Diskonter punktet mit Regionalität und gutem Klima

Der Lebensmittelhandel hat kein einfaches Jahr hinter sich: Vor allem auf die Angriffe aus der Politik setzt sich auch der Chef des großen Diskonters zur Wehr. Der Handel sei selbst betroffen von den Preissteigerungen. Man setze auf Nachhaltigkeit und ein gutes Arbeitsklima.
Schwarzach Der Lebensmittelmarkt in Österreich ist stark umkämpft, allerdings auch stärker konzentriert auf im Wesentlichen vier Marktteilnehmer. Auf Platz vier findet sich der Diskonter Lidl mit einem Marktanteil von rund sechs Prozent. In Vorarlberg betreibt das Unternehmen derzeit zwölf Filialen und beschäftigt rund 240 Mitarbeiter, darunter elf Lehrlinge. In Österreich sind es 254 Filialen mit 5800 Beschäftigten, international ist der Lebensmittelhändler in 31 Ländern mit über 12.000 Filialen präsent.

Im Fokus von Michael Kunz steht Österreich. Der Schweizer ist seit 2020 bei Lidl Österreich als Geschäftsleiter für Vertrieb & Logistik beschäftigt, im August 2024 hat er als CEO die Länderverantwortung übernommen. Beim Besuch in der VN-Redaktion nimmt der Handelsprofi zu den aktuellen Herausforderungen – den selbst gestellten im Unternehmen als auch jenen für die Branche – Stellung.
Handel nicht Inflationstreiber
Die Kritik am Lebensmittelhandel als einem der großen Verursacher der Inflation weist er strikt zurück: “Da ist der Handel vorgeführt worden”, sagt Kunz, das sei einfach falsch, “das kann ich nicht nachvollziehen”. Die Preise entstehen ja nicht im Supermarktregal, sondern in der gesamten Wertschöpfungskette. Im Übrigen habe Lidl weder eine Anzeige noch eine Strafe bekommen, “wir halten uns an das Recht”. Die wesentlichen Inflationstreiber seien Rohstoffe, die Energie und die Lohnkosten, das schlage sich auch bei den Preisen nieder. Lidl sei aber bewusst, dass die Kunden unter der Teuerung leiden und sei deshalb auch initiativ geworden. Im laufenden Jahr wurden bereits 1500 Lebensmittel preisgesenkt, bilanziert Kunz. “Wir als Diskonter arbeiten jeden Tag daran, dass die Kunden sich den Einkauf leisten können.” Dass die Preise in Österreich oft höher als in Deutschland sind, liege nicht am Handel, sondern an “einem Puzzle verschiedener Faktoren”, etwa den Steuern und dem viel diskutierten Österreich-Aufschlag von Produzenten, den es auch deshalb gebe, weil Österreich einfach ein kleinerer Markt als Deutschland sei.
Fair zu Lieferanten
Auch in die andere Richtung sei man auf Fairness bedacht – man verhandle zwar hart mit den Lieferanten, von welchen rund 300 aus Österreich sind, aber achte immer darauf, dass dies nicht zu deren Lasten gehe. Neben den Produzenten sind auch 1700 Landwirte im Lidl-Boot und gewährleisten so einen hohen Anteil an lokalen Produkten. Auch renommierte Vorarlberger Markenartikler arbeiten mit dem Diskont-Riesen zusammen und profitieren davon, so Kunz, dass ihre Produkte auch im internationalen Netzwerk von Lidl verkauft werden. Etwas mehr als eine halbe Milliarde Euro würden die heimischen Lieferanten so international erwirtschaften.

In Vorarlberg wird derzeit kein weiterer Standort geplant, sondern optimiert – mit der Klimaoffensive, die vom Ausbau eines umweltfreundlicheren Sortiments über Investitionen in PV-Anlagen und E-Tankstellen bis hin zum Einsatz von E-Lkws reicht. Derzeit sind 20 E-Lkws im Einsatz. Wenn ein guter Standort angeboten werde, würde man das aber durchaus prüfen, so der Lidl-Österreich-Chef, der mit der Performance der Vorarlberger Filialen sehr zufrieden ist – auch weil Kunden aus der Schweiz das Angebot über der Grenze zu schätzen wissen, so der aus der Eidgenossenschaft stammende Geschäftsführer.

Und natürlich weist Kunz auch auf Lidls Erfolg am Arbeitsmarkt hin, der Jahr für Jahr dafür sorgt, dass der Diskonter zu den besten Arbeitgebern Österreichs zählt. “Das Mindestgehalt in Westösterreich liegt bei 2500 Euro brutto”, informiert er, außerdem gebe es für die Mitarbeiter eine Reihe von Benefits, flexible Arbeitszeiten und sogar voll bezahlten zweimonatigen Papa-Urlaub. Und nicht zuletzt seien auch die Entwicklungsmöglichkeiten bei Lidl sehr gut.