Rudi Dolezal: “Gute Filme kann man nur mit guten Künstlern machen”

Der Kultvideoregisseur hat Whitney Houstons Leben dokumentarisch begleitet. Seine erfolgreiche Doku wird nun erstmals auf Arte gezeigt.
Miami, Purkersdorf Queen, Michael Jackson, die Rolling Stones, Tina Turner und viele mehr: Der österreichische Regisseur Rudi Dolezal (62) hat in seiner Karriere schon viele Weltstars mit seiner Kamera begleitet. Auch Whitney Houston ließ den preisgekrönten Musikvideoproduzenten ganz nah ran. An das erste Treffen mit der 2012 verstorbenen Popdiva erinnert sich Rudi Dolezal, den wir im Homeoffice in Miami erreichten, als wäre es gestern gewesen. “Ich habe sie 1984 anlässlich der Veröffentlichung ihres ersten Albums in Montreux zum ersten Mal interviewt”, erinnert sich der Filmemacher, der Whitneys Karriere von diesem Tag an dokumentarisch begleitete.
“Sie war begeistert”
Zu einer intensiven Zusammenarbeit kam es 1999, als Whitney an einem verregneten Sonntag in seinem Studio in Wien zu Gast war. “Ich habe die Gelegenheit genutzt, um ihr meinen noch unveröffentlichten Film über Freddie Mercury zu zeigen. Sie war begeistert und sagte: Rudi, ich möchte, dass du so einen Film über mich machst”, erzählt Dolezal. Schon am nächsten Tag ging es mit ihr auf Europatournee und er bekam seltene Einblicke in das Leben der Musiklegende. “Ich hatte Glück, dass ich eine der besten Musikerinnen begleiten durfte. Gute Filme kann man nur mit guten Künstlern machen”, bemerkt Dolezal.
Für den Dokumentarfilm “Whitney Houston – Can I Be Me”, der heute als Free-TV-Premiere auf Arte zu sehen ist – machten Dolezal und der oscarprämierte Dokumentarfilmer Nick Broomfield (72) gemeinsame Sache. “Nick Broomfield kam auf mich zu, weil er für seine Doku noch unveröffentlichtes Material von mir kaufen wollte”, erzählt Dolezal, der zu dieser Zeit bereits die Doku “Whitney Houston – Close up” im Kasten hatte. Verkauft hat Dolezal sein Material (“Ich habe das Beste der Welt”) nicht. “Broomfield war begeistert von meinem Film und schlug vor, dass wir gemeinsam an der Doku ‘Can I Be Me’ arbeiten”. Wie sich herausstellte, war die Mischung der beiden Filmschaffenden von Erfolg gekrönt. Der Film war in England, Amerika und Kanada ein großer Erfolg. “Can I Be Me”, so Dolezal, erzähle die traurige Wahrheit über die Popvida. “Nick war es wichtig, in seiner investigativen Art die Wahrheit über Whitneys Bi-Sexualität und ihre Drogenprobleme aufzuzeigen. Mir war es ein Anliegen, dass die Künstlerin und unglaubliche Sängerin nicht zu kurz kommt.” Weltpremiere feierte „Can I Be Me“ bei Robert De Niros Tribeca Film Festival in New York. “Nach der Premiere schüttelte mir Robert De Niro die Hand und sagte, das das der beste Musikfilm war, den er je gesehen hat. Das zählt für mich mehr als ein Oscar.“

Whitney Houston wird im Oktober in die berühmte Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Dolezal wurde dazu eingeladen, seine andere Doku “Close up” zu zeigen und einen Vortrag über die Zusammenarbeit mit der Popdiva zu halten. “Das ist eine große Ehre für mich”, betont er. Eine noch größere Ehre könnte ihm 2021 zuteil werden. Gerüchten zufolge soll der Filmemacher selbst auf der Nominierungsliste für die Hall of Fame stehen. Damit wäre Dolezal der erste Österreicher überhaupt, der in die heiligen Hallen aufgenommen wird.
Heute Freitag, 17. Juli um 22.05 Uhr, zeigt ARTE die Free-TV-Premiere von “Whitey Houston – Can I Be Me” von den Regisseuren Rudi Dolezal und Nick Broomfield.