Glänzendes aus dem Wald

Die Goldschmiede Gassner in Egg wurde zum österreichweiten Publikumsliebling gewählt.
Egg Menschen schmücken sich seit eh und je gerne mit etwas Schönem. Das hat Josef Meusburger 1934 erkannt, als er in Egg eine Goldschmiede eröffnete. Und das weiß die Familie Gassner, die das Familienunternehmen heute noch als eine der größten Goldschmieden in Vorarlberg weiterführt. Die jüngsten Unternehmerinnen sind die beiden Töchter der Familie: Laura und Theresa Gassner. Erfahrungen haben sie außerhalb des elterlichen Unternehmens gesammelt. Laura Gassner war Kundenkontakt schon immer wichtig. Noch während ihres Tourismus- und Wirtschaftsstudiums begann sie für Bregenzerwald Tourismus zu arbeiten. Zu Beginn sah sie sich selbst nicht im Familienunternehmen, mit dem Ausscheiden ihrer Oma vor rund zwei Jahren übernahm sie die Leitung des Managements. Bereut hat sie es nie. Für Theresa Gassner wiederum war es von jungen Jahren an klar, dass sie als Goldschmiedin arbeiten wollte. Bereits als kleines Kind half sie ihrem Vater in der Werkstatt und erzählte in der Schule stolz von ihrem Berufswunsch. Für eine Lehrstelle suchte sie sich aber ein anderes Unternehmen, im eigenen wollte sie diese nicht absolvieren. Schlussendlich fand sie diese in Deutschland. Seit ihrem Abschluss vor drei Jahren ist sie als Gold- und Silberschmiedin in Egg tätig. Sie arbeitet mit ihrem Vater, Goldschmiedemeister Josef Gassner, in der Werkstatt, während ihre Mutter Elisabeth Gassner gemeinsam mit Laura den Verkauf innehat. Im Jahr 2010 zog die Goldschmiede in ein neues Geschäftsgebäude im Zentrum von Egg. 2018 kam noch eine Filiale in Bezau dazu. Diese aber hauptsächlich für Touristen, davon gebe es in Bezau deutlich mehr. Aufgrund der Familienkonstellation dreht sich bei Gassners das ganze Leben um das Geschäft. „Um das Geschäft und um die beiden Hunde“, ergänzt Theresa Gassner. „Wenn man mal etwas Abstand von den anderen braucht, kann man sich in den beiden Filialen verteilen.“

Offene Gespräche
Durch das offene Gesprächsklima wird die Zusammenarbeit innerhalb der Familie von allen vieren sehr geschätzt. Alle lernen voneinander und Ideen werden immer angenommen und diskutiert. Mit dem Unternehmen kommt die Familie rund um die Welt, zuletzt auf einer Schmuckmesse in Las Vegas, heuer findet diese in Vicenza in Italien statt. Im Herbst gibt es aber noch einen weiteren Fixpunkt: Wien. Denn im September wird im Schloss Belvedere von Schmuckstars Austria der renommierte Preis zur Gold- und Silberschmiede des Jahres verliehen, die Goldschmiede Gassner gewann das österreichweite Publikumsvoting haushoch. Damit befinden sie sich im Finale und aufgrund der Publikumsstimmen stehen die Chancen auf einen Sieg nicht schlecht. Während der Coronakrise konnte in der Werkstatt weitergearbeitet werden. Somit hatten sie alle Hände voll zu tun: „Gefühlt haben alle Leute ihr Haus aufgeräumt und jede Menge ungetragenen Schmuck gefunden. Wir haben dann neue Stücke daraus gemacht“, erzählt Theresa Gassner. Schwester Laura nickt und fügt hinzu: „Es war anders in dieser Zeit, die Kunden waren fokussierter, wussten genauer, was sie haben wollen. Und es haben auch viele mehr Geld ausgegeben – sie wollten etwas Bleibendes kaufen.“

Jeder Wunsch wird erfüllt
Dabei haben Kundschaften manchmal kuriose Wünsche: von der Einarbeitung der Asche von Verstorbenen über Grandel-Schmuck bis hin zum eigens angefertigten Pfeifendeckel. Wenn sich ein Kunde oder eine Kundin zur Beratung an einen der Tische setzt, wird der raumhohe Tresor geöffnet und Schubladen voller Schmuck werden vor ihm ausgebreitet. Auf der Messe Gustav in Dornbirn werden sie im Herbst ihre eigenen Schmuckstücke ausstellen. Die stressigsten Tage des Jahres wartem immer kurz vor Weihnachten. Last-Minute-Einkaufende stürmen das Geschäft, dabei erweist es sich durchaus von Vorteil, Stammkundschaft zu sein, denn Laura Gassner erzählt lachend, dass sie oft schon beraten kann, welche Schmuckstücke bereits von einem Familienmitglied besessen werden. Über die Sonnenseiten sind sich die beiden Frauen schnell einig: „Den Kunden bei dem Prozess bis hin zu seinem eigenen Schmuckstück zu begleiten und zu sehen, dass er über das ganze Gesicht strahlt. Das ist das Schönste an unserem Job.“
