Ein historischer Brennerfolg

Birgit Hefel aus Wolfurt ist Vorarlbergs erste „Brennerin des Jahres“.
Wolfurt Langsam, aber sicher bekommt Birgit Hefel (57) Platzprobleme. Im Stiegenhaus von Madia, dem Maschinen- und Diamantwerkzeughandelsbetrieb der Hefels in Wolfurt, hängen die gerahmten Urkunden bereits dicht an dicht. Im Verkostungs- bzw. Brennraum und im Ausstellungsraum dürfte es bis zur Vollauslastung der Wände ebenfalls nicht mehr lange hin sein. Goldmedaillen, Silbermedaillen und Bronzemedaillen sind ebenso dabei wie Goldene Schlossgeister und Sortensieger.
Das erste Erzeugnis aus dem Hause Birgit Hefel, das mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde, war der Zitronenbirnen-Edelbrand. „Das war 2010. Ein oder zwei Jahre davor habe ich meinen ersten Baum in Röns bekommen. So ein Hochstammbaum bringt 300, 400 oder 500 Kilo. Damit konnte ich meinen ersten Sortenreinen brennen“, blickt die Wolfurterin zurück. Ein Jahr später folgte der Sortensieg mit dem Salbeilikör. Vor kurzem kam eine regelrecht historische Auszeichnung dazu: Birgit Hefel wurde als erste Vorarlbergerin zur „Brennerin des Jahres“ gekürt. Sie lacht: „Ich habe eine Mordsgaudi gehabt. Die erste Frau ist schon nicht schlecht, oder?“ Ein Schnäpschen nach dem Essen konnte die gebürtige Lustenauerin noch selten verwehren, erzählt sie. „Ich habe gesagt, wenn ich einmal in der Pension bin, dann fange ich mit dem Schnapsbrennen an.“ Am Ende ging es deutlich schneller als geplant.
Im Jahr 2005 schaffte der Obst- und Gartenbauverein Wolfurt eine kleine Brennerei für die Mitglieder an. Birgit Hefel war die Kassierin des Vereins. „Die Brennerei hatte so viel Hebel und Hähne, dass wir gesagt haben, die muss man den Leuten vorführen, nur wer einen Brennkurs macht, kann sie ausleihen.“ Da der Kurs in der Halle von Madia stattfand und die Hausherrin eh dort war, machte sie gleich mit. „Dann bin ich ins Fieber reingekommen und ich habe dort einen Baum bekommen und dort einen. Die Bäume haben nicht mir gehört, aber ich durfte das Obst auflesen. Immer wenn ich eine neue Sorte bekommen habe, habe ich einen neuen Brand probiert“, erzählt sie. Um nichts dem Zufall überlassen zu müssen, absolvierte die zweifache Mutter 2011 die dreijährige Baumwärterausbildung und 2012 den Edelbrandsommelierkurs.
Über 60 Sorten
Mittlerweile hat Birgit Hefel über 60 Edelbrände, Geiste und Liköre im Angebot. Ein Drittel des vor einigen Jahren neu gebauten Firmengebäudes ist für die Herstellung, Lagerung und den Verkauf der Spirituosen reserviert. Seit kurzem gibt es auch drei Sorten Gin (weiß, blau und rot) aus der Albert-Loacker-Straße in Wolfurt. Der blaue wird mit Blütenblättern aus Thailand eingefärbt. „Der Geschmack wird dadurch nicht verändert“, ergänzt die umtriebige Produzentin. Der rote erhält durch die Blutwurzeln eine bittere Note. Bei der Landesprämierung wurden diesmal 220 Brände und sieben Liköre eingereicht. Die Wolfurterin wusste mit dem Birnenbrand Weißbirne (Gold), dem Birnenbrand Landlbirne Holzfass, dem Birnenbrand Zitronenbirne und dem Obstbrand Apfel Enzian (alle Silber) zu überzeugen. Die Saison 2021 ist noch jung. Vor wenigen Tagen hat Birgit Hefel das erste Obst eingemaischt. Nachdem die Maische zwei bis drei Wochen in einem Fass vergoren ist, geht es in der Brennerei, wo alles zweimal gebrannt wird. Verwendet wird nur der Mittellauf. Nach zwei bis drei Monaten verdünnt man das Destillat mit Wasser, filtriert es und füllt es in Flaschen ab. Birgit Hefels Geheimrezept? „Das Um und Auf“, sagt die ausgezeichnete Brennerin „ist, dass das Obst gewaschen und ausgeschnitten wird. Was du ins Fass tust, entscheidet zu 80 Prozent über den Schnaps. Das Obst darf auch nicht unreif sein.“ vn-ger
„Das Um und Auf ist, dass das Obst gewaschen und ausgeschnitten wird.“




Zur Person
Birgit Hefel
brennt nicht erst seit 2005 für Hochprozentiges
Geboren 30. Mai 1964
Wohnort Wolfurt
Familie verheiratet, zwei Töchter, ein Enkel
Hobbys Garten, Mountainbiken, Skifahren