Die fünfte Jahreszeit ist ganz still

Die VN fragen nach: Fasching – Umzüge – Bälle. Wie sehr vermissen Sie die Fasnat?
schwarzach Ganz ruhig ist es heuer zur Faschingszeit. Keine traditionellen Umzüge, keine ausgelassenen Bälle, kein lautstarker Aufmarsch der Guggamusiken. Für eingefleischte Faschingsnarren ein schwerer Verzicht. Die VN haben sich bei Vorarlberger Persönlichkeiten umgehört, wie sehr sie die fünfte Jahreszeit vermissen.„Eine bittere Pille“ ist für Michèl Stocklasa, Landesverbandspräsident der Vorarlberger Fasnatzünfte und -gilden, die Tatsache, dass die Fasnat heuer nur digital abläuft. „Zumal die ehrenamtliche Arbeit der Narretei normalerweise publikumswirksam zelebriert wird – das ganze live und mit allen Sinnen erlebbar“, so der 39-Jährige. „Die Zusammenkünfte im Rahmen von Veranstaltungen sind Ausdruck unserer Kultur. Mit der Pflege von gesellschaftlichen Praktiken im Jahreskreis geht auch eine hohe und generationsübergreifende Identifikation einher“, betont Stocklasa. „Wir sind im Stand-by-Modus und freuen uns auf ein Signal zum schrittweisen Hochfahren im bürgerschaftlichen Engagement. Bis dahin wird es mit Sicherheit leise um die Fasnat.“
Sandra Aberer, Sprecherin und Regisseurin aus Koblach: „Ich als Kulturschaffende erlebe seit März 2020 eine enorme Durststrecke, nein, vielmehr bin ich ausgehungert. Selbst aktiv zu sein und auch Veranstaltungen, die Vielfalt des Lebens auf dieser Ebene zu genießen, fehlt mir sehr“ erklärt die 47-Jährige. „Brauchtum und dessen Pflege ist ein wichtiges Kulturgut für unser Land und neigt ohnehin dazu, schleichend in Vergessenheit zu geraten. All diese Verbote isolieren sämtliche gesellschaftlichen Aspekte des Feierns, der Begegnung und bremsen unsere Lebensfreude, Ausgelassenheit und Leichtigkeit völlig aus“ so Aberer und ergänzt mit Nachdruck: „Ich wünsche mir meine Freiheit zurück!“
Auch für Kabarettist Martin Weinzerl wird es immer schwieriger, auf Veranstaltungen zu verzichten. „Für mich persönlich ist der Entfall von Veranstaltungen aller Art nur schwer zu verkraften. Umso mehr freue ich mich darauf, wenn es wieder los geht. Faschingsumzüge, Bälle, Funken – all das gehört einfach zu uns und wir brauchen diese Unterhaltung auch dringend. Das wird jetzt klar, seit es nicht mehr möglich ist. Einfach mal wieder feiern – mit vielen Freunden und ohne Abstand“ wünscht sich der 39-jährige Ludescher.
„Am vergangenen Freitag hätten wir von der Bregenzer Faschingsgesellschaft den 52. Gildenball feiern sollen. Natürlich vermisse ich als Elferrat der BFG den abgesagten Gildenball sehr, betont Richard Elsler, Gründer der Partnervermittlung „Contacta“ und Mitglied der Bregenzer Faschingsgesellschaft/Elfenrat. „Auch die damit im Anschluss verbundenen gesellschaftlichen Veranstaltungen mit befreundeten Faschingsvereinen sowie gemeinsame Aktivitäten mit den Bregenzer Faschingsprinzen und deren Zeremonienmeistern werden mir fehlen, so der 73-jährige Bregenzer. „Ich hoffe, dass der Gildenball dann am letzten Freitag im Jänner 2022 stattfinden kann.“ VN-ea, mik

„Möchte einfach mal wieder mit Freunden feiern – ohne Abstand“: Martin Weinzerl.

