Dem Leben Freude geben

Menschen / 27.03.2022 • 17:36 Uhr
Als Leiterin des Fachbereichs PfarrCaritas ist Ingrid Böhler auch bei offiziellen Anlässen gerngesehener Gast.

Als Leiterin des Fachbereichs PfarrCaritas ist Ingrid Böhler auch bei offiziellen Anlässen gerngesehener Gast.

Ingrid Böhler entwickelt mit PfarrCaritas-Team Aktionen gegen die Einsamkeit.

lochau Einsamkeit? Ingrid Böhler (60) kann nicht klagen. Sie hat Familie, Enkelkinder, Hobbys und einen interessanten Beruf. Er ist es auch, der sie mit dem Thema konfrontiert. Als Leiterin der PfarrCaritas entwickelt Böhler nämlich gemeinsam mit ihrem Team Angebote, um der Einsamkeit entgegenzuwirken. Dazu zählt beispielsweise die Initiative LE.NA (Lebendige Nachbarschaft). Demnächst startet mit herz.com eine neue Aktion. Hauptanliegen ist es, die Strukturen einer sorgenden, aufeinander schauenden und achtsamen Gemeinde zu fördern. „Caring Community“, so der Arbeitstitel, wird vom Fonds gesundes Österreich unterstützt. „Der Mensch ist ein soziales Wesen“, sagt Ingrid Böhler. „Wir brauchen Austausch, Zuneigung, Verständnis und Trost.“ Für sie steht außerdem fest: „Zusammen ist man nicht nur weniger allein, sondern auch weniger krank.“

Berufliche Kursänderung

Zwölf Jahre arbeitete die studierte Germanistin in der Privatwirtschaft. Das Engagement in ihrer Heimatpfarre Lochau war Ingrid Böhler aber immer wichtig. Nach wie vor ist die Mutter von drei Töchtern ehrenamtlich als Wortgottesfeierleiterin in Lochau tätig. Weiterführende Ausbildungen, in denen sie noch mehr mit Menschen zu tun hatte, bewogen sie schließlich zu einer beruflichen Kursänderung. Seit 2016 ist Ingrid Böhler Leiterin des Fachbereichs PfarrCaritas und sozialräumliches Handeln. Was sie mit ihrer Arbeit erreichen möchte ist eine Enttabuisierung und mehr gesellschaftliche Akzeptanz für das Problem Einsamkeit, das trotz globaler Vernetzung weltweit zunimmt und durch die Pandemie noch verschärft wurde. Böhler ist überzeugt, dass ein stärkerer Fokus auf das Thema das Bewusstsein dafür und vor allem die Menschen, die darunter leiden, schärfen würde, und, merkt sie noch an, Betroffene würden dann vielleicht eher Hilfe suchen. Ihr ist es deshalb ein großes Anliegen, einsamen Menschen wirkungsvolle Hilfen anzubieten und die pfarrlichen und regionalen Strukturen zu stärken. „Dafür braucht es uns alle“, betont sie.

Doch der Wunsch nach Kontakten müsse von den Betroffenen kommen. „Wir können nur Anregungen liefern. Niemand soll sich zwangsbeglückt fühlen.“ Tatsächlich melden sich immer mehr Menschen, denen die Decke auf den Kopf fällt, aus eigenem Antrieb. Sie nehmen die Angebote dann auch gerne an, denn: „Ungewollte Einsamkeit kann nicht nur depressiv, sondern auch physisch krank machen.“ Das neue Projekt „herz.com“ soll zusätzlich helfen, dieser unguten Spirale zu entkommen. „Dies geschieht, indem wir ältere, vulnerable und oftmals auch einsame Menschen gemeinsam mit Ärzten, Apothekern sowie com.botschafterinnen motivieren wollen, über ihre Herzensangelegenheiten zu sprechen oder mit Menschen vor Ort Initiativen entwickeln, durch die eine füreinander sorgende, achtsame Gemeinschaft erfahrbar wird“, so Ingrid Böhler. Die Initiative startet in Satteins, im Stadtteil Bregenz-Mariahilf, in den Gemeinden des Kleinwalsertals und dem Pfarrverband Mittelberg. VN-MM

„Wir können Betroffenen nur Anregungen liefern. Niemand soll sich zwangsbeglückt fühlen.“

Reden bringt Leute zusammen, deshalb ist Böhler einem Schwätzchen nie abgeneigt.
Reden bringt Leute zusammen, deshalb ist Böhler einem Schwätzchen nie abgeneigt.
Ihre freie Zeit verbringt Ingrid Böhler gerne bei Spaziergängen am Ufer des Bodensees. Dort genießt sie die selbstgewählte Einsamkeit.

Ihre freie Zeit verbringt Ingrid Böhler gerne bei Spaziergängen am Ufer des Bodensees. Dort genießt sie die selbstgewählte Einsamkeit.

Ingrid Böhler gibt ihr Wissen auch als Erwachsenenbildnerin weiter.
Ingrid Böhler gibt ihr Wissen auch als Erwachsenenbildnerin weiter.

Zur Person

Ingrid Böhler

Geboren 25. August 1961

Wohnort Lochau

Familie in Partnerschaft lebend, 3 Töchter, 2 Enkel

Berufliche Laufbahn Studium der Germanistik und Erziehungswissenschaften, Erwachsenenbildnerin, Dipl. Trainerin für Prozessorientierte Gruppenarbeit, Einzel-, Paar- und Familienberaterin; nach 12 Jahren in der Privatwirtschaft Wechsel zur Caritas der Diözese Feldkirch; seit 2016 Leiterin des Fachbereichs PfarrCaritas & sozialräumliches Handeln

Hobbys Lesen und Musik hören, Bewegung in der Natur (von Walken bis Wandern), Fitnesstrainings, gute Gespräche mit meiner Familie und Freunden