Bewegte Generationengeschichte aus “Opas Stoff”

Sabine Grohs hat aus 260 Briefen ihrer Vorfahren einen Roman verfasst.
Bludenz „Wem g’hörsch du?“ Eine altbekannte Frage, die Sabine Grohs mit ,I bin d‘Enkelin vo Dönz“ beantwortet. Obwohl sie selbst nie diesen Nachnamen trug, ist ihre Identität eng damit verbunden. „Ich verbrachte viel Zeit bei meinen Großeltern im Montafon, schöpfte lebendiges Wissen aus ihren Erzählungen und bewunderte die große Kraft, mit der sie die Herausforderungen ihrer Zeit bewältigten“, sagt die 53-Jährige, die jetzt ein 400 Seiten starkes Buch vorlegt. „Dönz. So weit man weiß“ lautet der Titel des Romans, der basierend auf der Familiengeschichte zwei Generationen umspannt und am Donnerstag, 16. September, 19 Uhr in der Alpin Sport Zentrale der Silvretta Montafon in Schruns präsentiert wird.
Hinter dem Werk steckt weit mehr als eine Hommage an die eigenen Großeltern. Es dokumentiert auch das Leben von Aus- und Rückwanderern, von mutigen Entscheidungen, der Prägung durch zwei Weltkriege, Erinnerungen, sentimentale Rückblicke sowie der inneren Zerrissenheit, die sich zwischen zwei Heimaten auftaten. Die Bludenzerin hat dafür jahrelang Material aus rund 260 Briefen aus der Zeit von 1895 bis 1964 gesammelt, gesichtet und geordnet. Außerdem jede Menge Fotos, alte Zeitungsartikel, Dokumente und Artefakte. Begonnen als Zehnjährige mit einem Brief ihrer Urgroßmutter Katharina, liegen dazwischen mehr als vier Jahrzehnte, in denen aus den vier Buchstaben des Nachnamens Dönz und dem Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft ihre eigene Identität tief verwurzelt ist.

Savoir-vivre im Montafon
Oma und Opa Dönz haben – ist Sabine Grohs überzeugt – auch ihr Leben geprägt. Noch heute spürt sie diese einzigartige Geborgenheit, eine Mischung aus klapperndem Geschirr, Bergwelt und dem savoir-vivre der französischen Lebenskultur, die sich prickelnd-fremd und gleichzeitig unendlich vertraut anfühlt. „Ganz nebenbei, wenn Opa Ernst uns zeigte, wie man eine Schnur dreht oder wir gemeinsam für die Pensionsgäste das Frühstück richteten, würzte er den Alltag mit seinen vielen Erlebnissen und Geschichten, die ich so sehr liebte.“ Ernst Joseph Antoine Dönz, wie ihr Großvater mit vollem Namen hieß, wurde nämlich 1910 in Vitry-sur-Seine als Sohn Montafoner Auswanderer geboren und kehrte erst nach dem Zweiten Weltkrieg ins Montafon zurück. Seine Zerrissenheit hat das feinfühlige Mädchen immer gespürt. Ebenso wie die Sehnsucht nach der alten Heimat, die sich beispielsweise in emotionalen Momenten manifestierte. „Mein Opa hat dann immer auf französisch geschimpft.“
Wanderausstellung

„Ganz nebenbei würzte Opa unseren Alltag mit seinen vielen Erlebnissen und Geschichten.“
Sabine Grohs, Autorin
Dass aus „Opas Stoff“ einmal ein Buch werden soll, beschloss die Enkelin schon in Kindertagen.
Als Inhaberin der Marketing-Agentur „Grohsformat“ und dem gleichnamigen Verlag gehört das Texten zu ihrem täglichen Brot. Aber auch das Konzipieren und Organisieren. Deshalb entstand zeitgleich eine Ausstellung, in der es unter anderem auch Großvaters französischen Pass, seine Wahlkarten, Berufsbescheinigungen, eine Handtasche aus silbernem Kettengeflecht an einer Gliederkette und jede Menge weitere Accessoires zu sehen gibt. CRO



Zur Person
Sabine Grohs
Geboren am 14. September 1968
Familie Partnerschaft, 3 Töchter
Beruf Marketingexpertin, Autorin, Lehrerin in der Erwachsenenbildung
Hobbys Cello und Klavier spielen, Tauchen
Veröffentlichungen Außer Haus, Dönz. So weit man weiß
homepage www.grohsformat.com