Das Wetter genau im Auge

Reinold Matt (82) ist seit über 50 Jahren Wetterbeobachter der ZAMG.
Schoppernau Mit einem großen Schritt überwindet Reinold Matt die Absperrung vor dem Verdunstungsbecken, schreitet weiter zur Messeinrichtung für den Niederschlag. Jeder Handgriff sitzt. Seit über 50 Jahren beobachtet der gelernte Schneidermeister dreimal täglich das Wetter im Garten seines Hauses in Schoppernau, misst die Niederschlagsmenge, notiert Beobachtungen zu Sichtweite, Bewölkung oder den Bodenzustand. „Wenn ich das nicht mehr machen würde, dann würde mir etwas fehlen“, erzählt der 82-Jährige. Dabei war er anfangs von der Idee gar nicht so begeistert, als Wetterbeobachter der Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) im Ort Adolf Sohm zu beerben. Der Dorf-Lehrer hatte die Aufgabe 1927 übernommen und 43 Jahre später einen Nachfolger gesucht. Nach der dritten Anfrage habe er dann doch zugesagt, erinnert sich Reinold Matt. Das war im November 1970. Matt war 33 und verheiratet. „Ohne die Unterstützung meiner Frau Aurelia und später auch der Kinder wäre das nie möglich gewesen“, so der rüstige Pensionist.
Die Wetterbeobachtung hat bei der ZAMG eine lange Tradition. Mit Hilfe der langen Reihen seien Aussagen über das Klima und den Klimawandel möglich, heißt es beim Wetterdienst. 270 Wetterstationen gibt es österreichweit. Vollautomatisiert werden Daten erfasst. Für bestimmte Beobachtungen und Messungen führt aber bis heute kein Weg an Wetterbeobachtern wie Reinold Matt vorbei – in Vorarlberg ist das an zwölf Standorten der Fall.
Seine Daten und Beobachtungen meldet Matt an die Zentrale. Die Interpretation überlässt er lieber den Experten, auch was den Klimawandel betrifft. Der 82-Jährige hält ein Büchlein mit dem Titel „Niederschlagslisten“ in der Hand. Schneearme Winter habe es früher auch schon gegeben. „Aber die Sommer sind wärmer geworden. Tropentage gab es damals in Schoppernau noch keine“.
Das hat sich geändert. Wie auch die Beobachtungszeiten. Ganz zu Beginn seiner Tätigkeit musste er um 21 Uhr noch raus. Die Zeit der Abendablesung sei schon ungünstig gewesen, weil man dann auch Zuhause sein musste. Seit 1971 wird um 19 Uhr das letzte Mal am Tag beobachtet. „Nur wenn wir im Sommer mal ein paar Tage im Urlaub waren, dann ist das Blatt leer geblieben.“ Allzu oft ist das in den letzten gut 50 Jahren aber nicht der Fall gewesen.
Noch heute richtet sich der Tagesablauf nach den Beobachtungszeiten. Dazwischen ist Reinold Matt gerne unterwegs – am liebsten auf einem der Berge in der Umgebung. Sein Vater sei der erste Schoppernauer gewesen, der über 100 Jahre alt wurde. Auf diese Gene und einen gesunden Lebensstil setzt der erfahrene Wetterbeobachter.
Den Dienst für die Allgemeinheit will er jedenfalls noch eine Weile erbringen. „Solange es die Gesundheit zulässt, mache ich weiter“, denkt er vorerst nicht ans Aufhören. VN-MIG
„Mit dieser auch herausfordernden Tätigkeit möchte ich etwas für die Allgemeinheit tun.“





Zur Person
Reinold matt
Seit über 50 Jahren Wetterbeobachter für die Zentralanstalt für Meteorologie in der Bregenzerwälder Gemeinde Schoppernau.
Geboren 1938
Wohnort Schoppernau
Beruf Pensionierter Schneidermeister
Familie verheiratet mit Aurelia, drei Kinder