Wann wird das Kulturleben wachgeküsst?

Die VN fragen nach: Wie sehr vermissen Sie Kino-, Theater- und Konzertbesuche?
Schwarzach Die Einzelhandelsgeschäfte haben nach dem dreiwöchigen Shutdown zwei seit Montag wieder geöffnet. Für die Kulturbranche heißt es weiter warten. Sie ist im Stillstand. Die VN haben sich bei Vorarlbergern aus der Kulturszene umgehört, wie sehr sie die Kino-, Theater- und Konzertbesuche vermissen. Michael Löbl fühlt sich fast schon privilegiert, da er in den letzten 45 Jahren – zunächst als Musiker, dann als Kulturmanager – so viele Veranstaltungen besucht hat, dass er mit dem derzeitigen Stillstand ganz gut leben könne. „Ich zehre sozusagen von einem lange angesparten Kulturveranstaltungs-Guthaben. Was ich aber wirklich vermisse, sind die vielen persönlichen Begegnungen mit Freunden, Künstlern und Bekannten, Begegnungen, die ja ein wichtiger Teil jeder Veranstaltung sind“, so der 64-jährige Leiter der Kulturbühne AmBach in Götzis. Diese Isolation mache, so Löbl, die derzeitige Situation schon ziemlich bitter. „Hoffen wir, dass das Kulturleben – gerne auch mit Einschränkungen! – möglichst bald von einem Prinzen (Sebastian Kurz? Markus Wallner?) wachgeküsst wird, um den Dornröschenschlaf schleunigst zu beenden“, hofft er auf ein baldiges Ende der Beschränkungen.

„Was gibt es Schöneres als im Theater zu sitzen mit einem Kloß im Hals vor lauter Rührung oder Betroffenheit“, fragt Bernie Weber, Politiker, Unternehmer und Musiker. „Was gibt es Schöneres als in einem Konzert zu stehen und mit einer Gänsehaut der Band zuzuhören“, fragt sich der 57-jährige Altacher. Der einzige kleine Trost für ihn sei es zu wissen, dass „alle Musiker und Schauspieler ihr Publikum genauso vermissen, wie das Publikum sie, und dass irgendwann die Türen und Tore wieder aufgehen werden“, freut er sich auf ein Wiedersehen.

Wie eine Betäubung
Der Musiker und Songwriter Falco Luneau hat vor 15 Jahren aus seiner Leidenschaft zur Musik seinen Beruf gemacht. „Das Leben als Musiker und Songwriter ist ein tägliches Abenteuer“, sagt der 36-jährige Vater von zwei Kindern aus Brand. „Es ist meine Haut, die Luft, die ich zum Atmen brauche. Hiermit habe ich auch schon alles gesagt. Ich ersticke förmlich und fühle mich wie betäubt. Nicht nur der finanzielle Supergau nach bereits 90 abgesagten Auftritten ist erdrückend. Ich lebe von der einzigartigen Energie, die mit dem Publikum entsteht! Das Lachen und Weinen, Tanzen und Abgehen, Mitsingen und Klatschen – ‚leben‘“, gibt er Einblick. Durch seinen Beruf und den damit verbundenen Stress sei er ein Einzelgänger und habe in dieser Zeit festgestellt: „Wir sind Herdentiere und brauchen Nähe und gleichzeitig Freiheit, den sozialen Umgang miteinander sowie die Kunst und Kultur als tägliche Medizin, um gesund zu bleiben! Ohne kUNSt wird es still.“

Kerstin Formanek vom Gemeindeverband vermisse hauptsächlich Livekonzerte, denn normalerweise sei sie regelmäßig im Spielboden, Conrad Sohm und anderen Locations anzutreffen. „Zum Glück fand im Sommer das Poolbarfestival statt“ und die Durststrecke sei daher, so die 43-jährige Lustenauerin, noch nicht allzu lang. Für sie sei das Warten noch auszuhalten. „Meine Gedanken sind bei den Künstlerinnen und Künstlern sowie den Veranstalterinnen und Veranstaltern. Ich wünsche ihnen alles Gute und hoffe auf baldiges Wiedersehen. Gleichzeitig denke ich positiv und genieße etwas Vorfreude: Die Karte fürs Lustenauer Open Air 2021 hängt bereits an meiner Pinnwand“, freut sie sich auf 2021 mit viel Kunst und Kultur.
