Topfuntersetzer aus Benko-Schutt

Theater Kosmos präsentiert „Betongold“ zugunsten von Hunger auf Kunst und Kultur.
Bregenz Was verbindet den spektakulären Abriss des von René Benko geplanten Luxus-Kaufhauses Lamarr in der Wiener Mariahilfer Straße mit einer Kulturinitiative für sozial benachteiligte Menschen? Eine ungewöhnliche künstlerische Intervention, die aus Baumaterial eines gescheiterten Prestigeprojekts ein solidarisches Zeichen formt. Unter dem Titel „Betongold“ hat die Wiener Bildhauerin Cäcilia Brown in Zusammenarbeit mit dem Unterstützungsverein des Theater Kosmos, dem Klub Kosmos, aus Betonfragmenten des Lamarr-Rohbaus einzigartige Topfuntersetzer gefertigt. Die 300 Unikate werden am 8. Dezember ab 17 Uhr im Theater Kosmos gegen eine Spende von jeweils 20 Euro zugunsten der Aktion Hunger auf Kunst und Kultur verkauft.

Brown, Trägerin des Otto-Mauer-Preises, beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Praxis häufig mit historischen Schichten im urbanen Raum. Diese Spurensuche führte sie auch zur Baustelle des nie fertiggestellten Lamarr-Kaufhauses im siebten Wiener Gemeindebezirk. Das Projekt war nach der Insolvenz der Signa-Gruppe im Besitz einer Tochterfirma des Investors Georg Stumpf gelandet, doch seit Ende 2023 ruhte der Bau. Im Sommer 2025 begann schließlich der Abriss des Rohbaus, dessen Material nun in veränderter Form zu neuer Bedeutung findet. Aus diesen Betonbrocken entwickelte Brown funktionale Kunstobjekte. Die Untersetzer bestehen aus handverlesenen Fragmenten, jedes Stück ein individueller Splitter österreichischer Zeitgeschichte. “Die Betonuntersetzer bringen uns ein Stück allgegenwärtiges Baumaterial auf den Tisch, das auch zum Symbol geworden ist für unseren zu großen gesellschaftlichen Appetit nach Ressourcen, nach Boden, nach Wachstum und in diesem Fall trifft der auf den Hunger auf Kunst und Kultur”, erklärte die Künstlerin. In dieser Neuinterpretation trifft der übersteigerte Drang nach materiellem Prestige auf den sehr realen Hunger auf Kunst und Kultur, jenen Bedarf an kultureller Teilhabe, der vielen Menschen aus finanziellen Gründen verwehrt bleibt.
Mitinitiatorin Martina Feurstein, Obfrau des Klub Kosmos, betont die gesellschaftliche Botschaft hinter dem Projekt. „Mit dieser Solidaritätsbekundung wird die Verschwendung von Ressourcen und Steuergeldern durch den Signa-Konzern zumindest zum kleinsten Teil wieder zu etwas Sinnvollem“. Die Einnahmen kommen vollständig der Initiative Hunger auf Kunst und Kultur zugute.

Die 2003 vom Schauspielhaus Wien und der Armutskonferenz gegründete Aktion ermöglicht Menschen in prekären Lebenslagen mit dem Kulturpass kostenlosen Zugang zu über 1.250 Kultureinrichtungen in ganz Österreich. Seit 2008 ist die Initiative auf Anstoß des Theater Kosmos auch in Vorarlberg verankert. Sie steht für das Grundprinzip, dass kulturelle Teilhabe ein Recht ist – nicht ein Luxus Ebenso engagiert sich der Klub Kosmos seit vielen Jahren für ein niedrigschwelliges Kulturangebot und unterstützt das Theater Kosmos ideell wie finanziell. Das Projekt „Betongold“ verbindet diese Haltung mit einer künstlerischen Geste, die zugleich humorvoll, kritisch und poetisch ist: Aus dem Schutt eines gescheiterten Symbols des Überflusses entsteht ein Objekt des sozialen Ausgleichs.