Von Mann zu Mann

Menschen / 27.02.2022 • 18:02 Uhr
Für ein Selfie mit den Söhnen Oliver und André ist immer Zeit.
Für ein Selfie mit den Söhnen Oliver und André ist immer Zeit.

Albert A. Feldkircher hat ein Buch über das “MANNsein” geschrieben.

egg Ein Vierteljahrhundert war Albert A. Feldkircher (74) in der Privatwirtschaft tätig. Dann entdeckten er und seine Frau Monika die Psychologie. Zuerst nur als Hobby, dann tauchten sie immer tiefer in die Materie ein. Feldkircher spricht von einer Welt, die unglaublich spannend ist. Schließlich entschied sich das Ehepaar für eine Ausbildung an einer Privatschule. Zwei Jahre später ließ Albert seinen Beruf als Exportleiter einer Lochauer Firma hinter sich und ging mit Monika den Weg in die Selbstständigkeit. Schwerpunkt der neuen Tätigkeit waren Paarseminare. Bis 2018 führten sie diese gemeinsam durch. Den Bregenzerwälder reizte aber noch etwas anderes, nämlich die Männerarbeit. Deshalb orientierte sich Albert A. Feldkircher auch in diese Richtung. „Da gab es aus meiner Sicht noch viel Potenzial“, erzählt er und sollte recht behalten. Allein in der Männerberatungsstelle des Ehe- und Familienzentrums in Feldkirch, wo Feldkircher ebenfalls beschäftigt ist, werden jährlich über 500 Beratungen durchgeführt.

100 Prozent Vorarlberg

Seine Erfahrungen aus über 20 Jahren Männerarbeit hat Feldkircher nun in einem Buch zusammengefasst. Der Titel: „MANNsein heute. Prügelknabe und Seiltänzer“. Besonders stolz ist der Verfasser darauf, dass es sich bei seinem neuen Werk um 100 Prozent Vorarlberg handelt. „Die Fotos stammen von Nikolaus Walter, verlegt wird es im Bucher-Verlag, der Autor ist Egger, und das Sextett „Goatma“, das bei der Buchpräsentation auftritt stammt ebenfalls aus dem Bregenzerwald“, berichtet er nicht ohne Stolz. Ab 10. März ist das Buch im Buchhandel verfügbar. Albert A. Feldkircher hat auch eigene Lebenserfahrungen hineingepackt, ebenso anonymisierte Berichte aus seiner Arbeit. „Es ist weder ein Sachbuch noch ein Schlaumacherbuch“, sagt der Autor. Es soll Männer einfach anregen, über ihr Rollenbild nachzudenken. Sein eigenes, das etwas patriarchalisch angehaucht war, habe sich im Zuge der Beschäftigung mit solchen Themen ebenfalls verändert, gibt Feldkircher ohne Zögern zu. Das Ergebnis ist eine, wie er sagt, Beziehung auf Augenhöhe mit seiner Frau, die nun schon 52 Jahre hält. Im Rückblick sagt er: „Es war ein Lernprozess für mich.“

2000 kam das Angebot des Ehe- und Familienzentrums für eine 50-Prozent-Beschäftigung. Das EFZ wollte ein Angebot für Männer schaffen. Bis dahin waren die Beratungsstellen ausschließlich mit Frauen besetzt. „Von Mann zu Mann redet es sich für Männer leichter“, weiß Albert A. Feldkircher. 2001 erfolgte die Gründung der Männerberatungsstelle. Sie hat sich aus bescheidenen Anfängen gut entwickelt. Inzwischen sind drei Männer für Männer da. Die meisten würden aus freien Stücken in die Beratung kommen. „Meist ist der Leidensdruck dann aber schon groß“, berichtet der Coach aus der Praxis. Die Schwelle, persönliche Angelegenheiten vor anderen auszubreiten, ist laut Feldkircher jedoch immer noch hoch und die Meinung, alles selbst lösen zu müssen, nach wie vor weit verbreitet.

Vielfältig sind hingegen die Themen, die Männer letztendlich doch nach Unterstützung suchen lassen. „Beziehungskrisen, sexuelle Probleme, Existenzängste und Überforderungen ganz allgemeiner Art“, listet Albert A. Feldkircher das Spektrum auf. Ihnen zu helfen ist ihm nach wie vor ein großes Anliegen: „Männer sind sehr dankbar, wenn sie gehört, verstanden und gesehen werden, wenn sie sich bei einer neutralen Bezugsperson aussprechen können und sich ihnen dadurch neue Perspektiven eröffnen.“ Schon deshalb denkt Albert A. Feldkirch noch länger nicht daran, sich aufs Altenteil zu setzen. Sehr wohl aber genießt er den Luxus, sich die Arbeitszeit jetzt frei einteilen zu können. VN-MM

„Männer sind sehr dankbar, wenn sie gehört, gesehen und verstanden werden.“

Den beruflichen Umstieg und den Einstieg in die Selstbständigkeit hat Albert Feldkircher nie bereut.
Den beruflichen Umstieg und den Einstieg in die Selstbständigkeit hat Albert Feldkircher nie bereut.
In seiner Freizeit schwingt sich Albert Feldkircher gerne auf das Rad, um die Schönheiten der Natur zu erkunden.

In seiner Freizeit schwingt sich Albert Feldkircher gerne auf das Rad, um die Schönheiten der Natur zu erkunden.

In diesem altehrwürdigen Wälderhaus in Egg ist Albert A. Feldkircher aufgewachsen.

In diesem altehrwürdigen Wälderhaus in Egg ist Albert A. Feldkircher aufgewachsen.

Zur Person

Albert A. Feldkircher

Alter 74

Laufbahn Exportleiter, Trainer Erwachsenenbildung, Buchautor

Familie verheiratet, 2 Söhne, fünf Enkelkinder

Buchpräsentation 10. März 2022, ab 20 Uhr, Funkhaus Dornbirn