Rap-Hype als globales Phänomen

Menschen / 15.03.2023 • 21:49 Uhr
Der meistgehörte Künstler auf Spotify in Deutschland ist 2023 ein Rapper: Luciano (6,9 Millionen monatliche Hörer). Universal Music
Der meistgehörte Künstler auf Spotify in Deutschland ist 2023 ein Rapper: Luciano (6,9 Millionen monatliche Hörer). Universal Music

Hip-Hop ist längst im Mainstream angekommen und aus den Charts nicht mehr wegzudenken.

Berlin Deutschlands längstplatzierter Charthit ist von einem Rapper: Apache 207. Sein 2019 veröffentlichter Song „Roller“ hat mit 162 Wochen den alle Jahre wieder platzierten Weihnachtshit „Last Christmas“ von Wham! von 1984 überholt. Außerdem besetzen Apache 207 und Udo Lindenberg mit ihrem gemeinsamen Song „Komet“ aktuell Platz eins der Deutschen Charts. Doch Rap kommt nicht nur in Deutschland oder in den USA gut an: „Die Beliebtheit von Rap ist ein globales Phänomen“, sagt Hans Schmucker von GfK Entertainment, die jede Woche die offiziellen Deutschen Charts ermitteln. „Wir sehen das immer wieder an den Charts, die wir auch unter anderem in Ländern wie Italien, Österreich oder der Schweiz ermitteln.“ Ein schöner Aspekt sei dabei, dass Rap einen enormen Beitrag leiste, dass die jeweilige nationale Sprache dadurch wieder beliebter werde. „In den 90ern, 2000ern gab es sogar Debatten, ob wir wieder Quoten brauchen, weil es nur noch englischsprachige Musik gab.“

Großer Sprung

Rapmusik habe vor allem in den letzten fünf bis zehn Jahren in Sachen Beliebtheit einen großen Sprung gemacht, sagt Schmucker. Das stehe auch in Verbindung mit Musikstreaming-Plattformen wie Spotify. Über die Playlisten der Streaming-Plattformen können Nutzer auf einfache Art und Weise immer wieder neue Songs und Künstler entdecken. Bei Spotify sind unter den Playlisten mit den meisten Followern sogar gleich zwei Rap-Playlisten: „Modus Mio“ (1,8 Millionen) und „Deutschrap Brandneu“ (1,5 Millionen), so Conny Zhang, Leiterin des Bereichs Musik bei Spotify. Auch der meistgehörte Künstler auf Spotify in Deutschland ist 2023 ein Rapper: Luciano (6,9 Millionen monatliche Hörer). Doch warum ist Rap vor allem bei jungen Menschen so beliebt? „Ich denke, die Authentizität spielt eine große Rolle, besonders für Jugendliche, die nach Orientierung suchen und dann kommt da jemand, der einfach mal Klartext spricht“, sagt Schmucker. Das sei auch der Unterschied zu anderen Genres, weiß Musikjournalist Falk Schacht, der Seminare zur Musikkultur an der Leuphana Universität in Lüneburg hält. „Rapper wollen möglichst, dass du ganz genau weißt, was sie denken, mit wenig Interpretationsspielraum.“

„Wie ein Chamäleon“

„Sex, Drugs und Rock‘n‘Roll“ sind heute also „Sex, Drugs und Hip-Hop“. Doch was heißt das für die Zukunft? „Ich glaube, zwischen diesen großen Kulturbewegungen wird es immer wieder Vermischungen geben“, sagt Schacht. „Die kulturellen Techniken, mit denen Hip-Hop angefangen hat, die werden natürlich auch in anderen Bereichen genutzt und umgesetzt – ist das dann was Eigenes oder ist das eine Weiterentwicklung von Hip-Hop?“ Der berühmte Satz: „Ich finde Rap scheiße, aber diese Form der Rapmusik finde ich ganz gut“, sei da ganz typisch und noch ein Grund, warum sich das Genre so großer Beliebtheit erfreut: „Hip-Hop kann am Ende alles sein – wie ein Chamäleon.“