“Müssen uns auf Abschottung der Märkte einstellen”

Die aggressive US-Zollpolitik, die Produktionskosten in Österreich und der Rückgang der Produktion zwingen zu neuen Initiativen und Angeboten, sagt der Vorstand der Österreichischen Kontrollbank.
Wien, Schwarzach Die Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB) ist ein finanzwirtschaftliches Zwitterwesen. Einerseits steht sie im Eigentum der Kommerzbanken und ist an Unternehmen beteiligt, die in den Bereichen Kreditversicherung, Energiemarkt, Investitions-, Entwicklungs- und Tourismusfinanzierung tätig sind, andererseits übt sie Aufgaben im Auftrag der Republik Österreich aus. Ihre Dienstleistungen für die Republik – etwa die Abwicklung der Exporthaftungen des Bundes und die Anleiheauktionen der Republik – und die Wirtschaft sind volkswirtschaftlich relevant. Im Export läuft ohne die Bank, die im vergangenen Jahr eine Bilanzsumme von 34,6 Mrd. Euro ausgewiesen hat, fast nichts.
“Nicht gerade berauschend”
Wie wichtig die OeKB ist, zeigte sich im laufenden Jahr, das die Exportwirtschaft aufgrund der Maßnahmen der USA völlig durchgeschüttelt hat. Vorstand Helmut Bernkopf, der die Vorarlberger Exportwirtschaft seit vielen Jahren sehr gut kennt, bezeichnet die Stimmung in den Chefetagen im VN-Gespräch “als nicht gerade berauschend”, was sich auch im Bruttoinlandsprodukt (BIP) niederschlage und nicht zuletzt in der allgemein gedrückten Stimmung, was die Zukunft und die Leistungen der Wirtschaft in Österreich angehe.

Die Lohn- und Energiekosten lasten, so Bernkopf, schwer auf der Wirtschaft, “das ist nicht so leicht, aber jetzt geht es ein bisschen in die richtige Richtung.” Zur Export- bzw. vielmehr zur Importpolitik des US-Präsidenten stellt er fest: “Man kann schneller etwas kaputt machen, als es wieder gut machen.” Österreichische Unternehmen, die bereits in den USA seien, sollten das nützen und ausbauen, was in vielen Fällen auch zu beobachten sei. Grosso modo sei aber zu beobachten, dass viele Firmen abwarten, was passiere. Auch der chinesische Markt sei von den Verwerfungen “made in Washington” betroffen, “was für Investitionen Gift ist”.
Exportinitiative
Die OeKB versuche, sich der aktuellen Lage entsprechend weiterzuentwickeln, “damit wir ein Stimulus sein können”, erklärt der Banker, deshalb habe man auch eine ganze Reihe von Maßnahmen in die Wege geleitet, die der Wirtschaft – vor allem auch kleineren Firmen – wieder mehr Schub geben. Und nennt als Beispiele der Exportinitiative die “Wachstumsfinanzierung im Betriebsmittelbereich” für Unternehmen, die binnen drei Jahren ein Exportwachstum von 50 Prozent erwarteten, eine Erweiterung der Ansiedlungs- und Wachstumsfinanzierung, die begründete Exportprognosen abgeben können, Exportfonds-Kredit “light” für Kleinexporteure, Exportfonds-Kredite auch für kleine Tourismusbetriebe mit hoher Auslandsnächtigungsquote, “Supply Chain Financing” zur Absicherung des Bezugs kritischer Rohstoffe und Komponenten, Shopping Lines für ausländische Firmen für den regelmäßigen Zukauf von Investitionsgütern, um die wichtigsten zu nennen.
Schwierig für den Standort
“Wir setzen neue Initiativen und begleiten Exporteure auch bei Ansiedlungen”, so Bernkopf, denn auch das würde den wichtigen “Exportlink, den wir brauchen”, stützen. Dass die Aktivitäten nicht den ohnehin finanziell angeschlagenen Staat belasten, ist dem Banker wichtig: “Jedes Geschäft, das wir machen, ist neutral für den Staat.” Die OeKB wolle nicht in den allgemeinen Förderbashing-Topf geworfen werden, unterstreicht er.
In den bald 80 Jahren – gegründet wurde die Kontrollbank 1946 – habe man wesentlich Anteil an der Entwicklung des Standortes gehabt und beweise das auch schon lange mit den entsprechenden Wachstumszahlen. In Zukunft muss sich die OeKB, aber vor allem die österreichische Wirtschaft, auf Protektionismus und die Abschottung von Märkten einstellen, “das macht es für die Volkswirtschaft in Österreich schwierig”, gibt er einen Ausblick und stellt fest, “wir brauchen den globalen Handel”. Hoffen könne man auf das Milliardenpaket des wichtigsten Handelspartners Deutschland, “wir müssen uns aber auch für die Rüstungsproduktion öffnen”, gibt Bernkopf einen Ausblick auf das nächste Jahr.