“Ängste lasse ich nicht zu”

Annette Frier über ihr TV-Experiment eines Chors für Menschen mit Demenz.
Köln Comedysendungen wie die legendäre „Wochenshow“ oder die „Schillerstraße“ machten sie bekannt – doch Annette Frier wollte nie auf die fröhliche Ulknudel vom Dienst reduziert werden. Für das Sozial-Experiment „Unvergesslich“ (nächste Folge, heute, 22.45 Uhr, ZDF) gründete sie im Jänner einen Chor für Menschen mit Demenz.
Frau Frier, Sie haben für die Dokureihe „Unvergesslich“ einen Chor für Menschen mit Demenz gegründet. Welche Lieder haben Sie gemeinsam gesungen?
Frier Bei den wöchentlichen Chorproben haben wir zum Einsingen alte Volkslieder angestimmt, „Hoch auf dem gelben Wagen“ zum Beispiel. Für unser Abschlusskonzert hatten wir zwei tolle Songs geplant: „Und immer wieder geht die Sonne auf“ und „Über den Wolken“ von Reinhard May.
Das Abschlusskonzert, in dem die Erkrankten vor Publikum singen sollten, konnte aber wegen Corona nicht stattfinden . . .
Frier Ja, das war traurig. Unser Abschlusskonzert sollte Mitte März in Köln vor 600 Leuten stattfinden. Es wurde am Abend vorher abgesagt – das war die Woche, in der wegen Corona alles dichtgemacht hat. Immer noch sehr krass. Ein Happy End gibt es in der Sendung also nicht.
Bewerten Sie das Projekt dennoch als einen Erfolg?
Frier Ich empfinde es als Geschenk, und ich glaube, dass viele Chor-Teilnehmer das genauso beschreiben würden. Es ging ja um die ganze Reise, die wir miteinander gemacht haben.
Sie berichten in der Reihe auch von einem Demenzfall in Ihrer eigenen Familie, Ihre Großmutter mütterlicherseits erkrankte schon mit 50 Jahren. Angst, das geerbt zu haben?
Frier Ich habe keinerlei vorauseilende Ängste, die lasse ich nicht zu, prinzipiell nicht. Meine Großmutter hatte tatsächlich eine andere Krankheit mit einem sehr komplizierten Namen, die aber viele Symptome von Demenz beinhaltet. Als Kind ist mir immer aufgefallen, dass sie zwei Dinge genossen hat: Gemeinsames Essen und Musizieren. Das hat sich bei mir eingebrannt.
Sie stehen ja nach dem Ende der Coronazwangspause inzwischen für neue Projekte vor der Kamera, doch für die Produktion von Filmen und Serien gelten strenge Hygieneauflagen . . .
Frier Ich drehe gerade einen ZDF-Film, zurzeit am Ijsselmeer in Holland. Wir werden alle drei Tage auf Corona getestet, wie Bundesligaspieler. Am ersten Tag denkt man noch, herrje, jetzt muss ich zum Fiebermessen und zum Test, aber man gewöhnt sich nach einer Weile daran. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und nach zwei Wochen Drehzeit ist das jetzt schon Routine. SKI