneut überprüft”, so Sperandio. In dem Zeitraum sollten sie sich auch weitergebildet haben.

Neue Sicht auf Arbeit

Während Supervision in vielen Sozialberufen und -bereichen bereits zum Standard gehört und meist begleitend und regelmäßig stattfindet, ist in der Wirtschaft eher das Coaching gefragt, das “ein Anfang und ein Ende hat und meist viel kürzer ist”, wie Arno Dalpra feststellt. Aus dem einen kann aber auch oft das andere entstehen und daraus resultiert wiederum die Organisationsberatung, die Firmen weiterbringe. Auch die Arbeit und die Sicht der Menschen darauf haben sich stark verändert und das schaffe Handlungsbedarf, stellt Manuela Nigsch fest, die zuvor in Firmen und im Unterricht die Basis für ihre jetzige Tätigkeit gelegt hat. Das veränderte Verhältnis zur Arbeit und zur Work-Life-Balance sorge für neue Konstellationen: Teams sind nicht mehr über Jahre zusammen, sondern verändern sich. Das stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen, bei denen sich die Coaches und Supervisorinnen und -visoren mit ihrem Know-how einbringen. Genauso wie bei Firmenübergaben – sei es in der Familie oder bei Fusionierungen oder Übernahmen, erklärt Andreas Bartl, der auch den Unterschied kennt zwischen coachender KI und “echten” ausgebildeten Coaches: “Das Wesen von Coaching ist, Fragen zu stellen, nicht Antworten zu geben.” “Die KI macht keine Beziehungsangebote”, stellt dazu auch Dalpra fest.

“Ein Luxusthema”

Von der aktuellen Wirtschaftslage und dem Sparzwang im öffentlichen Bereich werden auch die Coaching- und Supervisionsangebote betroffen sein, ist sich das Team sicher. “Das ist ein Luxusthema: Es ist ein Luxus, wenn man sich das nicht leistet”, erklärt Sperandio. Oft wird erst, wenn Feuer am Dach ist, die Hilfe der Experten angefordert. Christiane Huber regt an, dass es durchaus sinnvoll wäre, die von den Experten angebotene Unterstützung bereits früh in die Strategie von Firmen bzw. ihrer Personalpolitik einzubeziehen, um ihre Mitarbeiter und damit ihr Unternehmen zu unterstützen. Der Europäische Tag für Supervision und Coaching soll jedenfalls am 21. November auf die große Bedeutung professioneller Beratungsformate in der heutigen Arbeitswelt aufmerksam machen. Und zur Auswahl der richtigen Coaches oder Supervisionsexperten rät das Vorarlberger Team zu einem Blick auf die Homepage oevs.or.at – dort sind alle Mitglieder mit ihrer spezifischen Expertise zu finden.