Vorarlberger Ingenieur entwickelt “Zauberwürfel” für die Wärmewende

Vorarlberger Greentech-Startup-Unternehmer entwickelt Wärmepumpen-Cubes für Mehrfamilienhäuser. Größter deutscher Wohnungskonzern steigt mit Millionen-Investment und Auftrag von über 1100 Cubes ein.
Köstendorf, Bochum, Hard Heizungstausch, das ist mit großen und teuren Umbauarbeiten verbunden. Deshalb sind auch nach wie vor laut Energieinstitut 27.000 Öl- und 36.000 Gaskessel im Land in Verwendung – die fossilen Energiespender machen rund 53 Prozent aus. Besonders ältere Mehrfamilienhäuser umzustellen, war bislang eine Herausforderung – finanziell wie logistisch. Das war für den 26-jährigen Harder Techniker Laurenz Sutterlüty und sein Partner David Riedl Anlass, sich genau dieses Themas anzunehmen.
Energietechnik-Innovation
Bereits am Campus Kuchl der FH Salzburg, wo sie den Bachelorstudiengang Smart Building absolvierten, haben die beiden Techniker erstens ihre Zusammenarbeit gefestigt und zweitens 2023 ein Startup gegründet, das sich mit der umweltfreundlichen Wärmeversorgung von Mehrfamilienhäusern so intensiv beschäftigt, dass ihre daraus resultierende Entwicklung viel Anerkennung bekommt – vom Salzburger Unternehmerpreis Wikarus als beste Unternehmensgründung bis zum österreichischen Jungunternehmerpreis 2025, um nur zwei zu nennen.

Sutterlüty, der die HTL Rankweil absolvierte und bereits dort das Thema Gebäude- und Energietechnik zur Vertiefung gewählt hat, ist im Thema firm. In einem Ingenieurunternehmen war er während seines Studiums mit der Energie- und Gebäudetechnikplanung für Industrie- und Gewerbeanlagen, am Vorarlberger Energieinstitut mit der Energieberatung sowie der Bewertung und Kommentierung von Gebäudetechnik-Planungskonzepten für öffentliche Bauten für den Kommunalgebäudeausweis beschäftigt.
Gamechanger Wärmewende
Das Startup-Duo hat den “EnerCube” entwickelt, der nun die wichtigsten deutschen Wirtschafts- und Fachmedien als “Gamechanger” bezeichnen, der “die Energieversorgung in städtischen Bestandsgebäuden grundlegend verändern” könne. Und in der Tat auch tut, denn Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia, der rund 600.000 Wohnungen vermietet und verwaltet, hat die Erfindung des Startups auf Herz und Nieren geprüft und setzt sie großflächig ein.

Die ersten Mehrfamilienhäuser des deutschen Wohnungsriesen sind bereits mit einem EnerCube ausgerüstet. “Wir haben jahrelang erlebt, wie Sanierungen an realen Gegebenheiten scheitern. Deshalb wollten wir ein System schaffen, das nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis funktioniert.” Die Lösung: eine vorgefertigte Heizzentrale, die im Freien aufgestellt wird und somit keinen Platz im Gebäude benötigt, dazu schnell installiert ist und effizienter arbeitet als viele herkömmliche Wärmepumpenlösungen. “Besonders wichtig war uns, dass der Cube auch in Gebäuden mit Heizkörpern funktioniert und in Serie produziert werden kann, um wirtschaftlich skalierbar zu sein”, erklären Sutterlüty und Riedl.
Millionen-Investment
So wirtschaftlich, dass Vonovia jetzt bei EnerCube eingestiegen ist. Das junge Salzburger Unternehmen sichert sich ein Investment in Millionenhöhe und vor allem einen Rahmenvertrag über mehr als 1100 Wärmepumpen-Module, welche rund 20.000 Wohnungen von Vonovia in einer ersten Phase bis 2029 fit für die Wärmewende machen werden. Dafür reichen die Kapazitäten am Firmensitz des ClimateTech-Startups in der Salzburger Gemeinde Köstendorf nicht aus, auch wenn jetzt die Produktion auf etwa 1000 Quadratmeter Innen- und 1800 Quadratmeter Außenfläche erweitert wurde und weitere Fachleute zu den derzeit 17 Mitarbeitern gesucht werden. Denn EnerCube will die gerade vorgestellte dritte Produktgeneration im ganzen DACH-Raum vermarkten.
Nach der erfolgreichen Pilotierung und deutlichen Energieeinsparungen – im Pilotprojekt sanken die Energiekosten um 40 Prozent – ist die bundesweite Serienproduktion des Cubes bereits eingeleitet. Das Aachener Unternehmen DFA Demonstrationsfabrik Aachen GmbH (DFA) hat die Industrialisierung des Konzeptes übernommen.