Ein Staatsbesuch für die Geschichtsbücher

Erste Auslandsreise führt neuen britischen König nach Deutschland.
Berlin Staatsbesuche sind nichts Ungewöhnliches in Berlin – dieser aber wird besonders werden. Das zeichnet sich schon ab, bevor König Charles III. und Queen Camilla am Mittwoch nach Deutschland kommen. Ihre Gastgeber, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender, messen der Visite herausragende Bedeutung zu. Aus Steinmeiers Sicht geht es um nicht weniger als darum, ein „neues Kapitel in den deutsch-britischen Beziehungen aufzuschlagen“. Charles war bereits rund 40 Mal in Deutschland. Erstmals kommt er jedoch in seiner neuen Rolle als König – und das noch vor seiner Krönung am 6. Mai. „Dieser frühe Besuch unterstreicht die enge und herzliche Freundschaft zwischen unseren Ländern und unseren Bürgerinnen und Bürgern“, sagte Steinmeier schon bei der Bekanntgabe der Reise Anfang März in einer Videobotschaft.
21 Schuss Salut
Schon der Empfang am Flughafen wird ungewöhnlich sein: 21 Schuss Salut bekommt nur selten ein Gast. Eine Premiere wird die Begrüßung mit militärischen Ehren direkt nach der Fahrt in die Hauptstadt. Nicht wie üblich vor dem Schloss Bellevue oder dahinter im Park soll diese stattfinden, sondern am Wahrzeichen Berlins, dem Brandenburger Tor. Dort wurde noch nie ein Staatsgast begrüßt.
Das Zeremoniell wird wie üblich sein: Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr wird beide Nationalhymnen spielen, Gast und Gastgeber werden die angetretene Ehrenformation des Wachbataillons abschreiten. Besucher werden hier eine gute Gelegenheit haben, einen Blick auf die Royals zu werfen.
Das Programm des Staatsbesuchs werde Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der beiderseitigen Beziehungen widerspiegeln, heißt es im Schloss Bellevue. Charles wird an einem Empfang im Schloss Bellevue zum Thema Energiewende und Nachhaltigkeit teilnehmen.
Festlich wird es später am Abend, wenn Steinmeier und Büdenbender beim Staatsbankett im Schloss Bellevue rund 130 Gäste empfangen. Ihnen wird ein Vier-Gänge-Menü serviert werden, das im Voraus geheim gehalten wird. Zu erfahren war so viel: Koch Jan-Göran Barth teile mit dem König die Vorliebe für regionale und saisonale Küche. Und auf den Tellern werde sich mit Sicherheit auch das eine oder andere Produkt aus dem brandenburgischen Ökodorf Brodowin wiederfinden, das Charles am Donnerstagnachmittag besuchen will. Seine Tischrede will der König dem Vernehmen nach teilweise in Deutsch halten. Dies gilt auch für die Rede im Deutschen Bundestag am Donnerstag.
Am dritten Tag folgt ein Blick in die – dunkle – Vergangenheit. Gäste und Gastgeber werden am Freitag zunächst mit einem regulären ICE der Deutschen Bahn nach Hamburg fahren. Erster Besuchspunkt dort: das Denkmal „Kindertransport – der letzte Abschied“. Die Bronzeplastik am Bahnhof Hamburg Dammtor erinnert an die Transporte deutscher, als jüdisch eingestufter Kinder in der NS-Zeit nach Großbritannien. Anschließend will Charles an der Ruine von St. Nikolai einen Kranz niederlegen.
Auf Tuchfühlung
Auch die Hamburger werden Gelegenheit bekommen, mit dem Königspaar etwas auf Tuchfühlung zu gehen. Charles und Camilla wollen sich im Rathaus ins Goldene Buch der Hansestadt eintragen. Ein Empfang auf Einladung der britischen Botschaft rundet das Programm ab.
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