Gold nach Rekordjahr “taktisch heiß”

Experte Ronald Stöferle: Korrektur ist möglich, langfristiger Aufwärtstrend aber intakt.
Schwarzach Für Goldanleger war 2025 eines der besten Jahre der Geschichte: In US-Dollar legte der Goldpreis um mehr als 70 Prozent zu. Eine mögliche Korrektur von 15 bis 25 Prozent wäre aus heutiger Sicht jedoch “eher eine Hygienemaßnahme als ein Weltuntergang”, sagt der Fondsmanager und Goldanalyst Ronald Stöferle. Sein Fazit falle klar aus: “Der Goldpreis ist weiterhin strukturell gesund, taktisch aber heiß.” Stöferle ist Mitautor des jährlich erscheinenden, international viel beachteten Reports In Gold We Trust des Liechtensteiner Vermögensverwalters Incrementum.
Auf Rekordhöhen
Zu Weihnachten überschritt der Goldpreis erstmals die Marke von 4500 US-Dollar je Feinunze. Am Montag notierte er zeitweise bei rund 4465 Dollar, gab anschließend jedoch wieder auf das Niveau von Mitte Dezember nach.

Getrieben wurde der Höhenflug zuletzt vor allem von geopolitischen Verwerfungen. Das Einfrieren russischer Währungsreserven nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs habe eine neue “währungspolitische Dimension” eröffnet, sagt Stöferle. Gold profitiere davon, weil es als “neutral” gelte und kein Gegenparteirisiko aufweise. Die Folge seien rekordhohe Käufe durch Zentralbanken – zuletzt sei auch Brasilien als BRICS-Mitglied neu als Käufer aufgetreten.
Rückenwind bleibt
Dieser Rückenwind dürfte anhalten. Allein im dritten Quartal 2025 kauften Zentralbanken laut Stöferle knapp 220 Tonnen Gold, seit Jahresbeginn seien es rund 630 Tonnen gewesen. Für das Gesamtjahr erwartet er 800 bis 900 Tonnen – etwa ein Viertel der weltweiten jährlichen Neuförderung. Besonders aktiv blieben China, Indien, die Golfstaaten sowie osteuropäische Länder wie Polen. Eine Sättigung der Notenbanknachfrage sei nicht in Sicht.
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Auch im Westen beginnt die Nachfrage der Investoren anzuziehen. “Nach Jahren der Abstinenz sehen wir spürbare ETF-Zuflüsse – inzwischen seit sechs Monaten in Folge”, sagt Stöferle. Institutionelle Anleger seien allerdings noch zurückhaltend. Laut JP Morgan liegt der Goldanteil in Portfolios derzeit bei 2,8 Prozent. In den kommenden Jahren werde ein Anstieg auf vier bis fünf Prozent für möglich gehalten.
Silberpreis könnte weiter steigen
In seinen Langfrist-Szenarien im In Gold We Trust-Report sieht Stöferle im Basisszenario einen Goldpreis von 4800 Dollar bis 2030, im inflationären Szenario sogar 8900 Dollar bis Ende des Jahrzehnts. Silber könne dabei ebenfalls deutlich profitieren – ein dreistelliger Preis sei möglich, allerdings bei deutlich höherer Volatilität.