Hier sorgt er für den guten Ton

Sie gilt als die Königin der Instrumente: die Orgel. Der 21-jährige Maximilian Schertler macht eine Lehre zum Orgelbauer bei der Firma Rieger in Schwarzach.
Von Lena Gruber
Schwarzach, Höchst Es ist ein seltenes Handwerk, das es dem 21-jährigen Maximilian Schertler angetan hat. Der Höchster ist einer der wenigen Orgelbauer im Land und arbeitet bei der Firma Rieger in Schwarzach, dem renommiertesten Unternehmen der Branche.

Ein guter Freund Maximilians war nach der gemeinsamen Schulzeit auf Schnuppertage bei der Firma Rieger. Als dieser von der vielfältigen Tätigkeit des Orgelbauers schwärmte, war Maximilian sofort Feuer und Flamme für das Handwerk, das es in dieser Form wohl kein zweites Mal gibt. “Ich wollte unbedingt etwas Handwerkliches machen und nicht nur mit Holz oder Metall arbeiten. Die breitgefächerte Tätigkeit bei Rieger Orgelbau hat mir sofort sehr gut gefallen”, erzählt Maximilian Schertler. So begann er nach bestandener Matura am Bundesgymnasium Lustenau und dem erfolgreich absolvierten Zivildienst eine Lehre bei der Orgelbaufirma in Schwarzach. Derzeit ist der 21-Jährige im dritten Lehrjahr und schließt im kommenden Februar mit der Gesellenprüfung ab.

Vielfältiges Handwerk
Im Gegensatz zu anderen Lehrberufen vereint der Beruf des Orgelbauers eine ganze Palette an Tätigkeiten. Von der Holz- und Metallverarbeitung, dem Klang, dem Zeichnen, der Elektronik bis zu der Arbeit mit verschiedensten Materialen wie Leder, Filz und Kunststoffe ist alles mit dabei. “Man muss handwerklich geschickt sein und eine Portion Geduld mitbringen”, erzählt der gebürtige Höchster. Neben der Ausbildung im Betrieb ist der wöchentliche Orgelunterricht in der Schwarzacher Kirche Teil der Ausbildung. “Jeder Lehrling erhält während der Arbeitszeit Orgelstunden. Dabei geht es nicht darum, das Instrument perfekt zu beherrschen”, informiert das junge Talent. Es geht vielmehr darum, ein Grundverständnis und ein Gespür für den Klang und das Instrument zu entwickeln. Musikalische Vorkenntnisse sind kein Muss, seine langjährige Tätigkeit am Klavier kommt Maximilian Schertler dennoch zugute.

Es geht nicht nur um den Orgelbau. Auch die Restauration ist ein wichtiger Teil in unserer Ausbildung.
Maximilian Schertler, 21, Orgelbauer bei der Firma Rieger
So speziell wie das Handwerk ist aber auch die Berufsschule, die von allen Lehrlingen absolviert werden muss. Neben der Ausbildung im Betrieb wird die Instrumentenbauerklasse der Oscar-Walcker-Schule in Ludwigsburg in der Nähe von Stuttgart besucht. “Seit Mai habe ich die Schule hinter mir”, freut sich der Lehrling. Jetzt blickt er auf sein viertes Lehrjahr und seine Gesellenprüfung im Februar, für die sich der 21-Jährige aber schon gut vorbereitet fühlt. “Jetzt komme ich im September ins vierte Lehrjahr, und ich bereue es keine Sekunde, dass ich mich damals für diesen Lehrberuf entschieden habe”, so der Höchster. Er schätzt die Ausbildung, die mehrere Fachbereiche inkludiert. “Außerdem ist es ein Handwerk, das nicht jeder beherrscht, denn es erfordert viel Fleiß und Lernbereitschaft”, weiß der 21-jährige Orgelbauer.

Königin der Instrumente
Seit Jahrhunderten gilt die Orgel als Königin der Instrumente, denn sie ist das größte und in der Ausstattung prächtigste Musikinstrument. Die Faszination für den Orgelbau hat Maximilian Schertler auch nach drei Jahren Lehrzeit noch nicht verloren. “Es ist wichtig, dass wir nicht nur die Arbeit in der Firma sehen. Deshalb werden wir bereits ab dem 2. Lehrjahr an den Restaurationsort geschickt, um zu schauen, wie die Lage vor Ort ist. Das ist eine richtig tolle Sache”, so das Handwerkstalent.
Auch das Thema Nachhaltigkeit wird bei der Firma Rieger großgeschrieben. So verwendet das Orgelunternehmen lediglich heimisches Holz aus Vorarlberg und Tirol. Das Holz wird dann ein halbes Jahr in der Firma gelagert, damit es auch akklimatisiert werden kann. Dabei handelt es sich um zertifiziertes Holz. Meistens ist es Gebirgsholz, das besonders stabil ist.

Viel unterwegs
“Das Tollste an meiner Arbeit ist sicherlich die Fahrt auf Montage, bei der ich auch schon Teil des Teams war”, berichtet der Orgellehrling. Die Firma Rieger ist weltweit tätig. Neben Orgelprojekten in China ist aber auch Skandinavien, derzeit vor allem Finnland, ein häufiges Arbeitsgebiet des Unternehmens. “Mit einem Freund war ich bereits in Helsinki für den Pfeifeneinbau”, so der 21-Jährige. Aber auch eine mehrwöchige Montage in Oberösterreich stand bereits auf der Liste. Dabei ging es um Restaurierungsarbeiten, bei der die Orgel geputzt und gestimmt werden musste. Der Spieltisch der neuen Grazer Domorgel war ebenfalls Teil seiner Arbeitsprojekte. Derzeit ist der Höchster mit der Restaurierung der Windversorgungsanlage der Kaiserjubiläumsorgel in Bad Ischl versorgt.
Wenn wir auf Montage sind, haben wir meistens eine Sechs-Tage-Woche. Dass dann noch Zeit bleibt, um diverse Städte zu erkunden, ist ein absolutes Highlight.
Maximilian Schertler, 21, Orgelbauer bei der Firma Rieger

Maximilian Schertler
ALTER 21 Jahre
GEBURTSDATUM 12. September 2001
WOHNORT Höchst
AUSBILDUNG Matura am Bundesgymnasium Lustenau, Zivildienst, Lehre bei Rieger Orgelbau in Schwarzach
HOBBYS Schwimmen, Wandern, Skifahren