Eine andere Art von Unterricht

Menschen / 11.04.2022 • 18:31 Uhr
Den Erlös ihrer Weihnachtsaktion 2018 übergab die 3a-Klasse der MS Kirchdorf (Lustenau) der Obfrau von „Geben für Leben“, Susanne Marosch. GFL
Den Erlös ihrer Weihnachtsaktion 2018 übergab die 3a-Klasse der MS Kirchdorf (Lustenau) der Obfrau von „Geben für Leben“, Susanne Marosch. GFL

Die Lehrerin Tuba Fischer integriert ihre Schüler in Sozialprojekte.

DORNBIRN Sie unterrichtet zwar nach Lehrplan, vermittelt aber den Lehrstoff auch auf unkonventionelle Art: Tuba Fischer integriert ihre Schüler in Sozialprojekte mit dem Ziel, die Entwicklung von sozialen Kompetenzen zu fördern. „Nur in der Klasse hocken und konjugieren bis zum Gehtnichtmehr, ist nicht zielführend“, meint die 37-jährige Mittelschullehrerin.

Tuba kam 1984 als Kind türkischer Einwanderer in Hohenems zur Welt und wuchs dort mit drei Geschwistern auf. 18-jährig zog sie alleine in die Türkei. Sie maturierte in Ankara und blieb dort als Gaststudentin, bis sie 21 war. Dann kehrte sie nach Vorarlberg zurück, um in Innsbruck Anglistik zu studieren. Nachdem die türkische Matura hier nicht anerkannt wurde, musste sie eine Studienberechtigungsprüfung ablegen. Allerdings entschied sie sich dann für ein Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule Feldkirch.

Seit 2015 unterrichtet Tuba. Bis zur Karenz 2019 war sie an der Mittelschule Kirchdorf in Lustenau beschäftigt. Seit November letzten Jahres betreut sie an der Mittelschule Markt in Dornbirn die „DAZ“-Gruppe (Deutsch als Zweitsprache) – eine gemischte Deutsch-Intensivklasse mit Elf- bis 16-Jährigen unterschiedlicher Nationalitäten.

Sozialprojekte als Lernstoff hat Tuba sowohl in Lustenau als auch in Dornbirn eingeführt. Ihr Kernprojekt ist der Leukämiehilfe-Verein „Geben für Leben“, dessen Büroleiterin ihre Schwester Cemanur Kartal ist.

In der MS Kirchdorf führten Tubas Klassen 2018 und 2019 Weihnachtsaktionen durch. Unter dem Motto, „Wir wandeln Ihre Spenden in Hoffnung um“, wurden auf dem Luschnouar Chrischtkendlimarkt Lebkuchen und selbstgebastelte Weihnachtsdekoration verkauft. 2018 kamen 1317,88 Euro zusammen, 2019 waren es 2733,98 Euro. Coronabedingt fielen 2020 und 2021 alle Aktionen aus.

In der MS Markt setzten die Kinder und Jugendlichen der „DAZ“-Gruppe im März dieses Jahres das Projekt „Die zweite Chance für die Weltkinder“ um. Dabei wurden Lehrpersonen typisiert, um leu­kämiekranken Kindern weltweit zu helfen. „Jetzt organisieren die Kids ein Frühlingsfest mit Benefizveranstaltungen und Schulkino“, informiert Tuba. Die Veranstaltung soll im Juni über die Bühne gehen. Die Einnahmen gehen an „Geben für Leben“. Neben den großen Sozialprojekten gibt die engagierte Lehrerin ihren Schülern, aufs Jahr über verteilt, auch kleinere in Auftrag: „Es gibt andauernd etwas zu tun, wie derzeit Hilfsgüter für ukrainische Familien sammeln.“ Ein anderes laufendes Projekt ist die Förderung von Mädchen und Jungen, die Sport betreiben wollen, es sich aber nicht leisten können. Darunter sind Tuba zufolge einige einheimische Kinder, die unter der Armutsgrenze leben.

Unterstützung von Direktoren

Um solche Projekte realisieren zu können, müsse man den Kindern Vertrauen schenken, stellt Tuba Fischer klar. „Und man braucht die Unterstützung vonseiten der Schuldirektion. Die hatte ich in der MS Kirchdorf durch Irmgard Scheffknecht. In der MS Markt steht Direktor Christoph Hämmerle dahinter.“ Tubas Leben abseits der Schule spielt sich im Einfamilienhaus der Familie Fischer in Dornbirn mit Ehemann Christian und der eineinhalbjährigen Tochter Mavi ab. „Sobald die Kleine schläft, schnappe ich mir ein Buch. Denn Lesen ist mein Ausgleich“, sagt Tuba. „Wir halten uns auch oft in der Natur auf. In unserem Garten, im Wald, am See.“ HRJ

„Um solche Projekte realisieren zu können, muss man den Kindern Vertrauen schenken.“

Sobald Tochter Mavi schläft, schnappt sich Tuba ein Buch.
Sobald Tochter Mavi schläft, schnappt sich Tuba ein Buch.
Tubas Leben abseits der Schule findet daheim mit der Familie statt.
Tubas Leben abseits der Schule findet daheim mit der Familie statt.
Ukulele spielen ist ein Hobby der Lehrerin.
Ukulele spielen ist ein Hobby der Lehrerin.

Zur Person

Tuba Fischer

GEBOREN 7. November 1984

WOHNORT Dornbirn

BERUF Mittelschullehrerin

FAMILIE verheiratet mit Christian Fischer, Tochter Mavi

HOBBYS Lesen, Ukulele spielen, Bewegung in der Natur