Royale Tragödie in mehreren Akten

Menschen / 09.08.2022 • 22:03 Uhr
Waffen sind in der Familie von Juan Carlos ein heikles Thema. AP
Waffen sind in der Familie von Juan Carlos ein heikles Thema. AP

Die Geburtstagsfeier von Felipe, dem Neffen des spanischen Königs Felipe, findet ein dramatisches Ende.

24 Jahre jung – das will gefeiert werden, denkt sich Felipe Juan Marichalar y Borbón und besucht mit Freunden den Opium Beach Club in Marbella. Doch plötzlich kommt es unter den Gästen zum Streit, einer zieht eine Waffe, mit der er wild um sich schießt. Sieben Verletzte, darunter zwei Schwerverletzte. Der mutmaßliche Täter wird festgenommen. Felipe ist unverletzt.

Froilán, so Felipes Spitzname, hat schon öfter für Aufsehen gesorgt. Laut „El Periodico“ „belästigt“ er im Februar 2022 in einem Madrider Nachtclub Gäste mit einer Gaspistole. Vor zehn Jahren trifft er bei Schießübungen aus Versehen seinen eigenen Fuß und muss operiert werden.

Der Umgang mit Waffen ist im spanischen Königshaus ein heikles Thema. Während eines Urlaubs im königlichen Exil in der Villa Giralda in Estoril kommt es am 29. März 1956 zu einer Tragödie: Der 18-jährige Juan Carlos (der spätere König) und sein 14-jähriger Bruder Alfonso hantieren mit einer Waffe. Vater Don Juan nimmt den beiden Halbwüchsigen den Revolver ab und schließt ihn im Waffenschrank ein. Doch die beiden wollen die geplanten Schießübungen machen und betteln bei der Mutter um die Herausgabe. Juan Carlos versucht ein klemmendes Projektil aus dem Lauf zu entfernen, als sich ein Schuss löst und den kleinen Bruder mitten ins Gesicht trifft. Der herbeieilende Vater versucht, das Blut zu stillen, doch das Kind ist in wenigen Minuten tot. Wer geschossen hat, wird bei der offiziellen Erklärung nicht gesagt. Mutmaßungen werden laut, dass Juan Carlos die Katastrophe ausgelöst haben soll.

Mutter Maria verkraftet den Tod ihres Sohnes nie und verfällt in schwere Depressionen. Jaime de Borbón, der Onkel des Verstorbenen, fordert eine gerichtliche Untersuchung des Vorfalls. Doch dazu kommt es nicht. Der Tod von Alfonso bleibt ein Rätsel. Und der einzige Zeuge, sein Bruder Juan Carlos, schweigt bis heute.

„Vor zehn Jahren trifft Froilán bei Schießübungen aus Versehen seinen eigenen Fuß.“

Lisbeth Bischoff ist Adelsexpertin und lebt in Dornbirn