„Ich fühle mich eigentlich nie als kleiner Mensch“

Menschen / 08.10.2023 • 22:04 Uhr
Glänzt seit mehr als zwei Jahrzehnten im Münster-Tatort: ChrisTine Urspruch. wdr
Glänzt seit mehr als zwei Jahrzehnten im Münster-Tatort: ChrisTine Urspruch. wdr

ChrisTine Urspruch im Interview über das Leben als Kleinwüchsige und ihre geliebte Tatort-Rolle.

berlin Als Rechtsmedizinerin im Münster-„Tatort“ kennen sie Millionen: ChrisTine Urspruch glänzt seit 2002 als kecke Assistentin des arroganten Pathologen Professor Boerne (Jan Josef Liefers), der ihr den Spitznamen Alberich verpasst hat – nach dem sagenhaften Nibelungenzwerg. ChrisTine Urspruch (für das große T im Vornamen entschied sie sich als Teenager) kam 1970 in Remscheid zur Welt, im Alter von sechs Jahren wurde bei ihr Kleinwüchsigkeit diagnostiziert. Nach dem Abitur spielte sie zunächst Theater. 2001 verhalf ihr die Titelrolle als Fabelwesen Sams im Kinofilm „Das Sams“ zu Bekanntheit, ehe die Figur als Rechtsmedizinerin Silke „Alberich“ Haller an der Seite von Jan Josef Liefers und Axel Prahl sie zum Fernsehstar machte. Urspruch ist mit einem Theaterregisseur verheiratet, das Paar hat eine Tochter und lebt in Wangen im Allgäu.

 

Millionen Menschen lieben Sie als gewitzte Rechtsmedizinerin Silke Haller im kultigen Münster-„Tatort“. Macht Ihnen die Rolle nach mehr als 20 Jahren noch Spaß?

Urspruch Natürlich liebe ich es, die „Alberich“-Rolle zu spielen. Diesen Herbst drehen wir eine neue Folge, und ich freue mich jedes Mal, dass es weitergeht. Es ist wie ein Klassentreffen, wenn man sich nach Wochen oder Monaten wieder sieht. Wir haben immer wunderschöne Themen und viel Humor beim Drehen, das ist ein großes Geschenk.

 

Der Münster-„Tatort“ spielt in einer eigenen Liga, was die Zuschauerzahlen angeht. Ist Ihnen das wichtig?

urspruch Früher war mir die Quote nicht so wichtig. Aber inzwischen geht mein Blick am Montagmorgen auch immer auf die Zahlen: Wie hoch sind sie dieses Mal? Ich freue mich dann immer sehr, und den anderen geht es auch so, es gibt montags häufig einen regen Austausch zwischen, Jan, Axel, den anderen Kollegen und mir – und wenn wir uns wieder treffen, wird gefeiert.

 

Hat Ihre markante Rolle als kleinwüchsige Rechtsmedizinerin im „Tatort“ dazu beigetragen, die Gesellschaft ein bisschen toleranter zu machen?

urspruch Das glaube ich schon. Eine große Umwälzung der Gesellschaft schaffen wir damit zwar nicht, aber doch eine schärfere Wahrnehmung, mit Andersartigkeit umzugehen. Ich treffe immer wieder Menschen, die mir sagen, dass meine Rolle ihnen unglaublich viel Mut macht. Die Rolle trägt tatsächlich sehr viel zur Selbstverständlichkeit von kleinen Frauen bei, das wurde mir ebenfalls schon des Öfteren mitgeteilt. Und wenn ich da so eine Art Vorbildfunktion ausüben kann, erfüllt mich das natürlich mit Stolz.

 

Sie waren gerade in der ARD-Filmreihe „Einspruch, Schatz“ zu sehen – dort spielte ihre Körpergröße keine Rolle.

Urspruch Es wäre eigentlich meine Idealvorstellung, dass solche Dinge gar kein Thema mehr sind. Wir erzählten das in der Reihe bewusst so, dass Unterschiede keine Rolle spielen. Das entspricht auch meiner eigenen Realität. Ich fühle mich eigentlich nie als kleiner Mensch, ich kenne mich ja gar nicht anders, habe seit Jahrzehnten gar keine andere Perspektive auf meine Welt und meine Mitmenschen. Von daher empfinde ich auch keine Einschränkungen. ski