Mit starkem Willen zum Profi

Menschen / 15.06.2021 • 19:22 Uhr
In der Boulderhalle ihres Vaters kann Naima Gringl perfekt auf ihre Wettkämpfe hintrainieren. <span class="copyright">VN/JUN</span>
In der Boulderhalle ihres Vaters kann Naima Gringl perfekt auf ihre Wettkämpfe hintrainieren. VN/JUN

Nachwuchstalent Naima Gringl will sich bis ganz nach oben klettern.

Bürs, Feldkirch Mit gerade einmal 14 Jahren zählt Naima Gringl zu den besten Kletterinnen Österreichs. Ende Mai holte sie sich bei den Österreichischen Meisterschaften in Gaflenz in der U16 den 3. Platz im Lead (Vorstieg) und den 2. Platz im Speed. Insgesamt 17 Nachwuchstalente aus Vorarlberg gingen an den Start, elf von ihnen schafften es ins Finale, fünf erkletterten sich Podestplätze. Bei der Jugendeuropameisterschaft in Perm (Russland) Anfang Mai zeigte Gringl, dass sie neben Speed und Lead auch noch gut im Bouldern ist. Als beste Österreicherin in der U16 belegte Gringl im Bouldern Platz 6. Im Speed schaffte sie den 11. Platz, im Lead den 24. Rang. „Da habe ich einen blöden Fehler gemacht. Der Fuß ist zu weit unten gestanden, sodass ich den Griff nicht ganz hinten greifen konnte“, erinnert sich Gringl.

Konzentriert setzt die 14-Jährige ihren nächsten Tritt.
Konzentriert setzt die 14-Jährige ihren nächsten Tritt.

Seit sie sechs Jahre alt ist, bouldert sie. Früher hat sie ihr Vater, Markus Gringl, immer mit zum Klettern und Bouldern genommen. Seit zweieinhalb Jahren betreibt die Familie Gringl ihre eigene Boulderhalle „Block Monkey“ in Feldkirch – das Kletterparadies liegt der 14-Jährigen also direkt zu Füßen. Angefangen bei den Naturfreunden Bludenz, sah eines Tages Landestrainer Mark Amann beim Vorklettern ihre hervorragende Leistung und nahm sie in den Jugendkader auf. Nun tritt sie in der Kategorie U16 an.

Naima Gringl fühlt sich in allen drei Disziplinen, Lead, Speed und Bouldern, wohl. Sie würde zwar sagen, dass Lead ihre stärkste Disziplin ist, aber „zurzeit fühle ich mich überall richtig fit“. Lead und Bouldern mag sie am meisten, weil man sich da mehr Zeit lassen kann und die Technik im Vordergrund steht, wohingegen es beim Speed mehr auf die Schnelligkeit ankommt.

Beim Bouldern und Lead kommt es auf die Technik an, während es beim Speed um die Schnelligkeit geht.
Beim Bouldern und Lead kommt es auf die Technik an, während es beim Speed um die Schnelligkeit geht.

Irgendwann will sie eine Profikletterin werden, aber „bis dahin ist es noch ein langer, harter Weg“. Deswegen setzt sie sich lieber kleinere Ziele in Reichweite, damit sie sich mehr über ihre Erfolge freuen kann. Dieses Jahr hätte sie schon ihr Ziel erreicht, bei der Europameisterschaft unter die Top 10 zu kommen. Ihr nächstes Ziel ist die Teilnahme an der Weltmeisterschaft. Ob sie das schafft, entscheiden die Platzierungen der nächsten Europacups. „Vielleicht wird ja mal was aus mir“, hofft sie.

Großes Potenzial

Laut Landestrainer Mark Amann ist diese Vorstellung gar nicht so weit hergeholt: „Naima hat aus Verbandssicht sehr großes Potenzial.“ Gerade im Klettersport, wo schon in sehr jungen Jahren Höchstleistungen erbracht werden, konnte Naima mit ihrem Doppel-ÖM-Titel in Lead und Bouldern in der U12-Klasse bereits zeigen, was in ihr steckt. „Da sie sowohl das technische als auch das konditionelle Talent mitbringt, denken wir, hat sie in beiden Disziplinen, Lead und Bouldern, großes Potenzial und die Türen stehen ihr sicherlich noch für alles offen, von der WM bis Olympia. Schön ist auch zu sehen, wie reif Naima für ihr Alter schon ist, wie sie stets reflektiert an sich arbeitet und weiterkommen möchte.“

Nicht nur im Bouldern, sondern auch im Lead zeigt Naima Gringl eine Topleistung. <span class="copyright">N. Feurle / KVV </span>
Nicht nur im Bouldern, sondern auch im Lead zeigt Naima Gringl eine Topleistung. N. Feurle / KVV

Im Sportgymnasium Dornbirn hat die Nachwuchskletterin viel Zeit zum Trainieren. Dienstags und donnerstags gibt es jeweils ein dreistündiges Frühtraining mit dem Landestrainer in der Kletterhalle K1 in Dornbirn. Auch nachmittags finden fixe Trainingseinheiten statt, sodass sie fünf- bis sechsmal die Woche, insgesamt circa 20 Stunden, trainiert. Zur Vorbereitung auf eine Meisterschaft muss Naima Gringl zudem in verschiedenen Hallen trainieren, um die unterschiedlichen Baustile der einzelnen Routenbauer kennenzulernen.

„Bis zur Profikletterin ist es noch ein langer, harter Weg, aber vielleicht wird ja mal was aus mir.“

Naima Gringl

Kopftraining am Fels

Außerhalb der Halle ist sie oftmals am Fels anzutreffen, wie an der Bürser Platte, an der sie Routen in der Schwierigkeit 7c/8a klettert. „Ich finde es am Fels sogar leichter als in der Halle, weil man dort jeden Griff und alles, was da ist, benutzen kann. Da muss man nicht nur nach einer Farbe klettern“, meint die Bürserin. Am Fels lerne man sehr viel für den Wettkampf, da die Felskletterei ein gutes Kopftraining für den Vorstieg sei. „So kann man die Angst vor der Höhe kontrollieren.“ Auch ihre kleine Schwester Tabea übt sich schon an zahlreichen Routen. „Das Klettern liegt bei uns im Blut“, lacht Gringl. VN-JUN

Zur Person

Naima Gringl

Nachwuchstalent im Bouldern/ Klettern

Geboren 05.07.2006

Wohnort Bürs

Familie Eltern Ramona und Markus Gringl, Schwester Tabea (6 Jahre)

Schule Sportgymnasium Dornbirn

Hobbys Klettern, Skifahren, Biken, Schwimmen