TV-Show statt Gala beim Deutschen Filmpreis

Menschen / 22.04.2020 • 21:52 Uhr

Warum trotz Krise am Termin festgehalten wurde.

Berlin Der Deutsche Filmpreis wird diesmal ohne Gala verliehen – stattdessen ist eine Fernsehsendung geplant. Mehrere Prominente sollen morgen, Freitag, aus ihren Wohnzimmern zugeschaltet werden. Schauspieler Ulrich Matthes (60) ist Präsident der Deutschen Filmakademie – die Deutsche Presse-Agentur erreichte ihn im Homeoffice.

 

Herr Matthes, wie geht es Ihnen?

Matthes Ganz okay. Ich richte mich ein in diesem erzwungenen Zu-Hause-Bleiben. Ich laufe auf einer Art seelischem Notstromaggregat.

 

Entwickeln Sie noch keine Sehnsüchte?

Matthes Natürlich habe ich Sehnsüchte, klar. Mir fehlt das Theater enorm. Oder Dreharbeiten. Vor allem wollen wir wieder mit vielen anderen Menschen in einem Raum sein. 

 

Morgen, Freitag, wird der Deutsche Filmpreis verliehen – als TV-Sendung ohne große Gala. Warum wollten Sie trotz Krise am Termin festhalten?

Matthes Wir wollten ein Zeichen setzen der Zuversicht, der Solidarität. Und auch ein Zeichen dafür, dass das vergangene Kinojahr großartige Leistungen hervorgebracht hat. Es gibt natürlich auch in der Filmbranche viele Ängste. Dass der Deutsche Filmpreis diesmal nicht so glamourös mit Tschingderassabum und rotem Teppich verliehen wird, liegt auf der Hand.

 

Was erwartet uns stattdessen?

Matthes Wir haben, wie ich finde, hoffentlich eine schöne Mischung aus digital und analog gefunden.

 

Prominente sollen zugeschaltet werden. Zeigen Sie uns auch Ihr Wohnzimmer?

Matthes Nein, ich bin ganz analog im Studio mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters und werde die Lolas für die drei besten Filme verleihen. Aber die Nominierten werden per Stream nägelkauend zuhause sitzen. Man muss halt improvisieren und hoffentlich eine gute Balance aus Ernsthaftigkeit und Humor finden.

 

Die Kinos sind geschlossen, viele Dreharbeiten gestoppt. Was braucht die Filmbranche jetzt?

Matthes Naja, wenn ich es auf einen kurzen Nenner bringen sollte, dann ist es einfach Geld. Für viele geht es einfach um finanzielle Unterstützung. Und natürlich um die Frage: Wann können wir wieder drehen?

 

Und deutet sich da etwas an?

Matthes Nein. Natürlich bereiten die Drehbuchautoren, Regisseure und Produzenten, die im Homeoffice arbeiten können, neue Projekte vor. Natürlich wird es dann auch Corona-Stoffe geben. Wahrscheinlich setzt sich jetzt auch noch der eine oder andere hin und schreibt seine Memoiren. Ich werde das ganz sicher nicht tun.