“Muss auf mein Bauchgefühl hören”

Jannis Niewöhner über das Weltkriegs-Drama „Der Überläufer“ und seine steile Filmkarriere.
Berlin In der Literaturverfilmung „Der Überläufer“ nach einem postum veröffentlichten Roman von Siegfried Lenz verkörpert Jannis Niewöhner einen Soldaten der deutschen Wehrmacht, der im letzten Kriegssommer 1944 aus dem Heimaturlaub zurück an die Ostfront muss.
Herr Niewöhner, Ihre Karriere geht gerade steil nach oben, spätestens seit „Jugend ohne Gott“ zählen Sie zu den wichtigsten jungen Gesichtern im deutschen Film. Wie fühlt sich das an?
Niewöhner Ein bisschen absurd, ehrlich gesagt. Es passiert zurzeit so viel Tolles – ich muss jetzt lernen, ganz auf mein Bauchgefühl zu hören. Ich will nicht nur schauen, welches jetzt der beste Karriereweg sein könnte, sondern mich fragen: Was will ich wirklich?
Und wenn Hollywood bei Ihnen anklopft?
Niewöhner Wenn es passiert, ist es schön, aber ich verfolge da keinen Plan.
Mit Kinofilmen wie der Fantasyromanze „Rubinrot“ wurden Sie zum Teenieschwarm. Ein Image, das Sie jetzt abschütteln wollen?
Niewöhner Über dieses Image denke ich gar nicht mehr nach. Ich lese das mit dem Mädchenschwarm zwar ab und zu noch, aber aus meiner Warte sind schon so viele Sachen passiert, dass ich mich damit nicht mehr befasse.
In der Siegfried-Lenz-Verfilmung „Der Überläufer“ spielen Sie einen deutschen Soldaten, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zur Sowjetarmee überläuft. Kannten Sie das Buch schon vorher?
Niewöhner Ich kannte es vorher nicht, sondern bin erst durch das Drehbuch auf den Roman gekommen. Es ist immer großartig, bei der Verfilmung eines tollen Romans dabei zu sein, weil eine Buchvorlage uns Schauspielern eine Fülle an Informationen gibt. Da wird eine ganze Welt gezeichnet.
Haben Sie sich besonders auf die Rolle des ausgezehrten Ostfront-Soldaten vorbereitet?
Niewöhner Ich habe versucht, ein bisschen abzunehmen, habe mich mit dem Zweiten Weltkrieg befasst – und ich hatte Militärtraining.
Was ist das?
Niewöhner Da geht es um so Fragen wie: Wie haben die Soldaten damals das Gewehr gehalten? Wie hat man sich aufgeteilt, wenn man zu dritt im Wald unterwegs war und beschossen wurde?
Waren die körperlichen Strapazen die größte Herausforderung bei diesem Dreh?
Niewöhner Die größte Herausforderung lag in der extrem knappen Vorbereitungszeit. Ich wurde zwar schon etwa ein Jahr vorher gecastet, aber dann ging es auf einmal sehr schnell los. Die körperlichen Belastungen durchzustehen, war allerdings auch nicht ohne. ski