Innovationen für E-Autos sorgen bei Carcoustics für volle Auftragsbücher

Markt / HEUTE • 09:00 Uhr
Innovationen für E-Autos sorgen bei Carcoustics für volle Auftragsbücher
Andreas Hosp, Markus Juen, Johannes Amann und Andreas Jochum blicken auf eine sehr positive Entwicklung bei Carcoustics. Mit im Bild: die thermogeformte Stirnwand.Roland Paulitsch

Der Automobilzulieferer hat den Standort Klaus nach dem Ende der Serienproduktion neu ausgerichtet.

Klaus Während aus der deutschen Automobilindustrie seit Monaten kaum positive Nachrichten kommen und die EU weiter über das Aus für Verbrenner-Autos diskutiert, gibt es vom Automobilzulieferer Carcoustics in Klaus Erfreuliches zu berichten. Der Grund: Innovationen im Bereich der Elektromobilität, die das Portfolio des Unternehmens deutlich erweitert haben.

“Wir sind bei neuen Entwicklungen bewusst ins Risiko gegangen”, sagt Markus Juen, Geschäftsführer des Standorts Klaus und im Konzern für die globale Entwicklung verantwortlich. “Und wir haben die großen Umstrukturierungen bereits hinter uns.”

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In Klaus sitzen die Entwicklung und der Prototypenbau.Roland Paulitsch

Der Materialkostenschock

Dabei liegen die negativen Schlagzeilen noch nicht lange zurück. 2022 kündigte Carcoustics an, die Serienproduktion in Klaus zu schließen und in die Slowakei sowie nach Polen zu verlagern. Rund 100 Mitarbeitende waren betroffen. Ausschlaggebend war damals der massive Preisdruck infolge stark gestiegener Rohstoff- und Energiepreise. “Der Materialkostenschock nach Corona hat uns voll erwischt”, erinnert sich Andreas Jochum, zuständig für die Produktentwicklung.

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80 Mitarbeitende arbeiten für den Automobilzulieferer in Klaus.Roland Paulitsch

Heute hat sich der Standort neu positioniert. Carcoustics entwickelt Lösungen, die Fahrzeuge leiser, sicherer und effizienter machen – etwa durch Akustik- und Hitzeschutzkomponenten. Der Konzern, der zur chinesischen Dare Group gehört, hat seinen Hauptsitz in Leverkusen. Klaus ist mittlerweile globales Kompetenzzentrum für Produkt- und Prozessentwicklung sowie für den Prototypenbau – von der Kundenanfrage über die Kalkulation bis hin zur Industrialisierung in den Serienwerken.

Mehrere Großaufträge

Das laufende Jahr sei sehr gut verlaufen, sagt Juen. Man freue sich über mehrere Großaufträge – auch deshalb, weil die Produkte von Carcoustics für Elektrofahrzeuge besonders relevant sind. “Bei E-Autos spielen Hitzeschutz und Brandsicherheit eine zentrale Rolle. Wir haben etwa einen Batteriedeckel mit integriertem Flammschutz entwickelt, der nun in Serie produziert wird.”

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Auch Kleinserien mit bis zu 15.000 Stück werden hier produziert.Roland Paulitsch

Gerade bei Batterien, die enorme Hitze entwickeln können, zählt im Brandfall jede Sekunde. Entsprechend bleibt der Brandschutz ein zentrales Entwicklungsfeld. Gearbeitet wird mit neuen Materialien und Lösungen, um die Sicherheit weiter zu erhöhen.

Ein weiteres Beispiel aus Klaus ist die erste thermogeformte Stirnwand, die nicht nur leichter ist, sondern dank recycelter Materialien auch in puncto Nachhaltigkeit überzeugt. Positiv für das Unternehmen: Elektroautos benötigen zudem mehr Akustikkomponenten. Gleichzeitig läuft das Geschäft mit Verbrennerfahrzeugen weiterhin gut – sowohl beim Umsatz als auch bei den Stückzahlen.

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Die Batteriewanne mit integriertem Flammschutz ist eine Innovation für die Elektromobilität.Roland Paulitsch

Mitarbeitende gesucht

Die positive wirtschaftliche Entwicklung spiegelt sich auch am Arbeitsmarkt wider. Derzeit beschäftigt Carcoustics in Klaus rund 80 Mitarbeitende, gesucht wird vor allem in der Produkt- und Prozessentwicklung. “Die Automobilindustrie ist eine spannende Branche”, sagt Andreas Hosp, zuständig für die Prozessentwicklung. “Früher basierte vieles auf Standardprodukten. Heute braucht es für die Elektromobilität neue, innovative Lösungen – das macht die Arbeit so interessant.”

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Der Standort Klaus wurde als Entwicklungszentrum neu positioniert.Roland Paulitsch

Wie sich das Verhältnis zwischen Verbrenner- und Elektromobilität künftig entwickelt, ist für Carcoustics dabei nicht entscheidend. “Viele unserer Lösungen lassen sich in beiden Antriebstechnologien einsetzen”, betont Juen. “So können wir die Transformation flexibel gestalten.”

Der Anteil der Elektromobilität liegt aktuell bei rund 15 Prozent des Gesamtumsatzes. “Wir erwarten einen schrittweisen weiteren Anstieg”, sagt Johannes Amann, verantwortlich für den Prototypenbau am Standort. “Am Ende entscheidet aber der Kunde, welches Auto er kauft.”

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Der Standort von Carcoustics in der Treietstraße in Klaus.Roland Paulitsch

Wieder in Serie?

In Klaus werden Bauteile entwickelt, die in Fahrzeugen großer europäischer und US-amerikanischer Hersteller zum Einsatz kommen. Zudem entstehen am Standort Kleinserien mit bis zu 15.000 Stück pro Monat. Eine Rückkehr zur Serienproduktion schließt Markus Juen nicht aus. Der Platz dafür wäre vorhanden. “Vorstellbar wäre eine kleine Linie – etwa wenn ein deutscher Hersteller, der in unserer Nähe produziert, dadurch seinen CO₂-Fußabdruck reduzieren möchte.”