Spaniens Ex-König untergetaucht

Menschen / 04.08.2020 • 22:18 Uhr

Juan Carlos soll sich inmitten von Korruptionsermittlungen in die Karibik zurückgezogen haben.

Madrid Als das spanische Königshaus am Montagabend völlig unerwartet das Exil von Altkönig Juan Carlos bekanntgab, da war der 82-Jährige offenbar schon über alle Berge. Der von einem Korruptionsskandal und von Justizermittlungen bedrängte Vater von König Felipe VI. hatte Spanien nach Medienberichten bereits am Sonntag verlassen. Er sei mit einem Wagen nach Galicien und von dort über die Grenze nach Portugal gefahren, hieß es. In Porto soll er einen Flieger Richtung Karibik bestiegen haben, wie auch die Zeitung „ABC“ versicherte. In der Dominikanischen Republik habe er Zuflucht bei einem engen Freund gesucht. Eine offizielle Stellungnahme gab es dazu vorerst nicht. In manchen Medienberichten war auch die Rede davon, Juan Carlos könnte sich in Portugal aufhalten, wo er als Kind gelebt habe.

Pablo Iglesias, Chef des Juniorpartners der sozialistischen Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez, des Linksbündnisses Unidas Podemos, beklagte eine „Flucht“ des Altkönigs und erneuerte seine Forderung nach Abschaffung der Monarchie. Die gut informierte Zeitung „El Mundo“ versicherte unterdessen, das Exil von Juan Carlos sei von Felipe und Sánchez vereinbart

worden. Das Königshaus habe Juan Carlos zum Verlassen Spaniens „gezwungen“, um die konstitutionelle Monarchie zu retten.

Schmiergelder in Millionenhöhe

Dabei galt Juan Carlos als Vorzeige-König. Doch in den letzten zehn Jahren erregte er immer wieder Ärger: eine umstrittene Elefantenjagd, Medienberichte über angebliche Seitensprünge, ein Betrugsskandal, der sich über Jahre hinauszog und bei dem sein Schwiegersohn Iñaki Urdangarin zu knapp sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Und dann wurde der ominöse Deal um den „Wüstenzug“ aufgedeckt: Juan Carlos soll 2008 Schmiergeld in Höhe von 100 Millionen US-Dollar kassiert haben, damit der Bau einer Schnellbahnstrecke zwischen Mekka und Medina durch ein spanisches Konsortium zustande kam. Das Oberste Gericht leitete im Juni offiziell Ermittlungen gegen Juan Carlos ein.

Für die vier Jahrzehnte, die er König von Spanien war, genießt er Immunität. Doch obwohl die mutmaßliche Schmiergeldzahlung 2008 erfolgte, könnte Juan Carlos der Geldwäsche und des Steuerbetrugs in der Zeit nach 2014 beschuldigt werden. Nach seinem Thronverzicht zugunsten seines Sohnes hat Juan Carlos zwar auch heute noch Sonderrechte, kann aber auf die Anklagebank gesetzt werden.

In einem vom Königshaus veröffentlichten Brief an seinen Sohn schrieb er: Er wolle mit seiner Entscheidung, ins Ausland zu ziehen, die Arbeit von Felipe als Staatschef „erleichtern“, „angesichts der öffentlichen Auswirkungen, die gewisse vergangene Ereignisse meines Privatlebens derzeit verursachen“. Gattin Sofía (81) wird laut Medien nicht mitgehen. Sie ist seit einigen Tagen auf der Sommerresidenz der Royals auf Mallorca.