Tischlein deck dich: Gisela ist seit 14 Jahren Stammkundin

Eine andere Art von Weihnachtsbescherung: “Tischlein deck dich” bereitet mit der Lebensmittelverteilung vielen Menschen Freude.
Feldkirch Trotz der Kälte stehen die Menschen mit Ruhe in der Schlange. Einer nach dem anderen wartet, bis er an der Reihe ist. “Gruppe zwei ist als Erstes dran”, ruft ein ehrenamtlicher Helfer. Bei der Lebensmittelverteilung von “Tischlein deck dich” in Feldkirch hat alles ein System. “Jeder hat eine Karte, auf der draufsteht, wie viele Personen sich im Haushalt befinden”, erklärt Teamleiterin Silvana Schneider.

Vom Zivildiener wird die Zahl mit einem Marker auf die Hand der Person geschrieben. So wissen die Mitarbeiter, die die Nahrungsmittel austeilen, was für eine Menge sie ausgeben müssen. Bis zu 240 Menschen kommen jeden Dienstag zum Kapuzinerkloster, um sich Lebensmittel zu sichern. “Wir haben hier alles. Von Brot, Tiefkühlprodukten bis Joghurt und Gemüse. Heuer haben wir sogar Weihnachtsbäume gespendet bekommen”, erzählt Schneider.


Gerade vor Weihnachten kommen viele Spenden aus Eigeninitiative. “Sonst haben wir die Geschäfte, die wir eben immer abfahren.” Eine Knappheit an Lebensmittel gibt es bei “Tischlein deck dich” momentan nicht. Doch was immer fehlt, seien die Grundnahrungsmittel wie Reis, Nudeln, Mehl oder Zucker. “Jeder Klient fragt danach, weil es am längsten haltbar ist.” Was das für eine Herausforderung sein kann, weiß sie auch selbst. “Ich kenne beide Seiten des Tisches. Ich weiß, wie es ist, wenn man Klient ist. Für mich ist es deshalb anders, hier zu stehen”, erklärt sie. Nach ihrer Scheidung war die Alleinerziehende auch auf die Lebensmittelausgabe angewiesen.


Neben Schneider sorgen noch 25 andere Mitarbeiter, dass alles rund läuft. Einer davon ist Ahmed Nada. Er war erst Klient, nachdem er vor zehn Jahren aus Palästina hierher kam – jetzt arbeitet Nada als ehrenamtlicher Helfer. “Dadurch, dass ich Arabisch, Englisch und die Gebärdensprache kann, helfe ich den Leuten, die Deutsch nicht so gut können, hier das System zu verstehen”, sagt er. “Ich mag es, den Menschen zu helfen und etwas zurückzugeben.”


Große Hilfe
Wie schnell es einen treffen kann, weiß auch Gisela Eber aus Feldkirch. Die 85-Jährige kommt seit 14 Jahren zur Lebensmittelausgabe des “Tischlein deck dich”. “Mit der Scheidung hat es angefangen. Ich war ja damals schon 60 Jahre. Wir Hausfrauen waren immer zu Hause”, sagt sie.

Vom Staat bekommt sie gerade mal 300 Euro im Monat zum Leben. “Das, was ich an Geld bekomme, ist unter dem Existenzminimum.” Deshalb ist für Eber der Termin am Dienstag beim Kapuzinerkloster Pflicht. “Ich freue mich so sehr, dass ich hierher kommen kann. Ich habe eigentlich jedes Jahr in der Weihnachtszeit ein Bild für die Mitarbeiter gemalt, aber heuer habe ich Probleme mit der Schulter”, lächelt sie.

Trotz ihrer Situation bleibt die Feldkircherin positiv: “Ich habe es mir zur Pflicht gemacht, alles zu schaffen. Das Einzige, was ich mir wünsche, ist Frieden auf der Welt.”
