„Borowski war anfangs ein Grobian“

Axel Milberg über 20 Jahre als Kieler „Tatort“-Kommissar und seinen nahenden Ausstieg aus der Krimireihe.
München Einer der dienstältesten „Tatort“-Kommissare feiert Jubiläum – und nimmt demnächst seinen Hut: Seit 20 Jahren geht Axel Milberg als spröder Kieler Ermittler Klaus Borowski in der Stadt an der Ostsee auf Ganovenjagd, unlängst hat der 67-Jährige angekündigt, dass er aus der Reihe aussteigt und demnächst für seinen letzten Fall vor der Kamera steht. Die Jubiläumsfolge „Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“ (26.11.) dreht sich um den Tod eines Säuglings und wurde teilweise beim Heavy-Metal-Festival in Wacken gedreht.
Herr Milberg, seit 20 Jahren spielen Sie den Kieler „Tatort“-Kommissar Borowski. Er ist ja ein schillernder Charakter – was ist Ihnen an ihm besonders wichtig?
Milberg Er hört gut zu. Er lässt sprechen, ohne moralisch zu bewerten, scheinbar ohne den Gesprächspartner unter Druck gesetzt zu haben – und entdeckt dann, was er für die Ermittlungen braucht. Das hat sich im Lauf der Jahre herausgebildet, das war nicht immer so.
Der Jubiläumsfall, „Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“, spielt im Umfeld des berühmten Heavy-Metal-Festivals. Wurde während des laufenden Festivals gedreht?
Milberg Wir haben einige Szenen im Vorfeld gedreht, als das Festivalgelände noch im Aufbau war, und haben am letzten Drehtag den Nachmittag und die Nacht dort gedreht, als die Bands auftraten vor etwa 80.000 Festivalbesuchern. Das war von unserer Produzentin Sabine Timmermann anderthalb Jahre lang vorbereitet worden.
Wie gefällt Ihnen die Musik?
Milberg Es gibt Bands, die ich kenne und für ihre Performance schätze, und die auch aufgetreten sind, zum Beispiel „Slipknot“. Aber ich war noch nie in Wacken und war super angenehm überrascht, auch über die Freundlichkeit der Heavy-Metal-Fans. Die Fans riefen „Borowski!“, wenn sie mich sahen, und machten Selfies mit mir.
Ende Jänner 2024 starten die Dreharbeiten zu Borowskis letztem Fall. Wird Borowski tragisch enden, oder wird es ein Abschied mit einem Lächeln?
Milberg Ich kann nur sagen: Es ist ein brutaler Fall. Ein Lächeln kommt sicher auch darin vor. Aber ich werde natürlich bis zum Tag der Ausstrahlung nichts verraten.
Warum hören Sie denn überhaupt auf?
Milberg Ich brauche die Freiheit, um neue Erlebnisse zu haben, neue Filme machen zu können. Für Reisen. Gerade die Verträge mit den Streamingdiensten verlangen größere terminliche Beweglichkeit, der Markt hat sich da geändert.
Also sind Sie nicht krimimüde?
Milberg Ich? Nein. Es geht immer nur um gute oder schlechte Filme. Egal, welches Thema Sie nehmen, ob Tierhaltung oder unerfüllter Kinderwunsch, Sie können immer sehr unterschiedlich erzählen, Komödien oder Krimis daraus machen. Dem neuen Team, das ab Herbst 2024 für Kiel ermittelt, wünsche ich natürlich ebenfalls gute Drehbücher und spannende Fälle.
Ist es heute immer noch ein Ritterschlag, „Tatort“-Kommissar zu sein?
Milberg Ich will nicht undankbar sein, aber ich habe ja schon vorher so viel anderes gemacht, dass ich das so nicht sagen kann. Überhaupt in diesem Beruf arbeiten zu können, ist schon fantastisch. ski