Prinz Andrew einigt sich mit Klägerin auf Vergleich

Menschen / 15.02.2022 • 22:31 Uhr
Virginia Giuffre hatte Prinz Andrew im August verklagt. ap
Virginia Giuffre hatte Prinz Andrew im August verklagt. ap

Zivilklage wegen sexueller Nötigung gegen britischen Prinzen wird außergerichtlich beigelegt.

London Kurze Zeit sah es so aus, als würde der Sexskandal um den britischen Prinzen Andrew im grellen Licht der Öffentlichkeit eines New Yorker Gerichtssaals landen. Richter Lewis Kaplan visierte schon einen Prozess wegen der Klage von Virginia Giuffre für Ende des Jahres an – nach einer Befragung Andrews unter Eid. Doch dazu kam es nicht. „Virginia Giuffre und Prinz Andrew haben eine außergerichtliche Einigung erzielt“ – so der Wortlaut eines aktuellen Gerichtsdokuments, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. In einem Brief an den New Yorker Richter kündigten beide Konfliktparteien am Dienstag an, die Einstellung des Prozesses zu beantragen. Giuffre hatte dem zweitältesten Sohn von Queen Elizabeth II. vorgeworfen, sie vor gut 20 Jahren als Minderjährige mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Sie sei vom US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein und dessen Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell gezwungen worden. Andrew weist die Vorwürfe strikt zurück.

Experten waren sich deshalb zuvor auch nicht einig gewesen, ob der Prinz sich auf einen außergerichtlich Deal einlassen würde, weil dies nach außen wie ein Schuldeingeständnis wirken könnte. Vor Kurzem hieß es noch, Prinz Andrew stelle sich dem Prozess und solle am 10. März an einem „neutralen Ort“ in London unter Eid vor Giuffres Anwälten aussagen. Auch Giuffre sollte unter Eid aussagen. Nun fließt stattdessen also Geld an die Klägerin – wie viel, ist unbekannt. Andrew teilte mit, Giuffres Wohltätigkeitsorganisation zur Unterstützung von Opfern von Gewalt unterstützen zu wollen. „Prinz Andrew hatte nie die Absicht, Frau Giuffre zu verleumden, und er akzeptiert, dass sie sowohl als Opfer von Missbrauch als auch als Folge unfairer öffentlicher Angriffe gelitten hat“, heißt es in der Verlautbarung, mit der der Rechtsstreit nun nach dem Willen von Andrew zu den Akten gelegt werden soll. Auch auf Andrews früheren Freund wird direkt Bezug genommen: Es sei bekannt, dass Jeffrey Epstein über viele Jahre für den Menschenhandel mit unzähligen junge Mädchen verantwortlich sei. „Prinz Andrew bedauert seine Verbindung mit Epstein und lobt den Mut von Frau Giuffre und anderen Überlebenden, sich für sich selbst und andere einzusetzen.“

Unangenehmer Prozess

Groß war in Kreisen der Royals die Sorge, der Skandal könne die Feierlichkeiten zum 70-jährigen Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. (95) in diesem Jahr überschatten. Ein Prozess in New York hätte voraussichtlich im Herbst stattgefunden und riesige mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der Palast hat dem zweitältesten Sohn der Queen bereits alle militärischen Dienstgrade und Schirmherrschaften entzogen.

Der Rechtsexperte und ehemalige US-Bundesanwalt Neama Rahmani beurteilte die Einigung als Sieg für Giuffre, auch wenn Andrew einen möglicherweise extrem peinlichen öffentlichen Prozess abgewendet habe. „Dies ist im Wesentlichen ein Eingeständnis, dass etwas passiert ist“, sagte Rahmani der Deutschen Presse-Agentur. Es wirke nun so, als sei der Royal über Jahre nicht aufrichtig gewesen.

Der Betrag, den Prinz Andrew an die Klägerin bezahlen wird, wurde nicht bekannt gegeben. ap
Der Betrag, den Prinz Andrew an die Klägerin bezahlen wird, wurde nicht bekannt gegeben. ap