Ein Gespür für das Vieh

Der Bezauer Michael Natter ist Chef von rund 2500 Hühnern.
Bezau „Die einen schwören darauf. Die anderen halten es für einen Aberglauben. Aber irgendwas muss schon dran sein“, sagt Michael Natter (28) und meint damit die sogenannten Karfreitagseier und deren überlieferte „Kräfte“. Sie sollen laut Volksglauben vor Krankheiten und Gefahren schützen.
Er selbst hat vor einem Jahr an allen vier Ecken des neuen Wohngebäudes auf seinem Bauernhof welche in der Erde vergraben. „Sonst bin ich ja nicht abergläubisch“, betont der Bregenzerwälder und berichtet unter anderem von Erzählungen über Hangrutsche, die nach Karfreitagseivergrab-Aktionen gestoppt hätten. Und faulen würden besagte Eier ja auch nicht. Wissenschaftlich belegt ist es zwar nicht, aber: „Das muss irgendwas mit dem Mond zu tun haben“, meint der Hühnerhalter. Beim Brennholz sei es ja ähnlich.
Wintergarten und Sandbad
Natter ist einer, der sich wohl wie selten jemand mit allem rund ums Ei und Huhn auskennt. Er ist nämlich auf dem bekannten Christahof in Bezau aufgewachsen, hat den Familienbetrieb vor einigen Jahren übernommen und ist jetzt Chef von rund 2500 Hennen, sechs Mutterkühen und deren Nachwuchs. „Das ist Julius“, erklärt der Landwirt und zeigt auf ein Kalb im Stall. Hier haben die Kühe, Kälber und Rinder alle Namen. „Zum Beispiel gibt es Samira, Klara oder Kathi“, erklärt Natter. Am Christahof wird auf Selbstvermarktung von Rindfleisch und Freilandeiern gesetzt. Natters Arbeitstag beginnt um 6 Uhr. Erst kümmert er sich um die Kühe, dann um das Wohlergehen seiner Hühner, für die es unter anderem einen Wintergarten und ein Sandbad gibt. Da er von klein auf den Umgang mit den Geflügeltieren gewohnt ist, hat er mittlerweile geschulte Augen für deren verschiedene Befindlichkeiten.
Strengere Regeln
Derzeit herrschen am Hof strengere Hygieneregeln wegen der Vogelgrippe, was naturgemäß mit einem Mehraufwand verbunden ist. „Sobald es jetzt wärmer wird, wird das Thema erfahrungsgemäß wohl rasch wieder erledigt sein“, ist sich Natter sicher. Der 28-Jährige hat die Landwirtschaftsschule in Hohenems besucht und als Facharbeiter abgeschlossen. Danach absolvierte er eine Lehre als Zimmerer. „Ich wollte immer schon den Hof übernehmen, aber mir war auch wichtig, noch eine weitere Ausbildung zu machen“, erläutert der Christahof-Chef und fügt hinzu: „So kann ich jetzt auch viele handwerkliche Arbeiten selbst erledigen.“ Der Bezauer hat auch die Geflügelwirtschaftsmeisterprüfung abgelegt und ist Geflügelwirtschaftsobmann sowie in verschiedenen Vereinen und Organisationen der Wirtschaft und in der Gemeindepolitik aktiv. Außerdem ist er Mitglied der Feuerwehr. „Am liebsten bin ich in meiner Freizeit daheim und arbeite in der Werkstatt“, merkt er noch an.
Hochsaison gibt es am Hof, wenn es auf Weihnachten zugeht und in den zwei Wochen vor Ostern. „Durchschnittlich legen die Hühner 2200 Eier pro Tag“, erzählt Natter. Verkauft werden diese an Handel, Gastronomie und Privatkunden.
Unterstützt wird der 28-Jährige beim Eiersortieren, Abpacken und Ausliefern von seinen Eltern und seiner Freundin. Gefragt sind dieser Tage natürlich auch wieder die Karfreitagseier. „Es gibt viele, die diese sogar vorbestellen“, verrät der Hühnerchef und schmunzelt. VN-MEF
„Die einen schwören auf Karfreitagseier. Die anderen halten es für Aberglauben.“



Zur Person
Michael Natter
betreibt den Christahof in Bezau
Alter 28
Wohnort Bezau
Ausbildung Landwirtschaftlicher Facharbeiter, Zimmererlehre, Geflügelwirtschaftsmeister
Hobbys Vereinsaktivitäten, Werken