Ein Starleben hinter Gittern

Menschen / 21.04.2020 • 21:52 Uhr

Netflix-Doku “Tiger King” machte Häftling Joe Exotic zum Superstar. Auch Promis lassen sich mitreißen.

Los Gatos Die Coronakrise legt die Weltwirtschaft lahm und hält die Finanzmärkte in Atem. Doch während viele US-Unternehmen Geschäfte oder Fabriken dichtmachen und Mitarbeiter beurlauben oder entlassen müssen, spielt der Stillstand anderen in die Karten. Netflix ist so ein Fall – der Online-Videodienst profitiert wie wenige andere Firmen davon, dass zahlreiche Menschen weltweit ihre Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen.

Promis sind begeistert

Die umstrittene Doku-Serie „Tiger King: Murder, Mayhem and Madness“ über exzentrische Großkatzen-Liebhaber hat sich bei Netflix innerhalb kürzester Zeit zu einem Riesen-Hit entwickelt. Laut Branchenangaben soll es eine der derzeit am meisten gestreamten Serien weltweit sein. Der Hype in den sozialen Netzwerken ist enorm. Im Internet überschlagen sich die Fans vor Begeisterung, auch zahlreiche Promis wie Kim Kardashian (39), Gwyneth Paltrow (47), Jared Leto (48) oder Sylvester Stallone (73) meldeten sich zu dem Überraschungshit zu Wort. Tatsächlich ist „Großkatzen und ihre Raubtiere“, so der deutsche Titel der Serie, eine unterhaltsame und schräge Ablenkung in Coronazeiten – wahrlich ein Phänomen.

Warum so viele so verrückt nach dieser True-Crime-Mini-Serie sind? Eigentlich soll hier davon erzählt werden, wie Joe Exotic (57), der Besitzer eines privaten Zoos im US-Bundesstaat Oklahoma, wegen versuchten Mordes vor Gericht landete. Das allerdings bietet nur den Rahmen für eine Geschichte, die einen mit jeder der sieben Episoden weiter überrascht und sprachlos auf dem Sofa sitzen lässt.

Schwuler Waffennarr

Der Mordvorwurf ist von Folge eins an bekannt. Der „Tiger King“, wie sich Exotic auch nennt, ist als schwuler Waffennarr mit blond gefärbtem Vokuhila aber auch ein extrem schillernder Protagonist: ein Countrysänger, der im Laufe der Jahre mehrere, deutlich jüngere Ehemänner hat – parallel. Außerdem will er Präsident der USA werden und tritt dann tatsächlich als Gouverneurskandidat an. Seinen Kampagnenmanager dafür findet er in der Waffenabteilung eines Walmart-Supermarktes.

Hinzu kommen all die Nebenfiguren: Ein verurteilter Drogenbaron, der Vorbild für Al Pacinos „Scarface“ gewesen sein soll, sowie Bhagavan „Doc“ Antle, ein weiterer Großkatzenzüchter. Der inszeniert sich deutlich intellektueller, fällt aber auch wegen seiner zahlreichen Partnerinnen und seiner ebenfalls dubiosen Tierzuchtpraktiken auf. Überhaupt fragt man sich, wie in den USA so viele Tiger gezüchtet und unter solchen Bedingungen gehalten werden können. Die Schattenseiten dieses Geschäfts sind erschütternd. Joe Exotics Gegenspielerin wiederum ist Carole Baskin, die sich mit Blumenkranz im Haar als Tierschützerin geriert. Doch schnell erfährt man von den Gerüchten um ihren verschwundenen Ehemann und dessen verängstigter Ex-Frau samt Töchtern. Wenn kurz darauf Joe Exotic in einem seiner trashigen Musik-Clips auftaucht und ein Carole-Baskin-Double Fleisch an die Tiger verfüttern lässt, fällt einem vor Lachen die Chipstüte aus der Hand.

Verfilmung geplant

Sicher, dieser Humor wird nicht allen gefallen. Doch viele sind schnell elektrisiert von diesem bizarrem Ritt. In der Aftershow, die kürzlich erschien, gibt es nun ein Wiedersehen mit einigen Beteiligten der Serie. Gerüchten zufolge könnte es außerdem bald sogar eine Realverfilmung geben. „Friends“-Star Lisa Kudrow wird als Carole gehandelt – und Joe Exotic persönlich meldete sich aus dem Gefängnis: Er wünscht sich, dass Brad Pitt ihn spielt.