“You’ve Come a Long Way, Baby”: Fatboy Slim wird 60

Norman Cook gehört zu den prominentesten Vertretern britischer Tanzmusik.
London Wenn seine alten Hits heute im Radio laufen, ist vielen Hörern gar nicht bewusst, dass es sich um den Mann handelt, der als Fatboy Slim ein Weltstar wurde. Mit der britischen Indieband The Housemartins verbuchte Norman Cook in den 1980er-Jahren erste Erfolge. Seine zweite Karriere verlief jedoch noch erfolgreicher. Fatboy Slim gilt als einer der einflussreichsten Elektro-Musiker, DJs und Produzenten. Heute wird er 60 Jahre alt.
Stilprägendes Werk
Seit den späten 90ern steht neben den Chemical Brothers, Leftfield oder The Prodigy der Name Fatboy Slim für die als Big Beat bekannte Richtung elektronischer Tanzmusik. Sein 1998 veröffentlichtes, zweites Album „You‘ve Come a Long Way, Baby“ war ein stilprägendes Werk, das Kritiker begeisterte und ein kommerzieller Erfolg wurde. Hitsingles wie „Praise You“, „Right Here, Right Now“ oder „The Rockafeller Skank“ durften fortan auf keiner Tanzfläche fehlen.
Cooks Lieder sind akustische Collagen, in denen er Samples von Dialogen, Drums und Melodien zu etwas völlig Neuem kombinierte. Allein für „The Rockafeller Skank“ bediente er sich unter anderem bei der Rock‘n‘Roll-Band The Bobby Fuller Four, Superstar David Bowie, Gitarrenlegende Duane Eddy und Filmkomponist John Barry. Der gesprochene Part stammt von dem Rapper Lord Finesse, der seine Zustimmung für das Sample gab, sich im Nachhinein aber geärgert haben soll, dass er sich keine Erfolgsbeteiligung gesichert hatte. Neben seinen eigenen Singles setzte Cook mit seinen Remixen von Songs anderer Künstler Maßstäbe im Dance-Genre. So erreichte „Brimful Of Asha“ von der Alternative-Rockband Cornershop erst im tanzbaren Norman-Cook-Mix die Spitze der britischen Charts. Für die Beastie Boys remixte er „Body Movin‘“, für die Hip-Hop-Ikonen A Tribe Called Quest mischte er „I Left My Wallet In El Segundo“ neu ab.
Vergleich mit einem Affen
Nicht nur im Studio machte sich Fatboy Slim einen Namen, sondern auch als Live-Performer. Dabei machte er sich gern öffentlich darüber lustig, dass er während eines DJ-Sets im Gegensatz zu „richtigen“ Musikern nur Knöpfe drücke und Musik laufen lasse. „Ein Affe könnte das tun, was ich mache“, scherzte er einst. „Man spielt ja nur Platten ab.“ Sein Publikum störte das nachweislich nicht.
Als legendär gilt sein Auftritt am Strand von Brighton aus dem Jahr 2002. Die Veranstalter des kostenlosen Konzerts hatten mit 60.000 Zuschauern gerechnet. Am Ende tanzten rund 250.000 Menschen zu seinen Beats.
Die Show hat Cook, der auch Teilhaber des Fußballvereins Brighton & Hove Albion ist, auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht. Man sieht jubelnde, tanzende Menschenmassen, soweit das Auge reicht. 2022 gab es ein Revival, allerdings mit deutlich weniger Menschen.
Mittlerweile trocken
Lange Zeit habe er kaum einen Auftritt nüchtern absolviert, gab Cook später zu. Wegen Alkohol- und Drogenproblemen unterzog er sich 2009 einer längeren Entziehungskur. Mittlerweile ist er nach eigener Aussage trocken. Privat war er 18 Jahre mit der BBC-Moderatorin Zoe Ball verheiratet. 2016 trennte sich das Paar, das zusammen einen Sohn und eine Tochter hat.
In den Mainstream-Charts ist Fatboy Slim nicht mehr so präsent wie um die Jahrtausendwende, still wurde es aber nie um ihn. Immer wieder veröffentlicht er neue Musik und Remixes. Mit David Byrne von den Talking Heads produzierte er das Konzeptalbum „Here Lies Love“, das jetzt sogar als Musical am Broadway aufgeführt wird. Der Titel seines Erfolgsalbums, „You‘ve Come a Long Way, Baby“ (Du hast es weit gebracht, Baby), trifft voll auf ihn zu.
Psycho-Hygiene
Nebenbei engagiert sich Cook für verschiedene gemeinnützige Dinge. Während der Pandemie servierte er in seinem Café in Brightons Nachbarort Hove, weil Personal ausgefallen war. Das habe auch seiner eigenen Psyche gut getan. „Ich hatte jahrelang keinen ehrlichen Job gemacht“, sagte Norman Cook dem „Guardian“. „Es hat mich wirklich bei Verstand gehalten.“