Sonnenpionier will es noch einmal wissen

Menschen / 05.10.2023 • 20:39 Uhr
Seit Mitte September speichert Horst Zimmermann den überschüssigen Strom der PV-Anlage im innovativen Second-Life-Energiespeicher von e.battery systems. e.battery systems, Risch Lau, Hermann Thüringer
Seit Mitte September speichert Horst Zimmermann den überschüssigen Strom der PV-Anlage im innovativen Second-Life-Energiespeicher von e.battery systems. e.battery systems, Risch Lau, Hermann Thüringer

Mit dem Sonnenhaus 2.0 wagt Horst Zimmermann ein ganz besonderes Energie-Experiment.

Göfis Sie waren die „jungen Wilden“, die, von der Ölkrise 1973 befeuert, als Vorreiter für die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern eintraten. Der eine, Horst Zimmermann, Gründer und Gesellschafter der Zima-Holding, der andere, Arnold Feuerstein, geschäftsführender Gesellschafter der „Dorf-Installations- und Dorf-Haustechnik“ in Götzis. Der nunmehr 84-jährige Sonnenpionier Horst Zimmermann erinnert sich zurück. „Auch wir wollten eine Ölheizung einbauen.“ Der Öltank sei schon auf der Baustelle gewesen. Doch sie entschieden sich für eine thermische Solarnutzung. Damals etwas völlig Exotisches in Vorarlberg. „Aber ich habe immer gespürt, dass wir auf das richtige Pferd setzen!“

Noch gut kann sich der Zima-Gründer daran erinnern, mit Arnold Feuerstein durch ganz Europa gereist zu sein, um Objekte zu finden, die ihnen Impulse gaben. Mit diesem Wissen und jeder Menge Visionen entstand in Göfis ein Wohngebäude für zwei Familien, in herkömmlichem Mauerwerk, mit 60 Quadratmetern Sonnenkollektorfläche nach Süden, einer Wärmepumpe und einem Speicher. Es war österreichweit das erste Sonnenhaus, und das Duo durfte sich 1977 über den Staatspreis für Energieforschung freuen. Von 1977 bis 1984 richtete das Wissenschaftsministerium außerdem eine Messstation im Sonnenhaus Göfis ein.

Kühlung wird wichtiger

Inzwischen ist ein knappes halbes Jahrhundert vergangen. Für Zimmermann kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Im Gegenteil: Aus Anlass der aktuellen Klimadiskussionen wollte er es noch einmal wissen und errichtete neben dem bestehenden Sonnenhaus ein weiteres. Das Sonnenhaus 2.0. Mit dem Ziel, es möglichst energieautark zu betreiben. Ausgestattet ist es mit einer topmodernen PV-Anlage auf dem Dach und in den Fassaden, einer Sole-Wasser-Wärmepumpe und einer Erdsonde für den Heiz- und Kühlbetrieb. Hinzu kommt ein ausgeklügeltes Energiemanagementsystem. „Schon im ersten vollen Betriebsjahr konnten wir einen durchschnittlichen Autarkie-Grad von 54 Prozent verzeichnen“, freut sich der experimentierfreudige Visionär über die Messwerte. Der überschüssige Strom wurde zuerst einem 1400 Liter großen thermischen Speicher zugeführt und ab 2022 bei der OeMAG, Abwicklungsstelle für Ökostrom, eingespeist.

Doch nicht nur die Anzahl der Gebäude ist gewachsen, sondern auch das Team.

Neben Horst Zimmermann und Arnold Feuerstein sind nun auch dessen Sohn Samuel Feuerstein, Michael Metzler von der Immobiliengruppe ZM3 sowie ein Team des Technologieunternehmens e.battery systems mit im Boot. „Unser Ziel ist es, zu erforschen, wie Batterien in unseren Breitengraden den Autarkie-Grad verbessern können“, erklärt Zimmermann. „Im Idealfall erhoffen wir uns bis zu 75 Prozent.“

Pilotprojekt

Seit Mitte September sind Second-Life-Energiespeicher von e.battery systems im Sonnenhaus integriert. Die Idee, gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien von Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen einer Zweitnutzung zuzuführen, gefiel ihm. Wegen der Kostenersparnis von bis zu 30 Prozent ebenso, aber vor allem weil Ressourcen geschont werden. Immerhin verlängert die Entwicklung des Wolfurter Unternehmens die Lebensdauer der Autobatterien nochmal um rund zehn Jahre. Zimmermann testet bei seinem Pilotprojekt aktuell die kleinste Variante des Energiespeichers im 19-Zoll-Serverschrank. „Natürlich ist die Anlage für das Zweifamilienhaus etwas überdimensioniert“, gibt er zu. „Aber wir betreiben gemeinsam mit e.battery systems echte Pionierarbeit und können so die Grenzen des derzeit Machbaren ausloten. Ich kann genau überwachen und steuern, wie sich Spitzen abdecken lassen und wie der Eigenverbrauch optimiert werden kann.“ CRO

„Wir erforschen gemeinsam die Grenzen der Autarkie.“

Horst Zimmermann führte viele Jahre sehr erfolgreich als Gastwirt die Andreas Hofer Stuben in Feldkirch.
Horst Zimmermann führte viele Jahre sehr erfolgreich als Gastwirt die Andreas Hofer Stuben in Feldkirch.
Horst Zimmermann ist passionierter Segler. Er gewann die Yardstick-1-Wertung.
Horst Zimmermann ist passionierter Segler. Er gewann die Yardstick-1-Wertung.
Für das erste Sonnenhaus wurden Horst Zimmermann und Arnold Feuerstein (Dorfinstallateur) 1977 mit dem Staatspreis für Energie­forschung ausgezeichnet.
Für das erste Sonnenhaus wurden Horst Zimmermann und Arnold Feuerstein (Dorfinstallateur) 1977 mit dem Staatspreis für Energie­forschung ausgezeichnet.

Zur Person

Horst Zimmermann

Geboren 14. Mai 1939

Wohnort Göfis

Laufbahn Hotelfachschule, im Hotelbereich bis 1969, 1970 Gründung der ZIMA

Familie verheiratet, 3 Kinder, 6 Enkel.

Hobbys Segeln, Rad fahren